~11~ Helfende Stimme

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Als die Drei endlich ankamen, machte Paddy natürlich nicht auf. So übernahm Sora das und ließ die zwei Männer eintreten.
,,Lasst eure Taschen hier im Flur stehen und folgt mir. Paddy sitzt im Wohnzimmer." murmelte sie und lotzte die Beiden durch das Haus. Als sie die Küche sahen, eher das, was davon übrig war, blieben sie wie erstarrt stehen.
,,Kommt." riss Sora sie aus ihrer Starre. Michi und Smudo schüttelten nur ihre Köpfe und schauten sich erst einmal um.

,,Komisch. Ich dachte immer, hier würden total viele Bilder von seiner Frau stehen. So vernarrt, wie er immer von ihr erzählt hat." hauchte Smudo irritiert.
Als Paddy die Stimme seines Freundes vernahm, rührte sich etwas in ihm. Ob gut oder schlecht, konnte er selbst noch nicht sagen.

,,Er hat sie weg gesperrt. Aber bitte, kommt doch." antwortete Sora wehleidig.

Gemeinsam betraten die Drei das Wohnzimmer. Paddy saß wie ein Häufchen Elend auf der Couch und starrte auf seine Zehenspitzen.
,,Hey Buddy..." versuchte Smu eine Konversation zu starten. Doch selbst jetzt schaute der Ire nicht auf.
,,Verdammte Scheiße, siehst ganz schön beschissen aus, Kumpel. Hast ja gar nichts mehr auf den Rippen." lachte Michi neckisch, versuchte irgend wie das Eis, die Hemmschwelle, zu durchbrechen. Doch seine Verzweiflung war nicht zu überhören.

Als Paddy endlich reagierte, endlich zu den Beiden aufschaute, keimte wieder etwas Hoffnung in Sora auf. Doch diese wurde sofort wieder zu Nichte gemacht, als Paddys kalte Stimme diesen einen Satz sagte.

,,Verschwindet aus meinem Haus."
Da war nichts. Kein Gefühl, keine Emotionen, nur diese abwesende Kälte. Es zerbrach Sora das Herz, ihm das sagen zu hören, und sie hielt es einfach nicht mehr aus.

Lautlos verschwand sie in den Garten, raus aus dem Sichtfeld der Männer.
Verzweifelt ließ sie sich in das Gras fallen und lehnte sich an die Hausfassade.
Müde schloss sie die Augen und versank in ihren Gedanken.
,,Ich habe versagt. Zum ersten mal und das genau bei dem Menschen, der..." begann sie, betrübt mit sich selbst zu reden. Doch sie wurde von einer ihr all zu bekannten Stimme unterbrochen.

,,Du hast nicht versagt, mein Kind. Denke immer daran, dass dein Schützling immer das letzte Wort hat. Die Schutzengel sind die helfende Stimme, das gute Gewissen. Du hast alles in deiner Macht stehende getan, um ihn umzustimmen, um ihn vor dem Tod zu bewahren. Doch er hat sich entschieden und du, so schwer es dir auch fällt, musst es akzeptieren.
Helfe ihm, eine schöne letzte Zeit zu haben. Begleite ihn und stehe ihm zur Seite."

Die beruhigende, allwissende Stimme hallte wohltuend in Soras Kopf.
Und sie freute sich, dass sich ihr Vater in dieser Schweren Zeit bei ihr meldete.

,,Es fällt mir schwer, Vater, das zu akzeptieren. Ich weiß, ich breche schon wieder die Regeln der Schutzengel. Doch ich konnte nicht anders. Und jetzt will er sterben und ich habe das Gefühl, ich konnte rein gar nichts dagegen unternehmen."

,,Regeln sind dafür da, um gebrochen zu werden, mein Kind. Und du warst der erste Schutzengel, der den Mut dazu hatte, dies zu tun. Darüber bin ich sehr stolz. Und denke daran, dass du es warst, die Michael Beck und Smudo geholt hat, um deinen Schützling zu helfen."

,,Du hast ja Recht, Vater. Ich danke dir, dass du mir in dieser schweren Zeit beistehst."

,,Dafür bin ich da. Und jetzt geh nach Hause. Lass die Männer alleine, denn ich habe das Gefühl, es regt sich etwas in deinem Schützling. Etwas Gutes."

Mit neuer Energie raffte sich Sora auf und das Gefühl, dass sie versagt und aufgegeben hätte, war endgültig verschwunden. Das Gespräch mit ihrem Vater hatte ihr gut getan und ließ sie nicht mehr an sich selbst zweifeln.

Ihr Vater hatte Recht, auch sie spürte, dass sich etwas Positives in Paddy regte. Und sie war sich auch sicher, dass Michi und Smudo eine gute Wirkung auf ihren Freund hatten.

Und so machte der Schutzengel das, was ihr Vater ihr geraten hatte.
Sie zog sich zurück, zurück in ihre Heimat, zurück in den Himmel, von dem aus sie alles beobachten konnte.

SchutzengelHikayelerin yaşadığı yer. Şimdi keşfedin