9.Kapitel: Der Plan

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»Was?!«, hallte es wütend durch den Thronsaal, »Ihr habt es nicht geschafft?! Schon wieder?!«
»Eure Majestät, verzeiht bitte!«, der Ritter kniete sich nieder, »Aber sie waren zu stark! Wir haben gerade noch so die Leiche von der dritten Hauptkommandantin Leyla Redgolm geborgen. Ihren Begleiter Alexander haben wir nicht gesehen, aber da er mit diesem Drachenblut gekämpft hat, ist es unmöglich, dass er noch lebt.«
»Du willst mir sagen, er hat seinen eigenen Freund getötet? Der DragonClan wird ja immer kaltherziger«, knurrte Dalmar.
Dieser Vincent war sowieso nicht wichtig genug, als dass ich ihn noch gebraucht hätte. So ein Schwächling.
Der Saal, in dem sie sich befanden, war riesig. Gigantische Fenster ließen den Mond in den Kerzenbeleuchteten Raum scheinen. Rote Samtvorhänge waren darüber gehängt. Auf dem hellen Marmorboden war in der Mitte des Saals ein langer dunkelroter Teppich ausgelegt. Zwei große Türen führten in verschiedene Räume. Edle Gemälde hingen an den Wänden und am Ende des Raumes lag ein großer, goldener Thron. Vor ihm stand der aufgebrachte König. Sein schwarzer Umhang reichte bis zum Boden und seine dunkle Krone, welche mit Rubinen verziert war, saß etwas schief auf seinem Kopf, durch des Königs hysterische Bewegungen. Er trug eine dunkelblaue Uniform, übersät mit goldenen Knöpfen und Fransen. Auf seiner Brust war das Wappen des Königreiches abgebildet.
»Tja, dann was diese beiden von uns angeht «, begann er drohend, »sie waren eben zu schwach! Was euch betrifft, ihr wart in der Überzahl! Woran lag es denn diesmal?!«, seine gelbfarbigen Augen funkelten teuflisch und so hell wie die Sterne, die am dunklen Nachthimmel standen.
Der Ritter beugte sich noch weiter vor. Dalmar konnte erkennen, wie er vor Furcht zitterte. Der König war wütend. Und man sollte den König nicht wütend machen.
»Eure Majestät«, begann er mit bebender Stimme, »Wir hatten keine Chance. Sie war dort«
Dalmar seufzte genervt und zwang sich unter müh dazu, ihm nicht einfach die Kehle durchschneiden zu lassen. Er strich sich über seine Schläfen: »Kannst du vielleicht etwas genauer sein? Woher soll ich wissen, wen du meinst?! Wer ist sie?«
»Sachiyo...«
»Wie bitte?!«, Dalmar riss seine Augen weit auf: »Sie sollte doch längst tot sein?! Wieso lebt sie noch?«
»Liebling«, ertönte eine Stimme vom anderen Ende des Saals. Eine Frau trat aus dem Schatten. Ihre blonden Haare waren hoch zusammengebunden und ihre rosa schimmernden Augen schauten Dalmar sanft an. Dalmars Blick heftete sich an seine Frau.
Sie war immer so wunderschön.
Der König liebte diese gefährliche Ruhe, welche die Königin stets ausstrahlte.
Sie trat näher an ihren Gatten heran: »Regt Euch nicht so auf. Dass sie noch am Leben ist, wird unseren Sohn doch sehr freuen. Das könnte spannender werden, als ich es erwartet habe«, bei diesen Worten kicherte sie. Sie hielt ihre Hand vor ihre leicht geschminkten Lippen. An ihren Fingern waren lauter wertvolle Ringe und an ihrem Handgelenk zahlreiche Armbänder aus Perlen und Bernstein, verziert mit Diamanten oder anderen teuren Edelsteinen. Ihr weißes Diadem funkelte in dem Kerzenlicht.
»Sie können jetzt gehen.«, sprach sie zu dem Ritter, »Ich will mit dem König allein sprechen.«
Der Ritter nickte, stand auf, verbeugte sich und machte sich in seiner klappernden Rüstung auf, den Raum zu verlassen. Dalmar sah, dass seine Beine dabei wackelten, als hätte er das Gehen verlernt.
Die Königin währenddessen wartete bis die Tür hinter ihnen zufiel. Sie wandte sich erneut zu Dalmar.
»Ich verstehe einfach nicht, was sie jetzt beim DragonClan macht!«, brummte Dalmar. Er hatte heute wirklich einen schlechten Tag.
»Nun, wer weiß?«, antwortete Isabelle. Sie stand immer aufrecht und vornehm da, wie es keine andere Frau konnte.
Sie fuhr fort: »Wenn sie mit ihnen zusammenarbeiten sollte, ist sie unser Feind. Es ist ganz einfach. Denn wenn sie unser Feind ist, muss sie beseitigt werden. Außer sie würde endlich vernünftig werden und sich unserer Seite anschließen. Ihre ganze Familie hat diesen Weg gewählt, also warum sollte sie es ihnen nicht gleichtun? Sie darf uns aber nicht in den Weg kommen. Es ist nicht mehr lange, bis wir unseren Plan in die Tat umsetzen werden. Das wisst Ihr doch hoffentlich noch?«, Isabelle neigte ihren Kopf zur Seite und ein amüsierter Funke loderte in ihren Augen auf. Sie trat näher an ihn heran. Ihr langes Kleid raschelte, als sie ihm ins Ohr flüsterte: »Nach all den Jahren wird es endlich passieren. Ich werde das Reich der Engel wiederaufbauen. Ich werde das erneuern, was mein Vater damals zerstört hat. Die ganze Welt wird mir zu Füßen liegen! Sie werden alle meine Rache zu spüren bekommen!«
Dalmar senkte seinen Blick und nickte: »Sollte sich der DragonClan bis dahin nicht ergeben haben, wird es Krieg geben. Wir werden ihre Magiequellen brauchen, um unseren Plan zu verwirklichen.«
Er ballte die Hände zu Fäusten. Jeder würde sie ehren und fürchten. Dafür würde er sorgen!
Isabelle lächelte: »So kenne ich Euch. Wie es weiter gehen wird, dürft Ihr entscheiden. Ich muss jetzt gehen, denn ich habe etwas vor.«
Dalmar schaute sie überrascht an.
»Zu dieser späten Stunde noch?«, fragte er.
»Es gibt eine Hinrichtung, bei der ich dabei sein will.«, antwortete Isabelle mit einem Grinsen, »Ich kann danach besser schlafen. Es hat etwas Nostalgisches für mich.«
Dalmar lächelte sie an: »Euer Blutdurst ist wirklich erstaunlich und gleichzeitig kann er einem auch Angst bereiten.«
»Ich kann nichts dafür. So bin ich nun.«, antwortete sie und lächelte zurück. Dann drehte sie sich um und ging zu einer großen Tür, die gegenüber den Fenstern war. Dalmar schaute ihr nach, bis sie auf einmal stehenblieb.
»Ihr solltet Euch übrigens noch um ein Dorf kümmern, welches gerade einen großen Aufstand macht. Ein paar Gefangene wären mir ganz Recht.«, die Königin strich an der vergoldeten Wand entlang, »Das Volk soll schließlich auch mal wieder etwas zur Unterhaltung haben. Lasst deshalb nicht alle töten. Noch nicht.«
»Ich werde aufpassen«, antwortete Dalmar und konnte sich sein Grinsen kaum verkneifen.
Als die schwere Tür hinter der Königin zu fiel, blickte Dalmar aus dem Fenster. Die Schwärze der Nacht hatte sich um den Hügel gelegt und die Wolken waren kaum erkennbar. Das Mondlicht schien schwach hindurch, wurde aber von einer Wolke verschluckt.
Ja, dachte er, Und wie ich mich um sie kümmern werde.

The Fate Of The Dragon Warrior - The Hunt BeginsWhere stories live. Discover now