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Rena führte, wenn man so darüber nachdachte, eigentlich ein durchschnittlich spannendes Leben. Nach dem Bachelorstudium im Fach Medienpädagogik und einer kurzen Arbeitsphase, landete sie in Hamburg an der Universität, wo sie im Master für Medienmanagement immatrikuliert war. Vor fast einem Jahr ereignete sich jedoch ein tragisches Ereignis. Ihre geliebte große Schwester Samantha starb an einer schweren Lungenentzündung und riss damit ein großes Loch in die Herzen ihrer Familienmitglieder und Freunde. Rena litt schwer unter dem Verlust und musste sogar ein Urlaubssemester nehmen, um das Ganze zu verarbeiten.

Mit der Zeit wurde es zwar leichter, aber gerade jetzt, so kurz vor dem Todestag, schlich sich wieder ein dunkler Schatten über Renas Leben. Renas gute Freundin Chrissy hatte es sich deshalb zur Aufgabe gemacht, sie etwas abzulenken. Das Studium brachte ihr einige Kontakte im Bereich der Medien ein. Wie das dann so ist, wenn man jemanden kennt, dann kennt dieser wiederum jemanden, der noch jemanden kennt. Und so fügte es sich, dass sie an diesem Abend zusammen mit ihrer Freundin Christin zu einer Veranstaltung in Köln fuhr, wo einige Größen der Influencerszene verkehrten. Es gab einige Workshops und Präsentationen, die sich Rena interessiert anschaute, weil sie für ihre Karriere interessant sein könnten. Der wirklich spannende und spaßige Teil des Tages war jedoch natürlich die Party im Anschluss an das Event. Chrissy brachte Rena sogar dazu, ihr zu versprechen, dass sie sich bemühen würde, Spaß zu haben und alle dunklen Gedanken verdrängen würde.

Rena und Chrissy betraten die Location und gaben ihre Jacken an der Garderobe ab. Der eigentlich weiße Gang wurde durch Farbscheinwerfer in blaues und violettes Licht gehüllt und führte die beiden jungen Frauen zum Veranstaltungsraum, der ähnlich beleuchtet war. Dort gab es jedoch auch eine Discokugel an der Decke, die alles mit hellen Lichtpunkten bedeckte. Chrissy und Rena holten sich je ein Getränk an der Bar, die in der Nähe des Eingangs war. Rena trank eine Mate und Chrissy ein Bier. Sie gingen durch den Raum, wo außer ihnen bereits etliche andere geladene Gäste anwesend waren und entweder tanzten oder an der Seite oder den einzelnen Stehtischen standen und sich unterhielten. In der Mitte des Raumes gab es eine kleine Bühne, auf der zwei Mikrofone standen. An der Wand, die genau gegenüber der mit dem Haupteingang war, befand sich ein großer Bildschirm, der das Logo des Veranstalters zeigte.

"Hast du das vorhin gelesen, dass die heute einen Karaoke-Charity-Spiel veranstalten wollen, wo Geld für UNICEF gesammelt werden soll?", fragte Chrissy und lehnte sich beim Sprechen zu Rena, damit diese sie über die Musik hinweg verstehen konnte.

"Oh nein", sagte Rena und machte ein besorgtes Gesicht "also der Charity-Teil ist ja toll, aber das Singen... Lieber Gott, bitte nicht."

"Ach komm, du wirst doch eh nicht ausgewählt, hier sind so viele Menschen. Die Chance ist wirklich gering.", sagte Chrissy lachend und beobachtete, die anderen Gäste.

Auf einmal trat eine junge Frau mit einem Veranstalter-Namensschild und einem Korb mit Zetteln zu den beiden.

"Wollt ihr einen Loszettel? Es gibt einige nette Preise zu ergattern.", fragte sie freundlich.

Das ließen sich Rena und Chrissy nicht zwei Mal sagen und schnappten sich jeweils einen. Dafür warfen sie auch einige Münzen in die Spendenbox.

"Die Auflösung ist in einer halben Stunde kurz vor dem Karaokepart. Viel Spaß euch noch.", ergänzte sie und zog dann weiter zu den nächsten Personen.

Rena schaute sich ihren Zettel an. "Ich hab' ein S1 drauf stehen und du?"

Chrissy tat es ihr nach und las vor: "543"

"Ganz was anderes. Vielleicht ist meine ‚ne Niete.", sagte Rena lachend und verstaute den Zettel in ihrer Handtasche.

"Lass uns tanzen gehen.", schlug Chrissy vor und Rena stimmte begeistert zu.

Unter dem selben Mond (Rezo & Julien Bam & OC) | AbgeschlossenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt