Kapitel 1 - ein neuer Anfang

26 1 0
                                    

In einem Waisenhaus am Rande von Paris saß ein fünfzehnjähriges Mädchen an einem Schreibtisch in einem grauen, relativ unschönen Zimmer. Sie hatte lange schwarz gewellte Haare und grüne herzliche Augen, sowie ein hübsches Gesicht, das trotz der vielen Sorgenfalten noch frisch wirkte.

Es klopfte. Das Mädchen fuhr zusammen und begann hektisch einige Rollen Pergament vom Tisch in einen Koffer zu räumen und Bücher zuzuklappen und zu verstecken. "Ja bitte!", rief sie zur Tür worauf hin diese sich quietschend öffnete und eine ältere ganz in grün gekleidete Dame das Zimmer betrat.

"Miss Chevalier?", fragte sie das Mädchen auf Englisch. Damit hatte die Schwarzhaarige nicht gerechnet. Sie war bis zu ihrem zehnten Lebensjahr in einer englisch-sprachigen Pflegefamilie aufgewachsen, aber hatte seit Jahren blos Französisch gesprochen, als sie von Waisenhaus zu Waisenhaus gezogen war und zwischendurch in ihrer Schule gelebt hatte.

"Ja, Madam.", antwortete das Mädchen.
"Du bist Aurélie, oder?", fragte die Dame weiter während sie einen grünen Spitzhut vom Kopf nahm und die Tür hinter sich schloss. "Ja, Madam.", bejahte Aurélie. "Miss Chevalier, ich komme von der Hogwarts-Schule für Hexerei und Zauberei, um Ihnen einen Platz dort anzubieten. Ich bin Professor McGonagall, Lehrerin für Verwandlung. Sie hatten einen Antrag fürs Schule wechseln gestellt, ist das korrekt?"

"Ja, Professor."

"Nun, dann habe ich hier einen Brief für Sie. Sie sind zwar erst fünfzehn, aber Ihr können ist außerordentlich weshalb Sie das sechste Jahr besuchen werden.", sagte die Professorin und streckte Aurélie einen schweren Pergamentumschlag entgegen. Das Mädchen nahm ihn mit leicht zitternden Händen entgegen und öffnete ihn. Es war tatsächlich ein Brief von Hogwarts! Aurélie hatte kaum zu hoffen gewagt, das sie diesen tatsächlich erhalten würde, und dass sie nicht mehr gezwungen war auf die Beauxbatons Akademie für Magie gehen zu müssen. Ihr Herz machte einen Hüpfer.

"Nun wenn es Ihnen recht ist, werden wir noch heute Ihre Schulutensilien besorgen gehen." "Natürlich, Professor. Jeder Zeit."
"Dann kommen Sie. Nehmen Sie meinen Arm." Diese Anweisung überraschte Aurélie etwas. Doch sie tat wie ihr geheißen und schon im nächsten Augenblick fühlte sie sich, als würde sie durch einen langen dunklen Schlauch gepresst werden, eine Sekunde später war das Gefühl auch schon wieder vorbei und sie hatte wieder festen Boden unter den Füßen.

"Wilkommen in der Winkelgasse, Miss Chevalier. Wir werden zuerst Ihre Uniform besorgen, danach die Bücher und die Zaubertrankutensilien. Folgen Sie mir." Die Professorin lief die sonnenbeschienene, von Zauberern und Hexen nur so wimmelnde Straße entlang, bis sie schließlich vor einem mit dunklem Holz vertäfelten Laden stehen blieb. Madam Malkins - Anzüge für alle Gelegenheiten.

"Ich werde draußen auf Sie warten", sagte McGonagall zu Aurélie, die nun den Laden betrat und von einer stämmigen Hexe mittleren Alters sofort begrüßt und auf einen Hocker bugsiert wurde. Bevor das Mädchen irgendetwas sagen konnte, begann Madam Malkins mit einem Maßband alles abzumessen, was abzumessen war, vom Scheitel bis zu den Fußspitzen und dem Abstand zwischen dem linken Ohrläppchen und dem kleinen Finger der rechten Hand, wurde an alles gedacht.

"So, das wärs.", sagte die Schneidersmeisterin und schwang ihren Zauberstab. Darauf hin kamen drei Auslagen der Hogwartsumhänge, der Röcke und Kniestrümpfe so wie der Schuhe, Strickjacken, Pullunder und der sich selbst reinigenden Blusen angeschwebt.

"Möchtest du eine Tüte, Liebes?", wurde das verwirrt dreinschauende Mädchen gefragt. "Ähm... ja bitte". Madam Malkins schwang ihren Zauberstab erneut und schon verpackten sich die Kleidungsstücke in die Tüten. "Das macht dann 50 Zauberfranc bitte." "Ich... äh... woher wissen Sie das ich aus Frankreich bin?" "Man sieht es dir an, Liebes, deine Haltung, den leichter Akzent und der Blick in deinen Augen."
Aurélie kramte in ihrem Geldbeutel und gab der Schneiderin das Geld. "Auf Wiedersehen", sagte sie, bevor sie mit einem Bimmeln der Ladenglocke das Geschäft verließ.

Draußen angekommen ging es von Madam Malkins weiter zu
Flourish & Blotts. "Kommen Sie, Miss Chevalier.", sagte McGonagall und betrat den Laden. Drinnen war es gemütlich, so vollgestopft mit Büchern. Aurélie mochte Bücher. Sie waren ihre einzigen wahren Freunde. Die anderen die sie hatte, so wie ihre Familie, hatten sie im Stich gelassen, oder waren frühzeitig gestorben. So wie ihre leiblichen Eltern. Und in der Schule hatte sie ihre beste Freundin verloren, deren Familie von Todessern ermordet worden war. Daher wollte sie keine Freunde. Denn Freunde starben.
Doch mit Büchern war das anders. Sie waren da wenn man sie brauchte und stellten keine unangenehmen Fragen.

"Bitte geben Sie mir ihre Liste, Miss Chevalier." McGonagall streckte die Hand aus und Aurélie gab ihr die Bücherliste.
Die Professorin tippte die aufgelisteten Bücher an und sofort kamen die Exemplare angeschwebt.
"Kommen Sie, Aurélie, zur Kasse und dann raus hier."

Mit den Büchern und Professor McGonagall im Schlepptau bahnte sich das Mädchen ihren Weg durch die Bücherregale und Hexen und Zauberer jedes Alters. "Achtung!", rief eine Stimme, die sie nicht kannte, doch schon kurze Zeit später fiel das Mädchen auf den Boden.

"Weasley!", bellte Professor McGonagall, "Sie kosten Gryffindor Punkte noch bevor das Jahr überhaupt angefangen hat!"
"Sorry, Professor! Das war keine Absicht", entschuldigte sich der Rothaarige und bückte sich um Aurélie beim Aufsammeln der Bücher zu helfen. Kaum stand sie wieder und hatte die Bücher wieder auf dem Arm war der Junge auch schon verschwunden.

Nach dem Sie die Bücher bezahlt hatten und auch bei der Apotheke die Zaubertrankzutaten besorgt hatten, apparierte McGonagall mit Aurélie zurück nach Paris.

"Nun, Miss Chevalier, ich werde Sie am 1. September um zehn Uhr hier abholen. Haben Sie Ihren Koffer gepackt und seien Sie reisefertig." Mit diesen Worten verabschiedete sich die Lehrerin und ließ Aurélie allein im Waisenhaus zurück.

Das Mädchen öffnete ihren Koffer...und verschwand darin.

Aurélie hatte ihn mit einem unaufspürbaren Ausdehnungszauber belegt und sich darin eine Art zu Hause eingerichtet. Einen Rückzugsort den niemand sonst kannte und an dem sie sich mehr zu Hause fühlte als jemals irgend wo anders.
Wenn man von dem Haus absah, wo sie mit ihren leiblichen Eltern und ihrem kleinen Bruder die ersten zwei Jahre ihres Lebens verbracht hatte.

Aurélie kam unten an. Die Wände des Zimmers, in dem man ankam, wenn man die Leiter hinab in den Koffer kam, bestanden aus Bücherregalen mit Märchen, Sachbüchern oder einfach Muggelgeschichten.
Das Mädchen räumte ein Regalbrett für ihre neuen Bücher frei und stellte die Bücher für das sechste Jahr in Hogwarts darauf.

Sie ging in das nächste Zimmer, in dem sie ihre Schuluniform von Beauxbatons, die des Waisenhauses und von denen davor, und ihre Privatklamotten hängen hatte. Sie hängte die Uniform für Hogwarts auf mehrere Bügel, nahm das blaue Kleid von Beauxbatons von der Kleiderstange und ersetzte es durch die schwarze Uniform. Sie gefiel ihr. Das Blau von Beauxbatons mochte Sie noch nie und war froh es endlich nicht mehr anziehen zu müssen.

Wie gefällt euch der Charakter von Aurélie? Lasst mich gerne in den Kommentaren wissen, wie euch dieses Kapitel gefällt!

LG, RoseSophiePotter

"What's coming will come, and we'll meet it when it does"Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt