Kapitel 2

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„Hallo", die Stimme hinter mir brachte mich total aus dem Konzept. Sie kam mir bekannt und gleichzeitig unbekannt vor. So als hätte ich sie seit Jahren nicht mehr gehört. „Du bist Phoebe." Das war keine Frage, sondern eine Feststellung. Ich drehte mich langsam um und sah in die tiefblauen Augen des Jungen. Nebel. „Ich kenne dich", hörte ich mich selbst flüstern. 

Damit brachte ich ihn aus dem Konzept. „Das glaube ich nicht", antwortete er und ich sah wie ihm für eine Sekunde die distanzierte Maske entgleiste und totale Verblüffung zum Vorschein kam. „Ich... habe ein Allerweltsgesicht", versuchte er das Thema beiseite zu schieben. Ich unterdrückte ein Grinsen. „Was?", fragte er mich. Mir wurde bewusst wie nah ich ihm stand. „Gar nichts, aber wenn du ein Allerweltsgesicht hättest, dann würde die Schönheitsrate dieses Planeten um 15% steigen.", ich inspizierte sein Gesicht. Seine Wangen färbten sich rosa. Hinter ihm schlug die Musik um und viele Pärchen liefen auf die Tanzfläche. Es war ein ruhiges Lied. Ich fing automatisch an ein bisschen mit zu wippen und mein Gegenüber schmunzelte. „Willst du tanzen?", fragte er mich und hielt mir seine Hand hin. Kurz überlegte ich, dann gab ich ihm meine und ließ mich von ihm auf die Tanzfläche führen. „Ganz offensichtlich kennst du meinen Namen", stellte ich fest, als wir anfingen zu Tanzen „aber du hast mir deinen noch nicht verraten." Ich warf ihm einen gespielt vorwurfsvollen Blick zu. Er lächelte verlegen. „Ich heiße Eros, ich bin ein Cousin von Cayden." Ich nickte nur nachdenklich. Je sicherer ich mir wurde, das ich ihn kannte, desto dichter wurde der Nebel in meinem Kopf. Ganz allmählich bekam ich wirklich Kopfschmerzen. Es musste Eros aufgefallen sein, denn er sah mich besorgt an. „Geht es dir nicht gut?", ich wurde von ihm aus dem Pavillon an die frische Luft geführt und setzte mich auf eine Bank am Wegrand. Eros setzte sich neben mich. „Was ist los?", er schien sehr besorgt. Immerhin kannte ich ihn kaum. Ich wollte ihm auch erzählen, das ich einfach nur Kopfschmerzen hatte, aber als ich den Mund aufmachte kam etwas anderes heraus: „Ich habe die ganze Zeit das Gefühl euch zu kennen. Dich und deine Familie. Aber immer wenn ich versuche mich an irgendetwas zu erinnern, bekomme ich Kopfschmerzen und habe so eine komische Nebelblockade im Kopf." Eros runzelte die Stirn. „Nebelblockade?", hakte er nach und klang beinahe belustigt. Aber nur beinahe. Ich konnte eine gewisse Beunruhigung in seiner Stimme erkennen. Auf einmal zitterte ich und Eros zog sein Jackett aus und legte es mir um die Schultern. Er sah nicht aus, als hätte er lange über diese Geste nachgedacht, er hatte gesehen, das ich fror und einfach gehandelt. Aufmerksam.

„Ich kenne dich wirklich irgendwoher, aber irgendetwas schneidet mich von meinen Erinnerungen ab.", ich versuchte es zu unterdrücken, doch ich wusste er konnte meine Verzweiflung hören. Er legte einen Arm um mich und biss sich auf die Unterlippe. „Es ist nicht immer alles so, wie es dir vielleicht erscheint", murmelte er kryptisch und ich drehte meinen Kopf verwirrt seinem zu. Es bildete sich eine Sorgenfalte auf der Stirn. Er machte sich Sorgen um mich, um mich! Eine völlig Fremde, die er auf einer Hochzeit angequatscht hatte. So blieben wir sitzen, er starrte auf den Boden und ich ihn an. Nach einigen Minuten verflüchtigte sich der Nebel langsam. 

„Also", setzte ich an. „Woher kenne ich dich?" Er sah mir ins Gesicht. Dann biss er sich erneut auf die Unterlippe und schüttelte kaum merklich den Kopf. „Phoebe...", versuchte er sich raus zu reden, doch ich blieb standhaft. „Du weißt etwas! Rede doch einfach mit mir", Eros fing an mich zu nerven. Nach einer Minute des gegenseitigen ins Gesicht starren verengten sich seine Augen zu Schlitzen. „Du würdest es sowieso niemals glauben", er klang verärgert. „Versuch es, vielleicht überrasche ich dich", wenn ich etwas wissen wollte, dann fand ich das für gewöhnlich auch raus. 

„Du würdest es nicht verstehen", murmelte er und sah zu Boden. Jetzt redete ich mich in Rage. „Du tauchst hier einfach so auf, verwirrst mich mit deinem Anblick immens, bist nett zu mir, gibst mir dein Jackett und machst die Andeutung, das du weißt was hier los ist, dann blockst du total ab und weigerst dich, mir weiterzuhelfen, weißt du eigentlich wie man sich dabei fühlt?" Ich hatte erwartet, das er zerknirscht wäre, doch stattdessen wurden seine Gesichtszüge hart. „Bitte Phoebe, frag nicht nach.", er klang fast beleidigt. „Immer musst du alles wissen", knurrte er und ich erstarrte mitten in meiner Bewegung. Plötzlich war es vollkommen still. „Immer?", hauchte ich und war dabei so leise, das es ein Wunder wäre, wenn er mich verstanden hätte. Jetzt hatte ich das zerknirschte Gesicht, das ich so dringend sehen wollte. „Was meinst du mit Immer?", ich stand vorsichtig auf. „Wir kennen uns gar nicht." Er holte tief Luft und stand ebenfalls auf. „Das...war nur so daher gesagt, wirklich."

„Das klang nicht so daher gesagt, bitte, sag mir die Wahrheit!", das war laut gewesen. Ein paar Gäste drehten sich zu uns um. Ich senkte den Blick. „Bitte"

Etwas an Eros' Blick änderte sich. Er wollte reden, man sah ihm an, das er mir sagen wollte, was los war. Er schloss die Augen für einen Moment. Dann fing er an zu reden. „Deine Schwester ist eine Diafani, das bedeutet sie kann mit den Göttern in Kontakt treten. In ihrem Fall kann sie allerdings noch sehr viel mehr. Diese Diafani- Gabe und Caydens Wette haben sie direkt in die Arme meines Cousins geworfen. Cayden ist eigentlich Prometheus, die anderen haben ihre Namen behalten, du kannst sie also zuordnen. Ich bin Eros, meine Mutter ist die Göttin der Liebe, Aphrodite. Ich bin so ungefähr das, was ihr Amor nennt, allerdings fliege ich schon seit der Antike nicht mehr durch die Gegend und verteile Liebespfeile. Wir kennen uns wirklich, ich sollte deine Familie beschützen, als du noch kleiner warst. Ihr brauchtet Schutz weil Gaia die Menschheit auslöschen wollte – ja, wirklich Ernst gemeint, die ganze Menschheit – Jess hat sie aufgehalten, allerdings wurdest du dabei mit reingezogen. Du hast die Schlacht miterlebt und damals alles erfahren. Nachdem das vorbei war, musste ich zurück nach Mytikas, der Welt der Götter. Nenn es von mir aus Paralleluniversum. Zeus sollte dann eigentlich deine ganzen Erinnerungen an uns löschen, aber irgendwas ist da ganz offensichtlich schief gelaufen. Wenn Jess und Cayden gestorben sind und ein menschliche Leben hatten, werden sie Zeus' Thron bekommen und über die Götter herrschen. Du solltest in all dem Zeug nicht mitspielen, allerdings scheint das unumstößlich zu sein, den deine Erinnerungen wurden nicht richtig gelöscht. Das, meine liebe Phoebe, ist übrigens unmöglich.", er holte endlich wieder Luft und ich konnte ihn nur mit offenem Mund anstarren und überlegen ob er die Wahrheit sagte. Es klang total irre, als hätte er ein Comic zitiert.

Plötzlich flog in meinem inneren Auge ein Basketball direkt in den Korb vor unserem kleinen Strandhaus. Ich sah eine kleinere Version von mir, wie sie ihren besten Freund und neuen Nachbarn anstrahlte. Nur diese eine Erinnerung, lief scharf gestochen in Endlosschleife, bis ich sie weg blinzelte.

Irritiert starrte ich Eros an. Er griff nach meiner Hand und zog mich hinter sich her. „Wohin gehen wir?", fragte ich irritiert. „Zu Zeus", bekam ich zur Antwort. 

Götterfunke Fanfiction - Phoebes ZukunftWhere stories live. Discover now