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„Percy, wenn wir uns beeilen, schaffen wir es noch zum Mittagessen. Ich habe Hunger." Die kraftlose Stimme schreckte mich aus meinem Dämmerschlaf hoch. Müde fuhr Annabeth mir durch die Haare.

Etwas neben der Kappe sagte ich ihr, dass auch ich Hunger hatte. Erschreckenderweise sprang sie sofort auf und zog mich aus der Krankenstation. Lucas, Clarisse und Tyson mussten gegangen sein, als ich geschlafen hatte. Mit zittrigen Händen versuchte Annabeth nun, sich den Staub von ihrer Bluse zu wischen, das Blut war festgetrocknet.

Meines Erachtens musste sie unsere Befürchtung mitgehört haben, denn ihr Lebensgeist versuchte, ihre Erschöpfung zu überdecken, indem sie unaufhörlich wirres Zeug brabbelte und lachte. Nur konnte sie nicht verbergen, wie sie immer wieder zusammenfuhr oder vor Schmerzen die Luft anhielt.

„Percy, er wollte dich wirklich umbringen, ist das zu glauben und ich konnte dir nicht helfen." Ihr schlechtes Gewissen trieb ihr die Tränen in die Augen.

„Annabeth, ich bitte dich, gerade du bist der Grund, warum ich noch lebe!" Ich musste ihr Gesicht in meine Hände nehmen, um ihre Konzentration auf mich zu ziehen.

„Danke", hauchte sie, dann hatte sie wieder das Thema gewechselt und fragte sich, was es zu Essen gab.

Sogar während des Essens war Annabeth nicht zum Stilsitzen zu bekommen. Sie fummelte mit ihrer Gabel herum, bis sie sie aus Versehen zur Demeterhütte schoss. Danach blieb ihr nur noch übrig, mit den Fingern auf dem Tisch einen komlexen Rhythmus zu klopfen, welcher ihre Geschwister außerordentlich nervte.

Bei den Gesichtern, die sie zogen, mussten Grover und ich uns stark zurückhalten, nicht lautstark los zu lachen, sonst wären wir vermutlich weggeschickt worden, doch ich wollte Annabeth beobachten, dass sie auch wirklich etwas gegen ihren Hunger unternahm.

Mr D sah Annabeth abwertend an, er überlegte, ob er sie in ihre Hütte verweisen sollte, aber ein warnender Blick von Chiron genügte, diesen Gedanken abzuschütteln. Ich wollte mir keine Sorgen über Annabeths bedenkliches Verhalten machen. Ich redete mir ein, dass alle Halbblute HDHD-Fälle waren und dieses Gen an manchen Tagen doch zu spüren war, dass Annabeth, so geschwächt wie sie war, nicht mehr darauf achtete, es zu verbergen.

Nach dem Mittagessen ging ich mit Annabeth, Grover, Wacholder und Tyson zum See, um uns dort ein wenig abzukühlen. Doch auf dem Weg wurde mir bewusst, was ich mit dem See verband. Was dort in meinem Traum passiert war.

Ich blieb zurück, konnte ich es riskieren, sie in die Nähe des Wassers zu lassen?

„Percy, alles gut bei dir?" Annabeth hatte als erste bemerkt, dass ich stehengeblieben war. Besorgt schaute sie mich an. „Mir geht es besser, mach dir bitte keine Sorgen." Zaghaft küsste sie mich, doch als ich sie umarmte, merkte ich, wie sie sich auf die Zähne biss, um nicht wegen ihrer Rippen zu keuchen.

Ich beobachtete sie noch eine Weile, ihren Gang, ihr Verhalten, ihr schien es wirklich besser zu gehen. Sie sprach zwar etwas verklemmt mit den anderen, aber im Vergleich zu den letzten Tagen, machte sie einen sehr lebendigen Eindruck.

Grover und Wacholder waren beide keine großen Schwimmer, deshalb blieben sie einfach am Strand liegen. Was auch sehr angenehm sein kann, wenn man ihnen die Ruhe gönnen würde. Ich gönnte sie ihnen natürlich nicht.

Während Annabeth mit Tyson im kniehohen Wasser plantschte, mein Bruder sollte ebenfalls auf sie aufpassen, wir waren uns einig, dass vier Augen aufmerksamer waren, als nur zwei, ließ ich eine hohe Wasserwand aus Long Island Sound aufsteigen und führte sie zu meinen trockenen Freunden.

Ohne dass sie es merkten, ließ ich das Wasser über ihnen schweben und musste schon während ich fragte, ob sie sich nicht abkühlen wollten, heftig lachen.

Percy Jackson - Der Feind des Halbgottes, inspiriert von Rick RiordanWo Geschichten leben. Entdecke jetzt