Prolog

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. . . iiiiii . . . iiiiiing . . . Riiiiiing . . . Riiiiiing . . . Riiiiiing . . .

Verdammter Wecker. Suchend taste ich mit meiner Hand über die Bettdecke. Leider wecke ich so bloß meine Katze die daraufhin beleidigt über meine Hand kratzt.

. . . Riiiiiing . . . Riiiiiing . . .

Ach man. Mit gewaltigem inneren Widerwillen öffne ich blinzelnd meine Augen. Diese protestieren und wollen sich direkt wieder schließen. Nur mit Mühe gelingt es mir mich aufzusetzen. Durch einen Spalt zwischen den dunklen Vorhängen dringt das Licht der Mittagssonne. Laut Wecker ist es genau 12:35. Seufzend drehe ich ihn um und stehe auf. Unter meinen nackten Füßen ist der Teppich angenehm weich. Suchend sehe ich mich um. Mein Blick fällt auf die Wand. Sie ist bunt, als hätte man sie mit Farbe vollgespritzt. Ich muss es wissen. Damals hielt ich es für ein Zeichen künstlerischer Freiheit; heute frage ich mich warum ich das gemacht habe. Es sieht schrecklich aus. Als hätte die 4-jährige Tochter der Nachbarn ein paar Farbeimer zum Spielen bekommen. Schon wieder in Gedanken ganz woanders, lasse ich meinen Blick weiter durch das kleine Zimmer schweifen. Keine Spur von meinem Handy. Verdammt. Wie schaffe ich es das Teil immer wieder zu verlegen? Es kommt mir schon fast vor als besäße ich eine zweite Persönlichkeit die es versteckt damit ich es auch ja jeden Morgen suchen muss. Nach einem Schritt in Richtung Tür fällt mir auch eine weitere Möglichkeit ein. Ich war gestern Abend betrunken. Da kann ich es überall abgelegt haben; jetzt weiß ich es garantiert nicht mehr. Fluchend massiere ich meine Stirn und versuche das Pochen in meinem Kopf zu ignorieren.

Leichter gesagt als getan. Ich gehe ins Wohnzimmer und weiche auf dem Weg zur Küche den Staffeleien aus, die planlos herumstehen. Scheint als hätte ich gestern Abend einige neue Kreationen ausprobiert. Stirnrunzelnd bleibe ich vor einer der Leinwände stehen, die direkt im Durchgang zur Küche steht.

Darauf ist etwas abgebildet das entfernt wie ein Flügel aussieht. Ein rosa Flügel mit lilanen Kringeln. Naja . . sieht eigentlich gar nicht schlecht aus . . . vermutlich wenn man es sich im betrunkenen Zustand ansieht.

Just like that, just like that, be happy as always without regretting a single moment, just like that . . .

Mein Klingelton "As Always" von Ra.D erklingt leise und sanft im Wohnzimmer. Vorsichtig laufe ich durch die Staffeleien, umgehe Farbeimer und Pinsel, bis ich schließlich vor einer Farbpalette stehen bleibe. In einem Haufen bunter Farbklekse liegt mein Handy. Seufzend hebe ich es hoch und betrachte die nun bunte und klebrige Rückseite. Nach 5 Sekunden gebe ich mich einfach geschlagen, wische es nachlässig an meinem Shirt ab und nehme den Anruf entgegen. „Taemin?! Was ist los? Ich versuche schon seit 3 Stunden dich anzurufen! -" Fast hätte ich das Handy fallen lassen und mit dröhnendem Kopf halte ich es mindestens einen Meter von mir weg. Das gruselige: Ich verstehe immer noch jedes Wort klar und deutlich . . .

„Hast du vergessen das die Eröffnung deiner Ausstellung in einer halben Stunde beginnt?! Alle sind schon da, NUR. DU. NICHT!"

Vorsichtig drücke ich mir das Handy wieder ans Ohr und gehe dabei in die Küche. „Bin schon unterwegs. In 20 minuten bin ich da, versprochen." „Das hoffe ich für dich."

Frauen können echt gruselig werden, wenn sie wütend sind. Hastig kippe ich ein Glas Wasser herunter und ziehe meine wenigen Sachen an, die nicht von oben bis unten mit Farbe bekleckert sind. Ich möchte lieber nicht wissen was Hae Joo mit mir anstellt wenn ich zu spät komme. Sie ist zwar eigentlich ein sympathischer Mensch, aber als Geschäftspartnerin und meine Managerin echt furchterregend . . .

Schaudernd laufe ich zur Tür und schiebe mit der Hand Min weg, die sich ausgerechnet vor der Tür breit gemacht hat. Sie faucht mich böse an und stolziert dann mit aufgestelltem Schwanz Richtung Schlafzimmer. Mit ihr hab ichs mir heute wohl verscherzt.

Im Taxi bereue ich es mir einen Kater zugezogen zu haben, aber was solls. Ich trinke oft und es fördert meine Inspiration. Die Ideen für einige meiner größten Kunstwerke habe ich bekommen als ich vollkommen dicht war. Fragt mich nicht wie ich mich im nüchternen Zustand an sie erinnern konnte.

An der Ausstellungshalle angekommen bezahle ich den Taxifahrer und laufe eilig zum Haupteingang. Noch 15 Minuten bis zur Eröffnung. Ich bin sogar früher als geplant. Hoffentlich stimmt das Hae Joo milde.

Die Türsteher betrachten mich als ich an der Menge wartender Besucher vorbei auf sie zu komme.

„Was wollen sie?" Der größere der beiden schaut mit fragendem Gesicht auf mich runter.

„Ich will da rein.", sage ich mit aller Autorität die ich gerade aufbieten kann.

„Da müssen sie warten, wie alle anderen."

„Sie verstehen nicht. Es sind meine Bilder die da drinnen ausgestellt werden. Ich bin sozusagen der Gastgeber."

„Können sie das beweisen?" Mein Gegenüber schaut unbeeindruckt. Kennt er mich nicht? Man könnte doch meinen das er sich ein Bild desjenigen angesehen hat, dessen Ausstellung er überwachen soll oder? Es gibt ja wohl genug Zeitschriften in denen man mich findet. Das hier ist lange nicht meine erste Ausstellung. Ich bin ein international bekannter Maler!

„Er sagt die Wahrheit, lassen sie ihn rein."

Dankbar schaue ich an dem Mann vorbei zu Hae Joo die in der Tür steht und sie mir aufhält. Der Türsteher grummelt etwas unverständliches und lässt mich endlich vorbei.

Drinnen begrüße ich den Rest des Teams das für das ganze hier verantwortlich ist. Erleichtert das ich sogar noch 10 Minuten zeit habe mich vorzubereiten blicke ich mich kurz um. Alles scheint noch genau wie vor einer Woche als alles aufgebaut worden ist. Nur eine einsame Gestalt lenkt mich ab. Vor dem Kernstück des bevorstehenden Events steht ein Mann mit dem Rücken zu mir.

Misstrauisch wende ich mich an Hae Joo. „Wer ist das?"

„Der, dem diese Halle hier gehört. Erinnerst du dich? Du hast ihm erlaubt das er früher hier rein darf, dafür das er sie dir vermietet."

Stimmt. Ich wollte meine Ausstellung unbedingt hier machen, weil der Ort genau ins Konzept passt und das war der Deal. Aber da Hae Joo zwischen uns vermittelt hat, habe ich keine Ahnung wer das ist. Aus Gründen der Höflichkeit, vielleicht auch ein bisschen aus Neugierde, gehe ich auf den anderen zu. Er hört mich wahrscheinlich kommen, betrachtet aber immer noch das Gemälde vor dem er steht. Darauf ist ein Meer aus bunten Heißluftballons über grünen, schottischen Hügeln dargestellt.

„Guten Tag. Ich wollte mich nur bei ihnen bedanken, das sie mir diese Halle zur Verfügung stellen. Außerdem wollte ich mich vorstellen. Mein Name ist Lee Taemin und ich habe die Bilder gemalt die hier ausgestellt sind." Nervös warte ich auf eine Antwort, aber statt sich mir zuzuwenden bleibt er von mir abgewandt stehen. „Hallo?"

Keine Antwort. Verwirrt trete ich einen Schritt vor und werfe ein Blick auf sein Profil. In dem Moment dreht er seinen Kopf zur Seite und blickt mir direkt ins Gesicht.

„Nam Joon?"

Remember the School DaysHikayelerin yaşadığı yer. Şimdi keşfedin