I see you - Jung Jaehyun

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Die Musik dröhnte in meinen Ohren. Mein Blick wanderte zum Fenster. Draussen dämmerte es bereits und ich hievte mich hoch. Ich wusste was draussen los war. Reihenweise hatten Gruppen auftritte. Die Bühne befand sich direkt vor meinem Hotel. In ein wenigen Stunden würde ich ebenfalls auf dieser Bühne stehen. Ob ich nervös war? Nein. Nicht mehr. Ich konnte mir dies nicht selbst erklären, aber es war einfach ein seltenes Phänomen. Das Geschrei von draussen liess mich aus den Gedanken fahren. Dies dauerte schon eine Stunde lang so, aber ich hatte mich daran gewöhnt. Diesmal getraute ich mich aus dem Fenster zu schauen und ich schob die Vorhänge auf die Seite. Die Gruppe bestand aus zehn Personen. Ich öffnete die Balkontüre und trat hinaus. Ich war ziemlich nahe beim Geschehen und hatte einen guten Überblick über die Performer. Eigentlich müsste ich sehr glücklich sein, wenn ich jetzt ein Fan von ihnen wäre. Ich grinste und ein kleines Lachen entfuhr mir. Meinen Blick wandte ich wieder an die Gruppe und begann jeden einzelnen zu mustern und analysieren. Jedoch bei einem blieb ich hängen. Sein Haar war hellbraun. Je nach Licht schimmerten sie auch etwas lilafarben auf. Alles um mich verschwand. Meine Augen folgten ihm unaufhörlich. Ohne es zu erwarten schnellte sein Blick zu mir und ich erschauderte. Schnell riss ich meinen Blick von ihm. Jedoch nur für Millisekunden ehe ich ihn wieder anblickte. Sein Blick galt wieder dem Publikum vorne. Ein Grinsen zierte seine Lippen und es steckte mich an. Hatte er tatsächlich mich gesehen? Grinste er wegen mir? 

Obwohl es nicht die gesündeste Position war stützte ich mich auf dem Geländer ab. Mein Blick galt wieder ihm. Die Musik verebbte und die Menge begann erneut laut zu werden. Ich schmunzelte. Wie wäre ich wohl drauf gewesen, wenn meine Lieblingskünstlerin aufgetreten wäre?
Die Menge teilte sich. Security Männer standen eng aneinander um die Gruppe zu schützen die sich gerade einen Weg durch die Menschenmasse hindurch bahnten. Unter meinem Balkon befand sich der Eingang zum Hotel und diese wurde auch von ihnen angesteuert. Etwas verwirrt runzelte ich die Stirne. Sie hatte ich zuvor nie im Hotel gesehen. Ich war eigentlich viel in der Lobby unterwegs, am Pool und in den Tanzräumen dort. Grübelnd lief ich wieder nach drinnen. Ein Blick auf die Uhr verriet mir, dass ich losmusste. Ich wollte noch einmal meine Performance durchmachen, ehe ich in die Maske ging und mich umzog. Schnell ergriff ich meine Sporttasche und öffnete die Tür. Stimmen waren zu hören und ich blickte den Gang hinunter. Dort kamen gerade die Jungs angelaufen, die vorhin auf der Bühne standen. Vorab ging ein aschblonder Typ. Hinter ihm entdeckte ich einen Schwarz- und Rothaarigen. Es waren nicht alle dabei. Zwei schienen zu fehlen, soweit ich zählen konnte. Während sie an mir vorbei gingen nickten ein paar mir zu während die anderen mich nur musterten und sich wohl keinen weiteren Gedanken machten. Sie waren gutaussehend, und wie. Gutaussehende Asiaten hatte ich noch nie so viele auf einmal gesehen. Jedoch liess ich mir nichts anmerken und lief los. Völlig in Gedanken lief ich um die Ecke, nicht sehend, dass jemand auf mich zu kam. Als ich es bemerkte, lag ich schon auf dem Boden der Tatsachen und rieb mir die Stirn. Die hatte etwas abbekommen.
«Oh tut mir leid. Ich habe dich nicht gesehen», entschuldigte sich der braunhaarige Typ, den ich noch etwas verschwommen vor mir sah. Ich ergriff seine Hand und liess mich von ihm hochziehen. Nun erkannte ich ihn. Der braunhaarige mit dem lilafarbenen Schimmer. Auf seinem Gesicht erschien ein Lächeln als er mein Gesicht musterte. Jedoch sagen tat er nichts. Ein mulmiges Gefühl übermannte mich. Nicht ein negatives, sondern ein Positives. «Ist es normal hier, dass man so angestarrt wird?», fragte er und sein Englisch hörte sich sehr gut an obwohl er zu den Anderen Typen gehörte.
«N-nein», stotterte ich und machte einen Schritt zurück. «Whoa, pass auf Kleine», ertönte eine Stimme hinter mir. Ausversehen war ich, als ich rückwärtslief, in jemanden reingelaufen. «Ach da bist du. Wir hatten schon Angst, dass du verloren gegangen bist.»
Ich drehte mich um. Ein schwarzhaariger, grosser Mann stand vor mir. Dieser blickte mich nun von oben herab an. Gross war ich nicht, daher erschien er mir wie ein Riese. Sein Lächeln war unverkennbar und attraktiv. «Und, schon jemanden gefunden?»
Mein Kopf drehte sich wieder zu dem Braunhaarigen. Dieser blickte mich gelassen an. Danach hob er eine Augenbraue. «Darf ich?», fragte er und ich stellte mich auf die Seite. «Johnny», sagte der schwarzhaarige Typ und nickte mir zu. «May», gab ich von mir. Eine Weile blieben wir so stehen ehe auch der hellbraunhaarige Typ sein Mund auftat. «Jaehyun», meinte dieser und schlug den nun mir bekannten Johnny auf die Schulter. Es schien ein Zeichen zu sein, dass er gehen wollte. Dieser verstand und langsam drehten sich beide mir den Rücken zu. Ich blickte beiden lange nach. Innerlich hoffte ich, als ich um die Ecke blickte um die sie verschwunden waren, dass er noch einmal zurückblickte. Doch er tat es lange nicht, also beschloss ich, meinen Weg weiterzuführen. In der Lobby angekommen steuerte ich direkt die Tanzräume an. Leider wurde aber mein Vorhaben etwas gebremst da sich der Rezeptionist vor mich stellte. «Alle Räume sind leider ausgebucht Miss. Sie können sich gerne einer Gruppe anschliessen oder sie müssen einen anderen Ort finden.»
Innerlich verfluchte ich mich. Hätte ich doch einen Raum reserviert. Vorhin musste ich das nie, da nicht so viele Leute da waren, jedoch jetzt war es zu spät. Höflich dankte ich ihm für die Information und drehte mich zähneknirschend um. «Wie dringend brauchst du einen?», hörte ich eine Stimme sagen und drehte mich zu ihr. Ein zierlicher und etwas kleinerer Typ stand von einem Sessel auf und kam auf mich zu. «Sehr dringend.» «Wir wollte eigentlich nur etwas Spass haben und uns auslassen. Wenn du willst, kannst du mit uns kommen.»
Der Junge sah gerade aus als wäre er aus einer Schule abgehauen und hätte sich hier verirrt. Ich musterte seine Kleidung. Irgendwie hatten sie Ähnlichkeit mit denen die ich im Flur angetroffen hatte, Johnny und Jaehyun hiessen sie doch oder? War er einer von ihnen?
«Alles okay?», holte mich der Junge aus den Gedanken. «Standst du nicht vorhin auf der Bühne?»
Seine Augen wurden gross. «Du kennst mich? Bist du ein Fan?», fragte er auch sofort und blickte sich etwas ängstlich um. Ich lachte. Er sah süss aus, wenn er so verwirrt durch die Gegend blickte.
«Ich bin May», sagte ich und streckte meine Hand aus. «Kein Fan. Hab erst heute das erste Mal ein Lied von euch gehört», füget ich noch hinzu. Etwas erleichtert gab er mir ebenfalls die Hand. «Mark.»
Bevor ich etwas sagen konnte wurde ein Arm um seine Schultern gelegt. «Ach Mark.»
Ich blickte die Person an. Es war Johnny. Nun trug er etwas Bequemeres. Seine schwarze Trainerhose und das Shirt das darin nur vorne steckte, liessen seine Beine länger wirken und somit auch ihn attraktiver. «Ich habe ihr nur angeboten mit uns den Tanzraum zu nutzen. Sie muss trainieren.»
Der aschblonde Typ den ich im Gang sah, kam auf uns zu. Er schien ihnen etwas mitzuteilen was ich nicht verstand. «Er meint, das müsste man zuerst mit ihm klären», übersetzte Mark für mich, denn meinem Gesicht sah man wohl an, dass es ein einziges Fragezeichen war. «Dann kannst du ihm ja sagen, dass ich nachher in», ich hielt kurz inne um auf meine Armbanduhr zu schauen, «knapp 3 Stunden einen Auftritt habe und ich den gerne noch ein paar Mal proben möchte.»
Johnny und auch Mark hoben erstaunt ihre Augenbrauen. Eine weitere Stimme schaltete sich ein. Ehe ich mich versah trat Jaehyun auf uns zu. Der aschblonde Mann nickte verständlich und wandte sich an mich. «Das sollte gehen», brachte er brüchig heraus. Meine Sprache schien also nicht so geläufig zu sein bei ihm. Warum konnten denn die anderen Drei sie dann so gut und er nicht?
«Du weisst nicht wer wir sind oder?», fragte mich Johnny und veranlasste mich ihn wieder anzublicken. Ich schüttelte den Kopf und wollte schon etwas sagen als Mark mir zuvorkam. «Das habe ich sie auch schon gefragt. Regular war ihr erster Song den sie gehört hat von uns.»
Irritiert runzelte ich die Stirn. «Regular ist unser Song den wir vorhin performt haben», klärte Johnny mich auf. Nun verstanden was Regular war, nickte ich und blickte zu Mark. Dieser deutete, dass ich vorausgehen sollte. NCT stand an einem der Türen und ich drehte mich zu ihnen. Sie waren nun vollzählig zu sein und zehn Augenpaare blickte mich etwas belustigt an. «NCT?», fragte ich vorsichtig. Langsam begannen sie zu nicken. Ich drehte mich schnell wieder um. Mein Kopf begann warm zu werden. Hoffentlich sah man es mir nicht an. Mit Bedacht stiess ich die Türe auf und trat ein. Für den nächsten hielt ich die Tür bis er, Mark, sie entgegen nahm. Meine Tasche stellte ich neben der Musikanlage hin. «Nun, zeig uns warum du trainieren willst.»
Die zehn Typen, von denen ich nicht einmal allen den Namen kannte, starrten mich nun an. Ich war es zwar gewohnt, wenn die Aufmerksamkeit auf mir lag. Aber diese Situation war etwas anders.
«Warum starrt ihr mich alle so an?»
Ein Lachen ging durch die Reihe. «Wenn ihr mich tanzen sehen wollt, dann müsst ihr schon zum Auftritt heute kommen», etwas provokant hob ich eine Augenbraue. Sie tauschten untereinander Blicke aus, die ich nur schwer entziffern konnte. «Wir müssen aber wissen mit wem es wir hier zu tun haben», konterte Johnny nach einer Weile und verschränkte seine Arme. «Nun gut», seufzte ich schon fast und drehte mich um, um mein Handy mit der Stereoanlage zu verbinden. Ich drückte auf Play und begann zu tanzen.

NCT Shortstories (DE)Where stories live. Discover now