Kapitel 2

6.2K 142 66
                                    

In meinem Gehirn rasten 1000 Fragen herum.
Wir hatten Willi seit Ewigkeiten nicht mehr gesehen und auf einmal tauchte er wieder auf? Wo hatte er denn all die Jahre gesteckt?

"Schön,dass du wieder von deinem Ego-Trip runter gekommen bist", sagte Willi locker zu unserem Anführer.

Es dauerte nicht lange bis ich verstand,was er meinte. Er sprach von unserer Niederlage gegen die Nationalmannschaft und Leon,der uns damals verlassen hatte.
Damals war er schließlich auf Urlaub und als er wiederkam hatten die Wilden Kerle sich getrennt. Dass er wieder in Grünwald war,war das Letzte was ich von ihm gehört hatte.

Das war alles schon so lange her.Zumindest kam es mir so vor und aus irgendeinem Grund schockte mich das.

"Ich bin wieder zurückgekommen und war für meine Mannschaft da.Das kann man von dir ja nicht behaupten",erwiderte Leon.

Gedanklich fügte ich ein "Von dir aber auch nicht unbedingt" hinzu.

"Du gibst mir die Schuld?Ihr habt nie nach meiner Hilfe gefragt!",sagte Willi.
"Es wusste auch kein Mensch, wo du gesteckt hast",argumentierte die Nummer 13.
"Und davon habt ihr euch abhalten lassen?"
"Nein,wir haben dich einfach nur nicht gebraucht."

Erwartungsvolles Schweigen trat ein.Ich befürchtete schon,dass das nun zu viel war. Die Luft knisterte förmlich.

"Dann hab ich wohl was richtig gemacht",sagte Willi und lächelte.

Leon grinste ihn an und sie schlugen miteinander ein.
Ich sah erleichtert zu den Anderen,denen es genauso ging.

"Und wo hast du jetzt die ganze Zeit gesteckt?", fragte Raban sichtlich erfreut darüber,dass Willi wieder hier war.

"Darüber können wir später reden. Es gibt immerhin einen Grund warum ich hier bin.Und der hat's in sich",informierte er uns.
"Na dann schieß los",sagte Leon.

Willi grinste verschmitzt.

"Das müsst ihr euch selbst ansehen",meinte er.

Er stieg auf sein Moped und startete den Motor.
Wir standen nur unfähig herum und taten nichts.

"Na,was ist?Kommt ihr jetzt oder nicht?"
"Wohin geht's überhaupt?",fragte ich.
"Zum Teufelstopf."

Wir warfen uns alle einen kurzen Blick zu. Unsere Neugierde war geweckt und sofort ließen war alles stehen und liegen um schnellst möglich zu den Motorrädern zu kommen.

Beeindruckt, wie jedes Mal, begutachtete ich mein Motorrad,das Markus gebaut hatte,da meines letztes Jahr einfach achtlos zurückgelassen wurde.

Ich stieg auf und startete den Motor. Die anderen Kerle taten es ebenfalls und ein kleiner Nervenkitzel machte sich in mir breit.Die Neugier packte mich.

"Habt ihr Pläne für diesen Sommer?",fragte Willi.
"Nein",sagte Leon.
"Warum?",fragten Joschka und Raban gleichzeitig.
"Ich hab ein Abenteuer für euch",meinte unser früherer Trainer.

Ich hatte mit einer begeisterten Reaktion gerechnet,doch seltsamerweise sahen die Anderen skeptisch aus.
Was war denn jetzt los?

"Was hab ich denn verpasst?",fragte Willi.Doch man verstand ihn nur sehr schlecht.

"Gonzales."
"Die Nationalmannschaft."
"Mr. Hausarrest und die Hexe von Bogenhausen."
"Biester."
"Wölfe."
"Silberlichten", waren die Antworten.

Eine Sache lag mir auf der Zunge. Die besten unserer Gegener und unser größtes Abenteuer,aber das war tabu.Strengstens! Niemand sprach von dem,was letztes Jahr passiert war.

"Das sind viele Abenteuer",meinte Willi beeindruckt.
"Altag für einen Wilden Kerl",sagte Vanessa grinsend.
"Ihr zwei habt euch noch nicht die Köpfe eingeschlagen?",fragte Willi sie.

Vanessa sah ihn nur fragend an.

"Naja,ich dachte,du und Leon.Das endet in einem großen Streit.Wo die Fetzen fliegen und so."

Wir alle,außer Leon und Vanessa, brachen in Gelächter aus.

"Das seltsamste Paar sind immer noch Lina und Markus",verteidigte sich Vanessa.Besser gesagt sie lenkte die Aufmerksamkeit von ihr ab.

"Hackt's?",fragte Markus.
Gleichzeitig sagte ich:"Geht's noch?"
"Das wurde auch mal Zeit",meinte Willi.

Sag mal,haben die alle nichts besseres zu tun,als über meine Beziehung nachzudenken?War das etwa so interessant?

"Jetzt kommen gleich die dummen Kommentare...",murmelte ich.

"Sie haben sechs Jahre lang gebraucht",erzählte Raban.
"Und streiten immer noch wie ein altes Ehepaar",meinte Joschka.
"Ihre Zankereien sind am witzigsten",sagte Nerv.
"Und die werden auch nie aufhören",gab Vanessa ihren Senf dazu.

Als es dann kurze Zeit still war,erhob ich die Stimme.

"Seit ihr jetzt fertig?"
"Für's erste",meinte Maxi grinsend.
"Und was ist mit euch anderen? Finder ihr immer noch das Mädchen stinken?",fragte unser Ex-Trainer.

Abgesehen davon,dass die Frage total unangenehm war,hatte er genau ins Schwarze getroffen.Ich biss mir auf die Unterlippe. Dieses eine Thema,das wir nie ansprachen. Das Thema,das zu sensibel war.

Die Ex-Vampirmädchen.

Sie blieben nicht länger als ein halbes Jahr. Auf einmal,einfach so, sind sie verschwunden.  Auf einem Zettel stand,dass sie mit ihrer neugewonnenen Freiheit mehr anstellen wollen,als nur in einem Kaff zu vergammeln.

Das hatte die Jungs echt schwer getroffen. Vor allem wusste ich selber nicht,was ich davon halten sollte. Es konnte sein,dass sie tatsächlich einfach die Welt sehen wollten.Wer weiß? Vielleicht liegen sie gerade am Meer. Daher dass sie über hundert Jahre alt sind,müssen sie bestimmt nicht mehr zur Schule. Jedoch kann es auch sein,dass sie nach einer gewissen Zeit keine Gefühle mehr für die Jungs hatten.

Es war ein Mysterium und was auch immer der Grund war,es war heftig für die Kerle.Das gesamte restliche halbe Jahr haben sie versucht darüber hinwegzukommen.
Jetzt ging es ihnen jedoch besser und sie waren schon fast wieder die Alten.

Hektisch deutete ich Willi,dass er mit dem Thema aufhören sollte. Doch das war gar nicht nötig,denn in diesem Moment kamen wir beim Teufelstopf an.

Vor dem Hügel blieben wir stehen und stellten die Motorräder ab. Als wir ihn hinaufstiegen,dachte ich,wie lang es her war,dass ich das das Letzte mal getan hatte.

Oben angekommen ließ ich meinen Blick über das Gelände gleiten.Es war sehr heruntergekommen. Doch etwas schockierte mich noch mehr.Ungläubig sah ich auf den niedergetrampelten braunen Boden.Dort war einmal das Spielfeld,aber Gras gab es schon lange keines mehr.
Stattdessen schmückte etwas anderes den Boden.

Mit Spraydosen war ein riesiges Graffiti auf den Boden gesprüht worden.Die Abbildung zeigte einen schwarzen Teufelskopf mir roten Hörnern und blutunterlaufenen Augen. Er streckte die Zunge heraus.

"Jemand hat uns herausgefordert."

Solange Du Wild Bist 6 - Finale Entscheidung Where stories live. Discover now