Starry night - Kim Jungwoo

661 37 3
                                    


Das Dach. Es war meine Zuflucht. Nur ich kannte den Ort. 
Alles hat vor 5 Jahren angefangen. Meine Eltern ließen sich scheiden. Meine Welt brach zusammen. In meinen Augen waren sie perfekt. Sie schienen füreinander geschaffen zu sein. Jedoch in den Augen meines Vaters war sie, meine Mutter nicht die Einzige. Ich war sauer, nein, ich bin immer noch sauer auf ihn. Wie konnte er es nur tun? Warum? 
Obwohl es meiner Mutter wieder gut geht und auch einen Freund hat, den sie über alles lieb, höre ich sie noch weinen. Immer noch. Man hört einfach nie auf zu lieben. Es ist wie ein Fluch. Wenn er dich befallen hat, hat er dich fest im Griff. Nur wenige werden ihn los. Leider war meine Mutter nicht stark. Mein Vater schon. Er hat wieder geheiratet und hat wieder eine Familie.
Ich ließ meinen Blick über den ganzen Himmel wandern. Langsam lehnte ich mich nach hinten, bis ich den Boden spürte und mich darauf niederließ. Mit meinen Kopfhörer in den Ohren schloss ich meine Augen. Bilder zogen an mir vorbei. Ein Junge. Er stand nicht weit von mir. Sein Gesicht war verschwommen. Ich streckte meine Hand aus, wollte seine ergreifen die ausgestreckt vor mir lag. «Nimm sie doch», sagte er mit einer sanften Stimme. «Ich kann nicht.»
 «Lass das Vergangene los.»  Ich biss mir auf die Zähne und mein Kiefer begann zu schmerzen. 
Abrupt riss ich meine Augen auf. Habe ich nicht gerade Schritte gehört? Mein Blick schnellte zur Seite. Weiße Schuhe standen vor meinem Gesicht.  Erschrocken setzte ich mich auf und blickte die Person an. Sein Gesicht sah weder überrascht noch ängstlich aus. Nicht so wie meins.
Der junge Mann lachte leicht. Seine Stimme war sanft und ruhig. «Tut mir leid dich so zu erschrecken.»
Ich streifte meine Kopfhörer ab und stand ganz auf. Er war etwas grösser als ich und war schlank. Seine Haare hatten einen leichten silbernen Stich, die ich im dunklen noch sehen konnte. 
«S-schon gut. Hier rauf kommt sonst niemand.» Er lächelte und nickte leicht, als verstünde er. Er setzte sich und ich setzte mich neben ihn. «Ist auch das erste Mal dass ich hier bin. Zuhause hatte ich auch so einen Ort. Jetzt, da ich umgezogen bin, brauchte ich einen anderen Ort.» 
Unsicher blickte ich ihn an. Irgendwie kam er mir bekannt vor. «Kennen wir uns?», fragte ich direkt ohne auf sein Gesagtes einzugehen. Erneut lachte er leicht und mein Herz machte einen kleinen Sprung. Er war anders. Anders als die anderen Jungs die ich bis jetzt kennengelernt hatte. «Keine Ahnung», sagte er und blickte hoch. Zu den Sternen, zu der kleinen, dünnen Sichel, der der Mond war. Einmal atmete er tief die Luft ein, ehe er mich wieder anblickte. Meine Augen hatten ihn nie verlassen. Als wäre ich fasziniert von ihm. «Ich glaube der Sternenhimmel ist interessanter als mich anzustarren», gab er von sich und zog die Beine an. Schnell und etwas beschämt blickte ich auf meine Hände die auf meinem Schoss lagen. «Jungwoo.»
Ich blickte ihn an. Überrascht wie schnell er mir den Namen verraten hatte. «Hast du auch einen?», fragte er und blickte wieder in den Himmel. «Was?», fragte ich stotternd. Und schon wieder lachte er. Nicht das normale lachen wenn jemand etwas Dummes gesagt hatte, sondern das Lachen, das Verständnis zeigte. 
  «Ob du auch einen Namen hast», meinte er nun sichtlich amüsiert. Nervös begann ich zu lachen. «A-ach ja das. Ja ich habe einen.» «Und den verratest du mir auch? »   
Zu Beginn langsam, danach etwas schneller schüttelte ich den Kopf. «Also muss ich ihn erraten?» Ich nickte. «Hmm», machte er spielerisch und wandte seinen Blick mir zu. «K?» 
Ich schüttelte den Kopf. «J? M?» Nun lachend schüttelte ich den Kopf. « Den Anfangsbuchstaben kannst du mir doch bereits verraten. Oder nicht?», fragte er ungeduldig und wippte nun mit den Füssen leicht auf und ab. «Hmm», gab ich von mir ehe ich einen Schubs bekam. Leicht kippte ich auf die Seite, fing mich aber wieder.«Okay okay. Ich sags dir schon.»
Erwartungsvoll blickte er mich an. «Mit A.» 
Und schon begann es zu regnen mit Namen die mit A lauten konnten. Erfolglos, nah gefühlten 50 Namen, blickte er mich an. «Es sind nur zwei Buchstaben», gab ich einen weiteren Tipp und lachte. Unsicher blickte er mich an. «Ai?» Eifrig nickte ich. «Ai», wiederholte er erneut und richtete seinen Blick nach unten, ein Lächeln zierte seine Lippen. Es hörte sich an, als kannte er eine Ai. Eine andere Ai. Deshalb fragte ich ihn auch. Er schüttelte den Kopf. «Nur der Name kommt mir bekannt vor», war seine Antwort, danach schwieg er. Jedoch nur für eine Minute. «Schöner Name.» Ich begann zu schmunzeln. 
«Danke, das ist deiner auch», entgegnete ich sein Kompliment und starrte die Sichel an. Danach schwiegen wir für eine Weile. «Warum bist du hier Ai?», fragte Jungwoo und blickte nach einer Ewigkeit mich wieder an. «Keine Ahnung. Vielleicht um meine Gedanken freien Lauf zu lassen. Du?» «Ich glaube mir geht es genauso.» «Du glaubst?», fragte ich etwas belustigt. Er schnaufte leicht grinsend. «Ich glaube eher dass das Treffen hier kein Zufall war.»
«Wie kommts?», fragte ich und spielte mit meinem Handy. Keine Antwort. Jedoch nicht sofort. 
«Ist so ein Gefühl», murmelte er schon fast.

NCT Shortstories (DE)Donde viven las historias. Descúbrelo ahora