Kapitel 11

2.9K 161 1
                                    

Clara griff an dem köstlich aussehenden Erdbeerkuchen vorbei, der ganz hinten in der Vitrine stand, um an einen Schokomuffin dranzukommen.
Sie platzierte ihn neben einer Servierte auf einem kleinen Teller und reichte ihn, mit einem Kaffeebecher zusammen einer Frau, die obwohl sie erst vor einer Minute bestellt hatte, bereits ungeduldig mit ihren langen, knallrot lackierten Fingernägel auf dem Tresen klapperte und damit unangenehme Klackergeräusche verursachte.

Es war definitiv ein schöner Tag. Die Sonne strahlte in einem weißlichen Licht durch die Fenster des Cafés und warf damit Lichtflecken über die Tische und den Boden. Es war vielleicht noch recht kühl, und doch konnte sie bereits spüren, dass der Frühling begonnen hatte.
In ihrem Garten blühte bereits der Frühlings-Krokus und die Leute trugen wieder leichtere Jacken, welche die vielen Pelzmäntel verdrängten.

Auch das Café war wieder viel sommerlicher geworden. Die Lichterketten und Tannenzweige, die sie bereits vor zwei Wochen zusammen mit ihren Eltern abgenommen hatte, waren durch die ersten Blumenvasen auf den Tischen und kleine Papierschmetterlinge, die hier und da an dem Tresen, den Bilderrahmen oder den Tischen zu finden waren, ersetzt worden. Der schwere Geruch von Vanille, Zimt und Nelke hatte dem von Blumen und Minze Platz gemacht und die Öffnungszeiten hatten sich um eine Stunde verlängert.
Clara gab der Frau ihr Wechselgeld und wandte sich dem nächsten Kunden zu. Schon seid Jahren half sie ihren Eltern im Café aus, sie hatte bereits eine Menge Situationen miterlebt. Wenn man an solchen Orten arbeitete, bekam man eben oft Situationen wie Streitereien, Versöhnungen oder die Anfänge oder das Ende einer Beziehung mit. Einmal hatte sie sogar einen Heiratsantrag miterlebt.

Ihre Familie besaß schon ziemlich lange dieses Café, es hatte ich über die Jahre verändert und war moderner geworden, aber seine Seele hatte es nie verloren. Es war ein Ort, an dem man sich entspannen und dem Stress des Alltags entfliehen konnte. Es befand sich sogar ein Regal gegenüber der Theke, welches Bücher beinhaltete, die jedem Kunden zugänglich waren.

Deswegen sah sie es nicht gerade gerne, wenn Leute sich hier stritten. Es zerstörte die Atmosphäre. Apropos Streit, ihr nächster Kunde war Alec. Der Junge, mit dem sie sich kurz auf der Party unterhalten hatte. Sie war in seinen und Magnus´ Streit geplatzt.
Clara nahm seine Bestellung auf und sah sich gerade rechtzeitig im Café um, um zu bemerken wie Magnus der mit seiner ausgefallenen Frisur selbst bei dieser Menschenmenge herausstach, aufsprang und sich einen Weg zum Ausgang bahnte.
Clara runzelte die Stirn, während sie sich der Kaffeemaschine zuwandte um Alecs Bestellungswunsch umzusetzen. Vermutlich musste er irgendwo hin und Alec wusste sicherlich Bescheid. 

] Sie hatte die beiden Heute die ganze Zeit über Lachen sehen. Was keine schlechte Abwechslung zu ihrem vorherigen Treffen gewesen war. 
Die beiden Kaffeebecher in ihren Händen, ließen sie nachdenklich werden.

Sollte sie nach den Namen fragen? Sie wusste sie, aber war das nicht irgendwie komisch? Normalerweise konnte sie sich die Namen nicht so gut merken, kein Wunder bei den ganzen Kunden. Und doch hatten die Beiden ihr Interesse geweckt und sie dazu veranlasst, öfter als sonst in ihre Richtung zu sehen.

Außerdem kam der Name Magnus in Kombination mit solch einer Frisur nicht gerade häufig vor…
Sie wollte aber sicher nicht, dass sie dachten, dass sie sie beobachten würde. Gut, sie wollte nicht, dass sie wussten, dass sie es manchmal tat.

Sie schenkte Alec ein freundliches Lächeln. „Name?“

„Auf den hier Alec und auf den anderen Magnus, bitte“, antwortete er und deutete abwechselnd auf je eine der Becher.
Sie nickte und zog einen Edding aus ihrer Hosentasche, mit dem sie die beiden Namen auftrug. Jetzt schien ihr Magnus´ flüchtender Abgang doch ein wenig komisch. Sie beschloss jedoch, sich lieber nicht einzumischen und beobachtete Alec aus der Entfernung, wie er zurück zu dem jetzt leeren Tisch ging, die beiden Kaffeebecher umklammert und einen konzentrierten Ausdruck auf dem Gesicht.

PretenderWhere stories live. Discover now