45. Glück

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Taehyungs P.o.V

Meine Schritte wurden langsamer, als ich zusammen mit Jesse und Namjoon an das Lager heranpirschte. Herauszufinden, wo dieses lag war nicht allzu schwer gewesen. Immerhin war ich ihnen einige Monate hinter spioniert. Ich blickte über meine Schulter nach hinten zu Jesse, welche gespannt zum kleinen Haus sah. Ihr Lager war tatsächlich ein leerstehendes, altes Haus. Es war heruntergekommen und schmutzig. Laut schluckte ich. Hoffentlich hatte Kookie keine Panikattacke. "Vorne sind zwei Wächter. Einer ist etwas versteckt hinter dem Busch, der andere sitzt auf den Treppen zur Eingangstür", raunte Joon mir ins Ohr und deutete sanft in die von ihm angegebenen Richtungen. Ich kannte den Jungen auf der Treppe. Er hatte sich einmal mit Lucian unterhalten als ich ihn spioniert hatte und er wusste wer ich war. Ich nickte verstehend und duckte mich ein wenig. Wir waren auf der gegenüberliegenden Straßenseite und versteckten uns hinter einigen geparkten Autos. "Wir müssen wohl von hinten rein. Außer wir können sie irgendwie ablenken", gab Jesse angespannt zu bedenken. Ihr Griff um ihr Messer löste sich immer wieder verkrampft nur um sich dann fest herum zu schlingen.

"Nein. Das wäre zu riskant. Wir gehen von hinten hinein", flüsterte ich und blickte durch das Fenster eines roten Wagens zu dem Haus. Verschwommen erkannte ich die vermummte Gestalt vor der Tür. "Und was, wenn sie uns hören?", erkundigte sich nun Joon leise. Ich zuckte mit den Schultern und pirschte um das Auto herum. "Dann werden wir halt leise sein müssen", raunte ich als Antwort. Ich wusste, dass Namjoon diese Antwort wahrscheinlich nicht sehr gut gefiel, doch das war mir scheiß egal. Ich würde mein Kitten jetzt zurück holen. Scheiß auf einen Plan. "Na dann, wir gehen links um das Haus herum. Ich sehe von hier dass da ein halboffenes Fenster ist. Da können wir durch!", murmelte Jesse und zog die schlammgrüne Kapuze über ihr braunes Haar. Joon und ich nickten synchron. "Verstanden!", hauchte mein Kumpel unter seinem Atem und blickte dann auffordernd zu mir. Ich jedoch wandte den Blick zu Jesse und grinste leicht. "Ladies first!"

Augenrollend schlich sich Jesse vor mich und blickte dann einmal vorsichtig zu den beiden Jungen, welche aufpassten. Der Wächter hinter dem Busch blickte nach rechts, also in die entgegengesetzte Richtung unserer Fensters. Der auf den Treppen starrte gebannt auf die Straße, auch nicht wo wir hinwollten. Misstrauisch runzelte ich die Stirn. So viel Glück konnten wir doch gar nicht haben. "Wenn wir oben sind, befreien wie zu erst Mina. Sie kann uns nämlich helfen, sollte die Gang zum Lager kommen und uns entdecken." Sanft blickte die Braunhäutige zu mir. "Tut mir leid, aber Jungkook wäre während einem Kampf einfach unnütz!" Ich nickte seufzend. Leider musste ich ihr zustimmen. Kookie war kein Kämpfer. Er war mein kleines Kitten, das beschützt werden musste. Um allen Preis. Kurz hob Jesse die Hand und hielt dabei den kleinen Finger nach vorne gebeugt. Ich erwiderte die Geste stumm, Joon auch. Das Zeichen, das unsere Mission beginnen konnte. 

Jesse war flink. Fast wie eine Katze sprintete sie an den Autos vorbei über die Straße. Verwirrt blickte der Wächter auf der Treppe kurz nach links, doch da war die Leaderin bereits hinter dem Haus verschwunden. Erneut kniff ich argwöhnisch die Augen zusammen. Für mich hatte es einen Moment gewirkt, als hätte das feindliche Gangmitglied Jesse sehr wohl gesehen. Ein schrecklicher Gedanke kam mir. Was wenn das eine Falle war? Was wenn sie ganz genau wussten, dass wir hier waren? Schnell schüttelte ich den Kopf. Nein. Das war bestimmt nur meine unbegründete Panik. Vielleicht hatten wir tatsächlich einfach eine ganze Menge Glück! Aber trotzdem... Das offene Fenster, dass die Wächter nur nicht in diese Richtung sahen... "Gehst du als nächster?", Joon riss mich aus meinen kreisenden Gedanken. Ich nickte sanft. "Joon... Kommt dir das hier nicht auch irgendwie... falsch vor? Aufgesetzt?", flüsterte ich leise. Namjoon blieb kurz still. Dann stieß er seufzend die Luft aus. "Es gibt wohl nur einen Weg das rauszufinden, nicht wahr?"

Ich hechtete ungesehen über die Straße. Mein Blick klebte an dem Fenster. Als ich links an der Hauswand zum stehen kam, bemerkte ich, dass Jesse bereits auf mich wartete. "Ich komme nicht hoch, wir müssen eine Räuberleiter machen", raunte das etwas kleinere Mädchen. Ich nickte leicht und ging vor ihr in die Hocke, wobei ich die Hände ineinander faltete. Die Leaderin hielt sich an meinen Schultern fest und hievte ihr Gewicht auf meine Handflächen. Ich stellte mich wieder aufrecht hin, sodass Jesse nun mit dem gesamten Oberkörper das Fenster verdeckte. Grinsend blickte sie zu mir und hob einen Daumen, ehe sie sich nach vorne auf das Fensterbrett lehnte und sich mühsam hochzog. Neben mir kam Namjoon zum stehen. Gespannt blickten wir beide hoch. Jesse streckte eine Hand aus dem Glas und machte eine kreisende Bewegung mit dem Daumen. "Die Luft ist rein", übersetzte Joon unnötig das mir bekannte Gang-Zeichen und ging vor mir auf die Knie. "Du gehst zu erst hoch, dann ziehst du mich nach!"

Schnell sprang ich von Joons Händen hoch umgriff dabei das Fensterbrett und zerrte mich daran in den Raum. Als ich oben angekommen war sah ich mich zu erst in den Raum um. Wir schienen in irgendeinem Badezimmer zu sein. Hastig wandte ich mich wieder an Namjoon, welcher bereits wartend seine Hände nach oben gestreckt hatte. Ich packte diese und zog ihn ächzend höher. Als er sich schließlich am Fenster hoch ziehen konnte, ließ ich von ihm ab und blickte zu Jesse, welche durch das Schloss der Badezimmertür hinaus sah. Grinsend wirbelte sie herum und sah zu mir. "Sie sind da", flüsterte sie leise und nickte in Richtung Tür. "Ich sah Jungkook, Mina und noch irgendeinen Jungen!" Verwirrt runzelte ich die Stirn. "Wen?", hakte Joon neugierig nach. Jesse zuckte bloß leicht die Schultern. "Ich glaube er war auch auf deiner Feier, Joon. Er hieß... Jim?", sie legte den Kopf fragend schief. "Groß, braunes Haar-" Namjoon riss den Mund auf. "JIN?!", schrie er entsetzt. Augenblicklich presste ich meine Hand gegen seine Lippen und deutete ihm wütend still zu sein.

"Gut. Tae, du gehst vor. Ich gebe dir Rückendeckung. Namjoon du bewachst die Tür rechts im Zimmer. Pass auf, dass niemand rein kommt." Erneut nickten wir verstehend. Schnell hob sie die Hand und formte das Symbol zum bereit machen. Ich stellte mich vor sie und öffnete rasch die Tür. 

Mein Blick landete sofort auf Jungkook, welcher ganz vorne saß. Sein Körper schien angespannt, geradezu schmerzhaft verzogen. Seine Brust hob sich viel zu hektisch und sein Atem ging unregelmäßig. Der Junge schien zu hyperventilieren. Kookie schwitzte stark, sein Kopf war komplett rot. Schreiend und wimmernd schüttelte er sein abstehendes Haar und hielt die Hände verkrampft hoch. Ich zischte erschrocken. Er trug keine Handschuhe. Neben mir rannte Joon zur Tür. "Kookie!", mein Herz blieb stehen. Tränen rannen an dem verzerrten Gesicht meines Freundes runter und sein ganzer Körper bebte fürchterlich von unterdrückten Schluchzern. Oh mein Gott. Was hatte ich nur angerichtet. Sein Blick streifte meinen und augenblicklich drückte er den Rücken durch. Er schrie noch lauter und warf den Kopf von rechts nach links. "Taehyung! Mina!", zischte Jesse fauchend und deutete zu der heftig heulenden Blondine rechts von Kookie. Links von ihm war Jin, doch dieser schien ohnmächtig. 

"Klar", ich rannte zu dem Mädchen, welche heftig schluchzte und löste hastig den Knoten hinter ihrem Kopf. Die blonden Locken hatten sich so im Knoten verheddert, dass ich ein wenig daran reißen musste, ehe es aufging. Das nasse, mit Lipgloss beschmierte Tuch glitt zwischen ihren weißen Zähnen hervor und sie weinte lautstark. "J-Jesse!", krächzte sie panisch und schrie laut auf. Ich nickte leicht. "Sie ist ja da, sie kommt dich retten", erklärte ich nervös, während ich ihre linke Handfessel hektisch löste. "NEIN! J-JESSE I-IST DER M-", trocken hustete das Mädchen und heulte lautstark. Verwirrt richtete ich meinen Blick auf die Blondine. Jesse näherte sich langsam von hinten. "Was?" Ihre Augen weiteten sich schockiert und ihre verschmierte Wimperntusche verlief über ihrem Gesicht. "DER MAULWURF!", der harte Griff Jesses Messer traf mich hinten am Kopf.

Röchelnd fiel ich nach vorne.

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Oh neeeein! Aber warum tut Jesse das nur? Und wie wird Tae jetzt noch helfen können?! Tja, das findet man dann wohl später heraus! (Ach ja, und da sich so viele wegen gestern über meinen Namen wundern, ja, Melody ist mein echter Name. Melly ist bloß mein Spitzname) Bis dann und voten nicht vergessen, eure M&M's ;)

1400 Wörter

Dirty. ᵛᵏᵒᵒᵏWo Geschichten leben. Entdecke jetzt