Kapitel 8

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Kristians Sicht:

Da saß ich nun im Auto und fuhr zur Berufschule von Liz. Warum?

Ich weiß es nicht!

Sie klang so verzweifelt am Telefon, hatte fast keine Stimme. Ganz heiser klang sie. Irgendwie süß.

Mitten unter der Arbeit hat mein Handy geklingelt. Als ich ihren Namen am Display gelesen hab wusste ich, egal was ist, ich musste sie sehen.

Die Fahrt dauerte über eine Stunde. Als ich sie anrief und ihr sagte, dass ich da bin, klang sie ganz verschlafen. Zur Begrüßung hatte ich sie kurz umarmt. Sie glühte am ganzen Körper. Ob das vom Schlafen war oder ob sie Fieber hatte konnte ich nicht genau sagen.

Sie ließ sich in den Beifahrersitz fallen, lächelte mich kurz an, und lehnte sich dann erschöpft gegen die Fensterscheibe. Ihre Augen waren geschlossen.

"Willst du nicht mal losfahren?", fragte sie mich nach einer Weile. Mist, ich hatte gar nicht bemerkt, dass ich sie studiert hatte. Ich drehte den Schlüssel um, startete den Wagen, drückte die Kupplung durch um einen Gang einzulegen und fuhr los. Ich fuhr nicht zu schnell um den fast leblosen Körper neben mir nicht durchzuschütteln. Als ich ein leises Schnarchen hörte musste ich schmunzeln.

Nach Anderthalb Stunden waren wir dann auch bei ihr zu Hause. Liz war in der Zeit nicht aufgewacht und schlief auch jetzt noch. Ich legte meine Hand auf ihre Stirn um zu fühlen ob sie heiß war. Warum nur tat ich so etwas. Mich hat noch nie etwas gesort, was nicht mich betraf. Oder meine Kinder. Meine zwei Jungs waren außer mir das Wichtigste in meinem Leben. Nein neben meinen Kindern war sogar ich unwichtig. Man, wie ich sie vermisste, seit ich auf der Straße lebte, hatte ich nicht mehr viel Kontakt zu ihnen. Ich bemühte mich sehr, denn ich wollte sie sehen. Aber ihre Mütter wollten das nicht so wirklich. Besonders die Mutter von meinem großen Sohn Patrick. Sie wollte ihm sogar einreden, dass er zu ihrem jetzigen Freund Papa sagen sollte. Aber ich war doch sein Papa. Nur weil ich nichts habe außer mich selbst, heißt das noch lange nicht, dass ich mich nicht um meine Kinder kümmern kann. Bei Thomas, meinem jüngeren Sohn, klappt das auch ohne Probleme. Den darf ich öfter sehen. Trozdem wünsche ich mir endlich wieder ein geregeltes Leben, und vor allem, dass ich meine Kinder auch mal länger als einen Tag bei mir haben darf.

Als sich Liz neben mir regte wurde ich aus meinen Gedanken gerissen.

"Sind wir schon da?", fragte sie mich total verschlafen. "Ja, schon ein paar Minuten. Ich wollte dich nicht wecken", antwortete ich ihr. "Du hättest nicht warten müssen bis ich von alleine aufwache", meinte sie. Ich glaube es war ihr etwas peinlich. Zumindest färbten sich ihre Wangen noch roter als sie schon waren. Falls das überhaupt noch ging.

"Danke, dass du mich abgeholt hast Kristian", sagte Liz. "Bitte nenn mich doch Krisu. Alle sagen Krisu zu mir seit ich denken kann", meinte ich nur und zuckte mit der Schulter. Sie nickte nur kurz und lächelte mich leicht an. Schnell öffnete sie die Tür und nahm ihre Tasche von der Rückbank. Ich war ebenfalls ausgestiegen, und das war auch gut so. Denn als sie ihre Tasche auf den Rücken schwingen wollte, schwankte sie ein wenig. Ich machte einen großen Schritt auf sie zu und hielt sie fest.

"Soll ich dich noch nach oben bringen?", fragte ich besorgt. "Nein, ich schaff das schon", meinte sie noch und löste sich aus meinem Griff.

Ich wartete noch bis sie bei ihrem Hauseingang war und setzte mich erst dann wieder ins Auto um wegzufahren, nachdem sie mir vom Balkon aus zugewinkt hatte. Warum ich nicht eher gafahren bin? Ich weiß es nicht. Ich weiß so vieles nicht seit ich dieses Mädchen kennengelernt habe. Warum war das alles nur so verdammt schwer? Warum nur musste ich Gefühle für dieses Mädchen hegen? Warum war alles nur so in meinem Leben gekommen wie es jetzt war?

Warum nur ist meine Lisi damals gestorben bevor ich sie fragen konnte ob sie mich heiraten will? Das hätte mein Leben um einiges leichter gemacht.

18 years between us (wird bearbeitet)Where stories live. Discover now