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Das Essen lief alles andere als angenehm. Die Kollegin meiner Mutter hatte gleich zu Anfang gefragt, warum sie sich nun doch erst so spät trafen. Meine Mutter antwortete nur mit einem kurzen „Nur so" und einem Blick zu mir, welcher mich weiter in den Stuhl rutschen ließ.

Meine Mutter wollte Eindruck schinden und ein Sohn mit einem blauen Auge tat das nicht. Zum Glück war mein Körper aber nun so gut wie normal, natürlich blieben überall mal Narben, doch Die ganzen Blutergüsse und Blauenflecke waren weg.

„Ich dachte du hast nur einen Sohn, Marie? Wer ist denn der andere Bursche dort?", Sonja, Mums Kollegin, beäugte Aiden und der war, anders als sonst, ziemlich ruhig. „Das ist Aiden Collins, der Freund von Elias", meine Mutter sagte das mit einem gewissen Stolz, was mich Lächeln ließ.

Da Mums Kollegin leicht verwirrt aussah fügte ich hinzu: „Ich bin schwul." Nun sah sie zu mir und lächelte: „Wow, das ist wirklich schön, es gibt nicht viele die so mutig sind und das offen zugeben." Ich nickte nur und sah zu Aiden, welcher unmerklich in seinem Essen rumstocherte.

Alia war schon lange verschwunden, als auch Aiden und ich aufstanden und in mein Zimmer verschwanden.

„Was hast du?", fragte ich als wir oben angekommen sind. „Nichts, du bist nur so mutig", er versuchte Sonja nach zu äffen, aber es funktionierte nicht. „Nur weil man das aussprechen kann, ist man nicht mutig", fügte er hinzu. Er ließ sich auf mein Bett fallen und sah mich ernst an. Ich zuckte mit den Schultern: „Ich denke es ist das mutigste überhaupt, wenn man seine Gefühle zulassen kann." Er sah mich kritisch an und setzte sich auf. „Das kann ich!" „Aber nur bei mir", ich setzte mich zu ihm und wollte nach seiner Hand greifen. Er zog sie aber weg und ließ sich wieder nach hinten fallen. „Ich bin eben noch nicht bereit", sagt er dann und ich ahnte, das wir uns gleich streiten würden.

„Wann bist du denn bereit? Die Schule geht bald wieder los, ich meine, jetzt stört mich das nicht, aber...", ich sah wie er mich böse anfunkelte. Er erinnerte mich ein wenig an früher und ich bekam kurz eine Gänsehaut. „Was willst du jetzt von mir?", zischte er mich an und stand vom Bett auf. „Ich... ich will von dir wissen, wie du dir das denkst. Denkst du echt ich halte mich in der Schule von Dir fern und komme nur wenn du mich rufst? Ich... Wir sind zusammen, ein Paar! Erwartest du echt das ich das alles mitmache?", ich versuchte ruhig zu bleiben, doch auch bei mir bildete sich eine leichte Wut.

Er konnte doch nicht einfach davon ausgehen das ich alles mitmache was er will. Auf einmal fing er an zu nicken. Ich schnaubte kurz sauer auf und er fing an zu reden: „Ich dachte du liebst mich, willst du nicht das ich mich wohl fühle? Willst du lieber das ich mich oute und dann mein Leben weg werfe?" Nun stand ich auch auf: „Wenn man sich outet schmeißt man also sein Leben weg? Na vielen Dank auch!" Er verdrehte die Augen und wollte wieder ansetzen. Schnell unterbrach ich ihn, bevor das hier noch schlimmer wurde: „Ich mache morgen was mit John, ich denke es wäre am besten wenn du jetzt auch gehst!" Ich sah wie das funkeln in seinen Augen verschwand und ein bisschen von Enttäuschung und Trauer zu sehen war. Nein warte... da war auch noch Wut!

Er drehte sich um und knallte die Tür hinter sich zu, so dass ich kurz zusammen zuckte. War ich jetzt wirklich derjenige der scheiße gebaut hatte? Ich denke nämlich nicht. Was fiel ihm denn ein? Nur weil man sich als Schwul oder Bi outet wirft man doch noch lange nicht sein Leben weg! Ich ließ mich auf mein Bett fallen und schloss kurz meine Augen.

„Was ist denn bei euch los?", fragte auf einmal Alia, welche in meine Tür stand. Ich funkelte sie sauer an und sie ging einen Schritt zurück. War ich so angsteinflößend? Ich stand auf und ging zu Tür. „Nichts! Was willst du von mir?", ich war immer noch sauer auf Aiden und meine Schwester musste das nun leider abbekommen. „Ich habe mir Sorgen gemacht, Aiden ist nicht gerade leise verschwunden!", sie klang ziemlich kleinlaut, langsam fragte ich mich wirklich ob Aiden schlecht auf mich abfärbte. „Halt dich aus meinem Leben raus! Ich will jetzt nicht reden!", mit diesen Worten knallte ich die Tür zu und merkte wie mir eine Träne über die Wange lief.

Schnell wischte ich sie weg, damit nicht noch mehr folgten.

Auf einmal klingelte mein Handy und ich sah aufs Display. Es war John und ich atmete einmal kurz aus. Ich hatte Aiden gesagt das ich mich mit John treffen würde, nur wusste der das noch gar nicht. Ich wollte eigentlich nur das Aiden verschwindet und ich nicht noch saurer wurde.

„Hallo? Elias?", meldete sich John am anderen Hörer, als ich abnahm und nichts sagte. „Ja, Hey", erwiderte ich und schluckte nochmal kurz. „Alles klar bei dir?", er klang nun besorgt und ich verdrehte die Augen. „Ja alles gut, was gibts?", ich merkte wieder ein Stück genervtheit in meiner Stimme und atmete tief ein um es zu unterdrücken, John war der letzte der das abbekommen musste. „Ich wollte fragen ob du morgen Bock hast dich zu treffen. Ich weiß ja das du in letzter Zeit immer beschäftigt warst, aber vielleicht hast du ja trotzdem Bock?" „Ja klar, wir haben ja eh schon ewig nichts mehr miteinander gemacht", ich versuchte freudig zu klingen.

„Was ist gestern eigentlich noch bei dir und Katy passiert?", fragte ich und ein Lächeln schlich sich auf mein Gesicht. „Wir sind zusammen, man und das eigentlich nur wegen dir!", ich hörte sein fröhliches Lachen am anderen Ende und kratzte mich am Hinterkopf. „Hey kein Ding! Aber tu ihr nicht weh, sie ist ein guter Mensch!", ich wurde ruhiger und langsam stieg wirklich die Freude in mir auf. „Ach und ich bin kein guter Mensch?", ich wusste das John diese Frage nicht ernst meinte, doch ich verdrehte trotzdem die Augen. „Um ehrlich zu sein, bist du nicht nett, nein!", ich versuchte frech zu klingen und bei seinem Lachen, konnte ich mir vorstellen, dass es geklappt hat.

„Na dann, wir sehen uns morgen, ich wollte noch mit Katy schreiben", sagte John nach ein paar Minuten. Ich nickte erst, doch dann fiel mir auf, dass er das ja nicht sehen konnte. „Okay dann bis morgen alter!", mit diesen Worten legte ich auf.

Ich sah das Aiden mir geschrieben hatte und öffnete die Nachricht:
Bist du noch sauer? Es tut mir leid Elias, so habe ich das nicht gemeint!
Schon wieder musste ich schlucken, aber ich wollte das nicht. Ich wollte nicht traurig sein und schrieb einfach zurück:
Okay
Damit legte ich mein Handy wieder weg und ließ mich in mein Bett fallen.

Verliebe ich mich in dich? (Abgeschlossen)Where stories live. Discover now