XVIII. Wie Feuer und Wasser

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"Komm schon, das ist lächerlich, lass uns einfach Jongsuk bitten-"

Der Pirat fiel mir unhöflich ins Wort.

"Nein. Wir machen das jetzt und hier und überlegen uns danach, wie das Ergebnis diese Fessel beeinflusst."

"Ich bin derjenige, der die Hand verliert, wenn ich daran ziehe!", schnappte ich zurück und er verdrehte die Augen, schien kurz davor mir zu sagen, dass ich einfach näher bei ihm bleiben sollte, bevor er es sich eines besseren überlegte.

"Okay, wir lassen beide unsere Tricks und kämpfen mit verschränkten Händen, ja? Wenn du es schaffst mich mitzuziehen, wird es dich ja nicht verletzen.", schlug er diplomatisch vor und ich schnaubte unattraktiv auf, nicht nur, weil ich seine Hand halten musste, die schon weiß Gott wo überall war, sondern außerdem, weil er meine körperliche Stärke in Frage stellte.

"Komm schon, wir leiden beide gleich, er hat unsere starken Hände aneinander gekettet, das war schon Absicht."

Ein kleiner Trost. Wäre er Rechtshänder gewesen, wäre das wirklich nicht mehr fair gewesen.

Ich war nicht mit Waffen vertraut, aber der unbewaffnete Kampf war mir durchaus ein Begriff.

Als Defsoul und ich es uns also in der Mitte des Raumes bequem machten, angespannt einander gegenüber traten, wusste ich, wie ich mich platzieren musste, um ihm schnell auszuweichen und er fetzte sich noch schnell die inzwischen wirklich überflüssigen Verbände von der Haut, dann traf er aufmerksam meinen Blick, seine schwarzen Augen flammend auf meinen, während seine rauen Finger vorsichtig zwischen den meinen lagen.

An ihn gebunden zu sein, in unterschiedlichen Arten, trieb meine Wut nur weiter an und ich schluckte bemüht auf einen fairen Kampf einen fiesen Spruch herunter.

Er hingegen verkniff sich seine Kommentare nicht.

"Dir stehen die grünen Augen wirklich überraschend gut.", murmelte er fasziniert und ich schoss ohne weitere Vorwarnung vorwärts, um ihm die Beine unter dem Körper weg zu kicken, ihn so früh wie möglich zu Fall zu bringen, aber er reagierte blitzschnell, riss kraftvoll unsere Hände herum und mich mit Schwung hinter sich, wo ich prompt gegen die Tür nach draußen krachte.

Diese gab allerdings mit einem Mal hinter mir nach und verschwand als meine einzige Stütze unter Defsouls Gewicht und die kalte Luft schockte mich kurz, dann stolperte ich rückwärts auf die Empore hinaus und gegen das Steuerrad, gegen das der Pirat mich auch sofort mit seinem gesamten Körper presste. Das Mondlicht umschmeichelte liebevoll die klaren Linien seiner Muskeln und Knochen unter seiner Haut, schimmerte silbern in seinem Haar, während mein Rücken unangenehm gegen das Holz gepresst war, ich versuchte noch darauf zu kommen, auf was er hinaus wollte.

Ich blendete die Stimmen um mich aus, aber ich bemerkte es, wie die Präsenz seiner dämonischen Katzen hinter mir verschwand und er etwas grinste.

"War's das schon?"

Ich packte ihn an den Schultern und warf uns herum, presste seinen Rücken an die Reling, die die Empore vom Deck vier Meter tiefer abschirmte.

"Was, wenn ich dich tatsächlich töte?", fragte ich atemlos, als wir versuchten den anderen durch schiere Muskelstärke klein zu kriegen, warf einen knappen Blick auf die tiefe Falte zwischen seinen Augenbrauen, wie er scheinbar die Augen schloss, wenn er sich konzentrierte. Er schwankte ziemlich zwischen sich konzentrieren und mich im Auge behalten.

"Das passiert schon nicht.", brachte er heraus und spannte den Kiefer an, als er plötzlich seine Taktik änderte und mich zu sich, statt gegen mich drückte.

Er schaffte es mich herumzuwirbeln und meinerseits schmerzhaft an die Kante der eckigen Reling zu drücken.

Ich hielt den Atem an, als ich sprang, meine Beine seine Hüften fanden und ich nach hinten kippte, ihn außer Gleichgewicht brachte und er mit mir fiel, ich uns aber einmal vertikal drehte und er statt mir hart auf das Deck krachte, kurz den Atem aus den Lungen verlor.

Ich taumelte auf die Füße, hatte den Sturz dank seinem Körper gut weg gesteckt, aber er sah noch nicht besiegt aus.

In der Tat riss er mich in der nächsten Sekunde an der Hand zu sich herunter, rollte wild mit mir über das Deck, während ich mich in seinen Hals verbissen hatte, seine Finger blutige Male in meine Hüfte gruben.

Ich spie sein Blut aus, sah den dunklen Himmel über uns verschwimmen und stieß ihn mal wieder von mir, versuchte ihm die Augen aus dem Kopf zu pulen.

"Wenn ich gewinne, spielst du mit und wir sehen, wer überlebt.", forderte ich grob, als er mir ungerührt den Zeigefinger brach und mich dann wieder unter sich brachte.

"Wenn ich gewinne, bist du mein.", war seine ominöse Antwort und mich überrieselte kalt, weil das wirklich alles bedeuten könnte und eilig zog ich mein Knie zwischen seinen Beinen nach oben, hatte ihn dadurch lange genug abgelenkt, um hastig alle Knochen wieder an ihren Platz zu ziehen.

Der Biss von zuvor war schon wieder verheilt, unser ständiger Kontakt spornte beide unserer Körper an sich schneller zu regenerieren und wenn Blumen erblühten, so waren sie wenige Minuten später wieder fort.

Unser schwerer Atem und das gelegentliche Stöhnen oder Grunzen war alles, was man in der Nachtluft hörte, während wir verbissen miteinander rangen, der Schweiß meinen Nacken glitschig machte.

Es ging überraschend gut an ihn gefesselt zu kämpfen und das obwohl der Kampf gegen ihn ging.

Andererseits nutzte er es zu seinem Vorteil, so wie jetzt und zerrte mich auf die Beine, nur um mich grob gegen den nächsten Mast zu rammen, mit seinem Arm an meinem Hals meine Luft abzuschnüren, während er wie zuvor auch meine freie Hand mit der gefesselten hielt.

Ich hustete, kickte nach ihm und beförderte ihn rückwärts, musste allerdings sofort hinterher stolpern, als er mich mit sich riss.

Wir verschätzten uns beide, um fair zu sein.

Ehe ich verstand, was geschah, war Defsoul bereits über die nächste Reling gefallen, nur führte diese direkt ins eisige Wasser hinab.

Es schlug mit einem Mal über uns zusammen, füllte sofort meine Lungen und Defsouls Finger glitten aus meinen, ich spürte allerdings keinen Schmerz.

Überrascht riss ich die Augen auf, sah unsere Hände voneinander getrennt und ihn unter mir wie ein Stein sinkend.

Sofort kickte ich hektisch gegen seinen Kopf, beobachtete im schwachen Licht des Mondes, wie seine Augen sich nach hinten verdrehten und er weiter zu sinken begann, ich war frei.

Hustend kehrte ich an die Wasseroberfläche zurück und schnappte nach Luft, sah einen langen, eleganten Schatten vom Schiff aus ins Wasser springen, aber das interessierte mich nicht.

Ich rief das nächeste, größere Wesen zu mir, was sich in diesem Fall um Youngjae handelte, der zusammen mit einigen anderen Crewmitgliedern besorgt an der Reling lehnte und zu uns hinab sah und der Mann gehorchte sofort, schoss herab, um mich aus dem Wasser und in die Lüfte zu ziehen.

Das Adrenalin übertönte erfolgreich, wie das Meer nach mir schrie, versuchte mich zu sich zurück zu holen und zitternd schmiegte ich mich an Youngjae, gab ihm Anweisungen, wohin er mich bringen sollte.

Ich sah mich nicht noch einmal um.

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