32. Per Sprung durch Amerika

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Wir gingen schon seit einigen Stunden herum. Meine Füße hatten mittlerweile Blasen, meine Beine zitterten vor Anstrengung, und ich sah auch bei den anderen die Anzeichen von Schwäche. Rachel und Clarisse hatten Hannah schon seit einer Stunde stützen müssen. Wie auch immer sie diese Sonnenfinsternis heraufbeschworen hatte, es hatte sie viel Kraft gekostet, zu viel, um sich selbst auf den Beinen halten zu können.

„Percy, wir sollten eine Pause einlegen." Annabeths Mund streichlte mein Ohr. Ich schmunzelte, wie recht sie hatte und doch ... ich brauchte nur meinen Kopf nach rechts zu drehen, um sie zu küssen.

„Jetzt lass mich runter", kicherte sie von meinem Rücken aus. Erst jetzt stachen mir die Rückenschmerzen von meinem Hals bis zu meinem Steißbein hinunter. Solange ich sie getragen hatte, hatte ich nichts gespürt.

Ich gab nach und ging in die Knie, damit sie sich nur nach unten rutschen lassen musste. Clarisse legte Hannah auf die Wiese und dann ließen sie und Rachel sich auch auf den Boden fallen. Erleichtert genossen wir den Moment, als wir unsere Füße entlasteten und die Schuhe auszogen.

„Rieche ich da Pfannkuchen?", fragte Clarisse und setzte sich gerade auf. Ich hob meine Nase in die Luft. Tatsächlich, es roch nach Essen.

Ich drückte mich vom Boden auf, meine Beine zitterten schlimmer als vorher, als ich versuchte, nach der Entlastung aufzustehen. Als ich den Rucksack zu mir gezogen hatte, rumorte mein Magen.

Es roch so gut. Ich öffnete den zeranzten Rucksack und starrte für einige Sekunden auf den Inhalt, ohne zu verstehen, wie das passieren konnte.

Der Rucksack war bis zu der Öffnung mit Essen gefüllt. Der Duft von frischen Pfannkuchen benebelte meine Sinne bei dem Versuch, mich nicht daraufzustürzen.

„Das muss Poseidon gewesen sein." Annabeth griff in den Rucksack hinein und zog kopfschüttelnd eine Pflaume heraus. Ihr war wie mir die Verwunderung auf das Geschicht geschrieben. Die Augenbrauen hatte sie vor Grübeln zusammengezogen.

„Das war doch noch nicht alles darin, als wir aufgebrochen sind, oder?" Ich war der festen Überzeugung, dass wir ohne jeglichen Gedanken an Verpflegung zu verschwenden, aufgebrochen waren.

„Es war dumm von uns allen. Nicht mal ich hab an das Essen gedacht, aber da war ich ... nicht so wichtig." Sie räusperte sich verlegen und versuchte, uns nicht zeigen zu lassen, wie peinlich es ihr war, zuzugeben, nicht nachgedacht zu haben. Obwohl sie ihre Stirn mit ihrer Hand stützte, um ihr Gesicht vor mir zu verbergen, sah ich, wie sich ihre Wangen blass rot färbten.

Die Erdbeeren in meiner Hand verloren schlagartig ihre Bedeutung. Ich betrachtete Annabeth bloß. Der leichte Hauch von Rot verlog schnell und ließ ihr bleiches, müdes Gesicht zurück. Die Augen, in deren Sturm ich mich seit Jahren wieder und wieder verlor, sehnten sich nach Schlaf. Und trotzdem gab es nichts, was ich lieber angesehen hätte.

Irgendwann, als mir eine der Erdbeeren aus der Hand rollte, riss ich meinen Blick von ihr los. Ihr war es unangenehm, aber ich hatte es nicht früher geschafft. Als ich einige Sekunden später wieder zu ihr hinsah, lächelte sie.

„Du kannst es nicht lassen?", fragte sie mich flüsternd, ihren Kopf in die Richtung der anderen deutend. Niemals würde ich es lassen können, selbst ihn meinen Träumen sah ich sie vor mir.

Sie lehnte sich vorsichtig zu mir hinüber, bis sich die Spitzen unserer Nasen berührten, dann lehnte sie ihre Stirn an meine. Ich fuhr ihr mit meinen Lippen über ihre immer noch zarte Haut, über ihre Wangen, nahm ihren Kopf in meine Hände, um ihn für sie zu halten.

„Wir sollten uns ausruhen", sagte sie und drehte sich von mir fort. Es war keine schwere Geste und doch fühlte ich den Stich in meiner Brust, den sie hinterließ.

Percy Jackson - Der Feind des Halbgottes, inspiriert von Rick RiordanWo Geschichten leben. Entdecke jetzt