7|Wilde Fantasien

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»Wegen einem Mädchen, dass heimlich Bäume aus Vorgärten von Fremden stielt.«, ertönte eine Stimme hinter mir, sodass ich mich langsam umdrehte.

Natürlich stand dort kein anderer als Coda Walker. Trotzdem erfasste ich noch immer nicht den Sinn seines Besuches. Ich war mir sicher gewesen, dass wir uns einvernehmlich voneinander verabschiedet hatten. Und ich konnte seinen plötzlichen Wunsch, wieder aufeinanderzutreffen nicht im Geringsten verstehen.

»Ich sehe es noch nicht ganz... Vielleicht kannst du es ja so deutlich erklären, dass ich daraus irgendwie etwas Sinnvolles basteln kann?« Coda fuhr sich durch seine Haare und schaute kurz zu Trevor, dann wieder zu mir.

»Vielleicht können wir das etwas privater besprechen?«
»Ich habe kein Problem damit, dass er mithört.«, entgegnete ich gelassen und fuchtelte komisch mit meiner Hand in der Luft, um meinen Punkt zu verdeutlichen. Coda sah mich skeptisch an, räusperte sich dann aber und fing an zu sprechen.

»Also gut, machen wir es schnell und schmerzlos. Ich weiß, dass es Gefühle in einem auslösen kann, wenn man einen Star trifft und du hast dich wohl noch weiter reingesteigert, als du das Video von dir und deiner Freundin gesehen hast, aber es ist nicht so eine coole Aktion, wenn du in der Öffentlichkeit davon redest, dass wir eine Beziehung miteinander haben. Ich kann verstehen, dass du dir da deine eigenen Fantasien ausmalst und alles, aber ich will das nicht. Ich finde das solltest du wissen und respektieren.«

Während Codas kleinen Ansage befeuchtete ich mit hochgezogenen Augenbrauen meine Lippen und legte meinen Kopf mit zusammengekniffenen Augen leicht schief. Ich war mir gerade in der Tat nicht ganz sicher, ob ich das als Fantasie einstufen sollte, denn ich konnte mir nicht vorstellen, dass er mir das gerade so entgegen gepfeffert hatte.

Ich blieb erst einmal stumm und schaute kurz zu Trevor, der mich mit genau derselben erstaunten Miene anstarrte. Keine Ahnung, ob ich jetzt loslachen sollte und gleich Leute mit Kameras aus den Ecken gesprungen kamen und mich brüllend darüber in Kenntnis setzten, dass ich gerade verarscht wurde oder ob man von mir erwartete, dass ich in Tränen ausbrach.

Ich tat einfach nichts und das brachte Coda zum Schnaufen.

»Kimmy, das war doch dein Name, oder?«, fragte er, doch noch bevor ich etwas anderes als meinen Mund öffnen konnte, redete er schon weiter.
»Ich fand dich ja ganz... sympathisch, als du mit meinem Baum abhauen wolltest und deshalb habe ich weder die Polizei noch meine Anwälte angerufen, aber-«

»Okay, stoppen wir genau an dieser Stelle. Zuerst mal, ich heiße Callie. Und ich bin diejenige, die hier das Recht hat, ihre Anwälte anzurufen. Immerhin hast du einfach ein Video ins Netz gestellt, auf dem ich zu sehen war. Unverpixelt und alles. Also fahr' runter Tiger.«, mischte ich mich endlich ein und wollte meine Arme verschränken, was mit meinem Beutel in der Hand aber nicht ganz funktionierte.

»Deine Anwälte also?«, murmelte Trevor hinter mir und ich kickte ihn leicht gegens Schienbein, damit er seinen Mund hielt. Wir beide wussten, dass ich mir noch nicht mal einen einzigen, billigen, schlechten Anwalt leisten konnte, geschweige denn eine ganze Horde davon. Ich warf nur kurz den Vorfall mit dem geborgten Tannenbaum ein, den ich unter anderen Umständen nicht gehabt hätte, da ich kein Geld besaß.

Coda sah mich fast schon amüsiert an, aber ich fand die Situation überhaupt nicht zum Lachen. Schließlich beschuldigte er mich hier gerade Dingen, die ich niemals im Leben getan hätte.

»Du willst mir jetzt also sagen, dass du es schrecklich findest, dass ich das Video von deiner Freundin gepostet habe und du dummerweise mit darin auftauchst? Das ist doch eigentlich genau das, was du willst. Aufmerksamkeit und eine Verbindung zu mir, damit man dich ins Spotlight rückt.«

King of ChristmasWhere stories live. Discover now