~Part twenty-seven~

51 5 14
                                    

Life ~ The Avett Brothers
*******************************************
P.O.V. Liv

Leises Vogelgezwitscher dringt in mein Ohr und ich höre, wie die Bäume im Wind rauschen. Ich nehme zwei tiefe Atemzüge, dann schlage ich die Augen auf.
Kurz muss ich blinzeln, um mich an die Helligkeit zu gewöhnen. Als das geschehen ist, will ich mich nach rechts drehen, um aufzustehen.
Doch etwas hindert mich daran, irgendetwas, das um meinen Bauch geschlungen ist oder wurde. Ich drehe meinen Kopf nach unten und mein Blick fällt sofort auf den Arm, dessen Unterseite von Sehnen durchzogen ist.

Blitzartig schießen mir die Erinnerungen von gestern Abend in den Kopf, welche ich bis jetzt verdrängt hatte. Röte verbreitet sich auf meinem Gesicht, wenn ich daran denke, wie Ian mir gezeigt hatte, dass ich meine Seele noch besitze. Aber tiefe Trauer überfällt mich, als die Bilder von Ians Geschichte vor mein Inneres Auge treten. Es hatte mich bewegt und aufgewühlt, was er gesagt hatte und ich habe viele Fragen, mit denen ich ihn gestern jedoch nicht belasten wollte.

Ich drehe mich, nachdem ich nun bemerkt habe wo ich bin, nach links und sofort schwebt sein Gesicht vor meinem.
Seine bernsteinfarbenen Augen sind verdeckt von seinen Lidern. Die dunklen Haare fallen an manchen stellen in sein Gesicht. Von Trauer berührt merke ich, dass sich tiefe Augenringe in die Haut unter seinen Augen graben.
Ich muss widerwillig feststellen, dass er ziemlich erschöpft aussieht, da das gestrige Gespräch sicher an seinen Nerven gezerrt haben muss.

Gerade, als ich wieder meine Augen schließen möchte, um ein wenig weiterzuschlafen, schlägt Ian seine goldenen Augen auf und blickt mir wach ins Gesicht.
Genau in diesem Moment muss ich herzhaft gähnen, woraufhin ein Grinsen an seinen Mundwinkeln zupft.

"Was ist?" frage ich verständnislos.

"Findest du mich so langweilig, dass du bei meinem Anblick gähnen musst?" stellt er die Gegenfrage, nachdem er näher gekommen ist, als würde er so eine Antwort finden.

Ich spüre nun seinen Atem an meinem Gesicht, was mich unglaublich aus der Bahn wirft. Meine Hände fangen an, heiß und zittrig zu werden und ich kann spüren, wie mein Herz schneller schlägt.

Ich spiele das Spiel weiter, indem ich antworte: „Ja. Mich hat noch nie etwas so sehr gelangweilt, wie dein durchschnittliches Gesicht. Ich mein-"

Ich stoppe, als ich merke, dass sein Gesicht meinem immer näher kommt.

„Was wolltest du sagen?" fragt er gespielt unwissend und grinst schelmisch.

„Ähm. Ich wollte sagen, dass du ja nur langweilige braune Haare hast und deine-"

Ich werde abermals unterbrochen, als ich plötzlich seine angenehm kühlen Fingerspitzen an meiner überhitzten Haut fühle.

„Sprich dich ruhig aus." sagt er und sieht aus, als müsse er ein Lachen unterdrücken.

„Ian." sage ich und schließe ungewollt die Augen, als er damit anfängt, seine Finger auf- und abwandern zu lassen. Jedes mal, wenn sie über meine empfindliche Armbeuge streichen, muss ich mir ein Stöhnen unterdrücken.

„Was ist?" flüstert er und seine Worte lassen mich seinen Atem auf meinem Gesicht spüren.

„Hör bitte auf." sage ich mit zusammengebissenen Zähnen.

Im nächsten Moment bekomme ich Gänsehaut an meinen Armen und verfluche meinen Körper dafür, dass er mich verrät.

„Dein Körper sagt aber etwas anderes." flüstert er in mein Ohr, über das sein Gesicht in diesem Moment schweben musste.

Ich spüre regelrecht, wie wir beide uns dem dünnen Eis nähern. Ich höre wie es knirscht. Und bekomme Panik.
Mir gefällt ganz und gar nicht, in welche Richtung sich dieses Gespräch bewegt. In jedem Moment würde die dünne Eisdecke zerbersten, weil ich nicht weitergehen kann. Gleich  muss ich ihn davor hindern, weiterzumachen und mich vielleicht zu küssen.

Was wäre, wenn... #daydreamers18Where stories live. Discover now