Kapitel 27: Aufruf zur Rebellion
Am nächsten Morgen machten sich Erin und Aila schon früh auf den Weg zum Platz der Redner. Er lag ziemlich in der Mitte von Teoras, in der Nähe des neuen Marktplatzes. Er war kreisrund und an einem Ende stand eine kleine, steinerne Tribüne. Durch den Stein liefe unzählige Risse und Furchen, als ob jemand versucht hätte ihn zu zerstören. Es waren nur wenige Leute unterwegs, sie warfen nur einen schnellen Blick auf den Stein als ob sie nur kurz wissen wollten ob heute jemand eine Rede halten wollte und liefen dann weiter.
„Hast du eine Idee was wir überhaupt sagen sollen?“, fragte Erin während sie den platz überquerten.
„Eigentlich nicht. Aber wie wär’s mit der Wahrheit?“, schlug Aila lächelnd vor.
„Einfacher gesagt als getan.“, murmelte Erin bevor sie auf die Tribüne kletterte. Die ersten Leute sahen zu den Mädchen auf und kamen vorsichtig näher.
„Mädels, kommt da besser wieder runter!“, rief eine alte Frau ihnen zu. „Ihr wollt doch nicht so jung von den Soldaten geschnappt werden und im Gefängnis landen! Wisst ihr denn nicht as Veara mit all denen macht die gegen sie sind?“
„Genau darum geht es ja!“, rief Erin. „Wir wollen uns dass nicht länger gefallen lassen! Wir sollten dagegen kämpfen. Seht ihr denn nicht das ganze Unrecht?“
„Doch, doch. Aber wie sollen wir gegen die Übermacht kämpfen?“, antwortete die Frau. Sie kam näher, gefolgt von den anderen, die den Wortwechsel gespannt verfolgten. „Wir sind doch nur einfache Bürger.“
„Eben nicht.“, sagte Aila. „Wenn ihr euch zusammen schließt, seid ihr stark. Zusammen könnt ihr es schaffen.“ Sie trat an den Rand der Tribüne. „Wollt ihr denn nicht wieder in Freiheit und Frieden leben?“
Zustimmendes Gemurmel erhob sich auf dem Platz. „Wollt ihr in Ruhe leben, ohne Angst vor Verfolgung, ohne Sorge um eure Kinder, eure Familien? Wollt ihr eure alten Rechte wieder? Wollt ihr die Unterdrückung stoppen?“, fragte Aila weiter.
„’Türlich, Mädel.“, sagte ein Mann. „Aber du bist noch nie Veara begegnet oder ihren Soldaten? Du hast keine Ahnung vom Kämpfen.“
„Doch das haben wir!“, rief Erin. „Wir waren in Sylon dabei. Wir haben dort gekämpft und wir haben gesiegt.“
„Nun gut. Aber das waren doch nur ein Teil der Truppen, Veara ist ein ganz anderes Kaliber. Selbst die Mistralia können euch nicht helfen, sie sind ja sowieso nur eine Legende. Egal was die Gerüchte berichten. Rangeelas gab es seit Ewigkeiten nicht mehr.“, fuhr der Mann fort.
„Ich kann Ihnen versichern es gibt sie wohl. Aila, du zuerst?“ Aila nickte zustimmend. Plötzlich begann sich ein Riss auf dem Steinboden zu bilden, der sich quer über den ganzen Platz zog. Aus dem Riss blühten wunderschöne Blumen hervor. Mit einem Mal hörte man ein Gluckern und aus dem Riss schoss eine Wasserfontäne mehrere Meter hoch in die Luft, bis sie wieder in sich zusammen sank. Jemand begann laut zu klatschen und die Menge stimmte mit ein. Erin und Aila lächelten sich an. Zumindest in dem Punkt hatten sie die Menge schon überzeugt.
„Haben wir Sie jetzt überzeugt?“, fragte Aila den zweifelnden Mann.
Der nickte. „Ja. Eine Frage noch. Wo sind die anderen beiden?“
„Tikva ist zur Zeit in Alasde, während Saya bereits nach Tais zurück gekehrt ist.“, erklärte Erin.
„Wollt ihr wirklich gegen Veara antreten?“, fragte jemand aus der Menge. Erin blickte auf und sah, dass nun mehr Menschen auf dem Platz waren. Anscheinend hatte ihre kleine Vorstellung die Leute angelockt.

DU LIEST GERADE
Weltenwanderer
FantasyEin altes Erbe. Eine fremde Welt. Eine Prophezeiung. Liebe. Hass. Licht. Dunkelheit. Freundschaft. Verrat. Geheimnisse. Wilde, dunkle Träume suchen Erin jede Nacht heim, doch erst nach ihrem 18. Geburtstag erfährt sie was es damit auf sich hat. Sie...