»15. Müsste ich meine jetzige Laune mit einem Wort beschreiben, wäre es "ugh"«

3.7K 189 31
                                    

"Ich weiß, es ist ihr erster Tag, Ms. Taylor, trotzdem bitte ich Sie, Aufmerksamkeit zu bewahren", weckte mich Professor McGonagall aus meinem Tagschlaf.

"Entschuldigen Sie...", murmelte ich und setzte mich wieder grade auf, währendem ich spürte, wie Remus'Blick mir im Rücken brannte.

Wahrscheinlich vorwurfsvoll wie immer.

Genau wie gestern, als ich ihn nur mit Mühe und Not davon abbringen konnte, mir einen Stundenplan zum Nachholen des verpassten Schulstoffs zu machen.

Ich hatte keine Ahnung, was sein Problem war.

James, Sirius und ich machten Witze und hatten Spaß, was schonmal grundsätzlich etwas war, das ich sehr lange nicht mehr ohne Hintergedanken haben konnte und er stand in der Ecke und schaute böse zu uns rüber.

Und dann noch dauernd diese Standpauken, dass man zwar das machen sollte, was man für richtig hielt, aber immer mit Rücksicht auf andere.

Wahrscheinlich bereute er es schon, mich auf sein Zimmer eingeladen zu haben.

"Hey, June, ich wollte fragen, ob du vielleicht Interesse an einem Interview mit HogwartzNewz hast? Du weißt schon... So als erste ihrer Art", riss mich Mellanie aus meinen Gedanken, da ich den Unterrichtsschluss anscheinend mal wieder nicht mitbekommen hatte. 

"Nur über meine Leiche", murmelte ich abweisend und fing an, so schnell wie möglich alles einzupacken, um von ihr wegzukommen.

Das rothaarige, zierliche Mädchen lächelte mich an, als würde sie nur zu gern über meine Leiche schreiben und klimperte mit den Wimpern, die ihre hellbraunen Augen umrandeten. 

"Nagut. Schade. Ich bin mir sicher, viele Mädchen hätten sich ein Interview mit dir gewünscht. Aber wenn das so ist..."

Sie zuckte mit ihren schmalen Schultern und zeigte einen entzückend süßen Gesichtsausdruck.

"Falls du mich suchst, du findest mich in den Pausen in der Küche."

Ich sah ihr argwöhnisch hinterher und schulterte meine Tasche mit einem Drei-Tage-Regenwetter-Gesicht und  steuerte auf die rettende Tür, hinaus in den Korridor zu, als sich zu allem Übel auch noch Remus neben mich schob.

"Bist du mitgekommen?", fragte er und biss in einen Apfel, wo auch immer den jetzt herhatte. 

"Hm?", machte ich und trat in den überfüllten Gang. 

"Beim Unterricht... Also, wenn man die voherrigen Stunden nicht da war, kann das ganz schön unverständlich sein...", murmelte er, nachdem er aufgekaut hatte und sah ein Mal nach links und rechts, als würde er eine Straße überqueren.

"Ich bin aber mitgekommen...", widersprach ich, auch wenn das eine Lüge war, da ich die Stunde fast vollständig mit schlafen verbracht hatte. 

"Ich sag's ja nur. June, das ist unser letztes Jahr, du musst wirklich ranklotzen, wenn du die Prüfungen bestehen willst..."

Ich verdrehte die Augen und legte ein bisschen Tempo zu, was er mit seinen langen Beinen natürlich hervorragend mithalten konnte.

"Okay, dann sag mir mal, wie man sich eine andere Nase zaubern kann", sagte er nach kurzer Zeit mit hochgezogenen Augenbrauen, da er anscheinend hinter meine Lüge gekommen war.

"Naja... Man... Muss...", stammelte ich unsicher und versuchte mich daran zu erinnern, ob ich im Dösen vielleicht doch etwas mitbekommen hatte.

"Okay, wir treffen und nachher im Verwandlungsraum, um 17 Uhr mit Schreibzeug und Pergament", bestimmte er mit einem kleinen Schmunzeln, was ich sehr unangebracht dafür fand, dass er mich grade schonwieder bevormundete. 

"Aber ich muss mich da mit Sirius sehen lassen...", murmelte ich, als würde eine alternative Zeit überhaupt noch zu Debatte stehen. 

"Du kannst dich auch noch morgen mit Sirius sehen lassen. Die glauben nicht, nur weil du bei mir Nachhilfe hast, dass ihr euch getrennt hättet. Darauf kommt wahrscheinlich noch nicht mal Melissa."

"Mellanie."

---

Mit einem mehr als schlechtgelaunten Gesichtsausdruck, floh ich aus dem Verwandlungsraum.

Ein Blick auf eine große Uhr, die im Gang hing, verriet mir, dass es schon 19 Uhr war.

Ich hatte also genau 2 Stunden meines Lebens für Standpauken und versteckte Beleidigungen verschwendet, anstatt Spaß mit meinen neugewonnenen Freunden zu verbringen. 

Hinter mir ging erneut die Tür auf und es war wahrscheinlich Remus, der sich ebenfalls von der frustrierenden Nachhilfestunde aufgerafft hatte und auf dem Weg zurück war.

"Es liegt einfach an deiner Konzentration", sagte er aufmunternd hinter mir und brachte mich insgeheim dazu, die Augen zu verdrehen.

Wie konnte ein einzelner Mensch nur so unfassbar nervig sein?

"Natürlich", antwortete ich und versuchte meinen genervten Tonfall zu unterdrücken.

Ehrlich gesagt, hatte ich nicht den blassesten Schimmer, wieso ich überhaupt auf ihn gehört und zu dieser verschwendeten Nachhilfestunde gekommen war.

Ich kriegte das schon alleine hin, wenn ich einmal die Zeit fand, das alles in Ruhe nachzuholen.

"Hast du eigentlich schon mit Helena geredet?", fragte er, wobei es sich so anfühlte, als ob er an einem Wasserhahn drehte, aus dem jetzt schlechtes Gewissen herausschoss wie ein Wasserfall.

"Hör zu, Remus... Ich mag dich nicht, du magst mich nicht. Wir müssen nicht so tun, als wären wir Freunde", schnauzte ich und drehte mich rum.

Remus blieb stehen und sein Gesicht wurde finster.

"Darum geht es mir auch nicht... Es geht mir darum, dass du endlich aufhören musst, so ein verdammtes Arschloch zu sein! Du verletzt Menschen wo du gehst und stehst!"

Ich knirschte mit den Zähnen und drehte mich um, um kommentarlos weiterzugehen.

"Stopp, June."

Mit angespanntem Kiefer blieb ich stehen und drehte mich langsam zu ihm um.

"Du musst anfangen, auf andere Personen Rücksicht zunehmen, solange du nicht weißt, was in ihren Köpfen abgeht. Eben zum Beispiel. Stell dir vor, du hättest damit, dass ich dich nicht mag unrecht gehabt und ich wäre in dich verliebt", erklärte er, wobei ihm sein dunkelblondes Haar in die Stirn fiel, sonst regt sich nicht viel an seinem Gesicht.

"Naund? Bist du ja Merlin sei Dank auch nicht", erwiderte ich genervt von der nie endenden Standpauke, die ich nahezu ununterbrochen von ihm bekam. "Und hör auf mich zu bevormunden, ich bin nicht dein Hund oder deine kleine Schwester oder was auch immer!"

Ein leicht überhebliches Lächeln flog über seine Lippen, was so unfassbar ästhetisch aussah, dass ich meine Wut fast vergaß.

Das hielt aber auch nur mindestens genau so lange, wie sein flüchtiges Lächeln.

"Und trotzdem hörst du auf mich", stellte er fest und machte einige Schritte auf mich zu. "Wieso?"

"Mensch, Remus, weil ich so unfassbar verliebt in dich bin natürlich!", rief ich und der sarkastischsten Tonlage, die ich anehmen konnte. "Deswegen höre ich auf dich!"

Tatsächlich hatte ich keine Ahnung, warum ich überhaupt auf in hörte.

Wahrscheinlich, weil ich seinen Vater immer auch zwangsläufig als einen zweiten Vater gesehen hatte.

Auch wenn ich einen hatte, den ich sehr liebte. 

Oder einfach nur schlicht und ergreifend, weil ich Remus vertraute und ihn für intelligent und vorausschauend hielt, auch wenn ich ihn nicht mochte. 

So oder so beschloss ich, in Zukunft alle seine Befehle und "Ratschläge", wie er es nannte, zu ignorieren und mein eigenes Ding durchzuziehen. 

"Kann ich jetzt gehen, Hoheit?", fragte ich trocken und warf ihm einen vernichtenden Blick zu.

"Ich bitte darum. Das lässt sich nicht aushalten..."

---1121 Worte---

Oh, das sollte nicht so eskalieren.

Mr. Fear | RumtreiberWhere stories live. Discover now