Kapitel 1 Lou trifft Samu Haber

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Es war ein regnerischer Tag, was mich jedoch nicht davon abhielt, in einem abgelegenen Park, geschützt durch die Bäume, Gitarre zu spielen und zu singen. Der Park war ein Ort, an dem ich mich in meiner Jugend häufig aufhielt, nachdem meine Mutter mir erzählt hatte, warum ich keinen Vater hatte. Anfangs hatte Mama mir erzählt, dass er sie verlassen hätte, nachdem er von ihrer Schwangerschaft erfuhr. Irgendwann hatte ich jedoch in einem Karton mit alten Bildern gewühlt und ein Bild von einem Soldaten gefunden, der mir, wie ich fand, sehr ähnlich sah. Als ich Mama das Bild aufgebracht vor die Nase warf, erklärte sie mir, dass er bei einem Einsatz gefallen war, als ich noch ein Baby war. Seit dem war der Park nach wie vor ein Zufluchtsort für mich, gerne auch mit meiner Gitarre.


Wie fast immer, wenn ich meine Gitarre in der Hand hielt, spielte ich Sunrise Avenue Songs und tauchte dabei in meine eigene kleine Welt ab. Ein „Hey" riss mich aus meiner Konzentration. Vor Schreck ließ ich fast die Gitarre fallen, fing sie aber rechtzeitig wieder auf und blickte hoch. Mein Blick musterte den Mann, der vor mir stand. Er hatte eine sportliche Statur und lächelte mich freundlich an. Unter seiner Kapuze kamen blonde, wuschelige Haare zum Vorschein. Als ich erkannte, wer da vor mir stand, klappte mir das Kinn runter. „Samu Haber?", brachte ich stammelnd hervor. Er nickte grinsend und sagte: „Ich war zufällig hier spazieren und hab dich hier gehört. Schöne Stimme." Ich lief rot an und murmelte: „Danke." Er ließ sich neben mir nieder und fragte: „Darf ich mit machen?" Ich nickte und spielte auf meiner Gitarre „Beautiful" an. Es machte unheimlich Spaß, mit Samu zusammen zu singen. Wir sangen unglaublich viel und lachten, wenn mal was nicht so saß, wie es sollte.


Nach einer Weile waren wir dann doch ziemlich durchnässt und ich fing an, etwas zu frösteln. „Ich wohne nicht weit von hier. Willst du mit zu mir kommen und einen Kaffee trinken? Ach ja, ich bin übrigens Lou.", wandte ich mich an den blonden Finnen. Er nickte und sagte: „Kaffee kann ich gut gebrauchen, wenn es dir keine Umstände macht." Ich musste lachen und meinte: „Ich würde dich wohl kaum einladen, wenn mir das Umstände machen würde." In der Zwischenzeit hatte ich meine Gitarre in die dafür vorgesehene Tasche verstaut und lässig über eine Schulter gehangen.


Gemütlich schlenderte ich mit Samu in Richtung meiner Wohnung. „Wieso warst du eigentlich im Park unterwegs?", fragte ich den blonden Finnen. Samu strich sich durch die nassen Haare und sagte: „Wir haben hier in der Gegend morgen einen Auftritt und ich wollte zwischen dem Band Trouble ein wenig die Gegend erkunden. Da bin ich dann im Park gelandet und hab dich da sitzen sehen." Ich sah ihn verdutzt an. „Ach echt? Ich hab gar nicht mitbekommen, dass ihr hier auftreten wollt. Wo genau spielt ihr denn?", fragte ich neugierig. Als Antwort kam: „Der Laden nennt sich Zeche." Als er das Wort Zeche aussprach, musste ich lachen, das klang zu witzig. „Hey, warum lachst du?", protestierte er. Als ich mich abgeregt hatte, sagte ich: „Ach, es klingt nur interessant, wie du Zeche aussprichst." Er sah mich gespielt beleidigt an, musste dann aber auch lachen.


In meiner Wohnung angekommen, stellte ich meine Gitarre im Wohnzimmer ab und ging weiter ins Schlafzimmer, um trockene Kleidung raus zu suchen. Dabei fand ich einen Pulli und eine Jogginghose, wo Samu rein passen könnte. Ich wechselte schnell meine Kleidung, nahm dann die zwei Teile und ging zurück zu Samu. „Hier, zieh dich um, bevor du noch eine Erkältung bekommst. Die kannst du morgen wohl eher weniger gebrauchen.", sagte ich und gab ihm die Klamotten. Er sah mich erleichtert an und fragte dann: „Wo ist das Bad?" „Zweite Tür links auf dem Flur.", kam es von mir, während ich für den Kaffee in die Küche verschwand. Wenige Minuten später saßen Samu und ich mit je einer Tasse Kaffee auf dem Sofa und unterhielten uns. Samu erzählte mir ein paar lustige Geschichten aus dem Tour Leben und aus dem Studio. Ich konnte mir die Geschichten lebhaft vorstellen und lachte mit ihm. Irgendwann sah Samu auf die Uhr und sagte: „Aw, fuck, ich wollte mich gleich noch mit den anderen treffen." „Holy shit, die Zeit verfliegt momentan.", meinte ich. Während er aufstand und Richtung Bad ging, fragte er: „Willst du mit kommen?" „Oh an sich gerne, aber meinst du, für die ist es in Ordnung, wenn du mich einfach mit schleppst?", entgegnete ich. „Ich bin immer noch der Boss der Truppe, ich kann mitbringen, wen ich will.", tönte es aus dem Bad. 'Na der hat ja ein Selbstbewusstsein.', dachte ich grinsend und betrat mal wieder mein Schlafzimmer, um mir Klamotten anzuziehen, mit denen ich rausgehen konnte. Als ich ins Wohnzimmer kam, stand Samu schon umgezogen dort. „Nimmst du mich so mit?", fragte ich ihn grinsend. Er grinste ebenfalls und meinte: „Ich hätte dich auch in Jogginghose und weitem Pullover mitgenommen."


Gemütlich schlenderten wir zur Zeche, wo Sunrise Avenue auftreten und Samu sich mit den anderen treffen wollte. Ich drehte etwas auf, je näher wir der Location kamen. Samu meinte schmunzelnd: „Komm mal wieder runter. Du wirst uns schon überleben." „Sag das nicht, Samu. Du hast mich ja schon im Park überrumpelt, was soll das denn dann mit fünf verrückten Finnen geben?", antwortete ich. Kaum betraten wir die Zeche, bauten sich auch die anderen vor uns auf. Riku sagte irgendwas auf finnisch und auch, wenn ich kein Wort von dem verstand, was er sagte, konnte ich an seinem Blick und denen der anderen erkennen, dass Samu sich anscheinend verspätet hatte und sie genervt waren. Ohne groß nachzudenken, sagte ich: „Er ist unschuldig an seiner Verspätung. Ich hab ihn etwas aufgehalten." Anscheinend hatten Riku und die anderen mich noch nicht wirklich wahrgenommen, denn sie sahen überrascht an Samu vorbei zu mir. Der blonde Finne war aber auch riesig. „Oh, eine Frau, die mal nicht aussieht, als würde sie jeden Augenblick vom Fleisch fallen? Bist du Krank Hapa?", fragte Osmo spöttisch. Ich legte kurz meine Stirn in Falten und dachte nach. Dann fielen mir Vivi und Etel ein. „Oh, nein, ich bin nicht seine Freundin. Momentan eher eine flüchtige Bekannte.", sagte ich. Osmo wuselte sich zu mir durch und sagte: „Ich weiß, ich zieh ihn nur auf." Bevor ich noch irgendwas sagen konnte, schob Osmo mich in einen Raum, in dem die Band sich anscheinend aufhielt, wenn sie nicht gerade mit Proben auf der Bühne beschäftigt waren. Samu, Riku, Raul und Sami folgten uns. Kaum hatten sich alle irgendwie auf die Sofas verteilt, Samu schaffte es, den Platz neben mir einzunehmen, fingen die fünf auch schon an, fröhlich zu reden. Ich war völlig überfordert damit, irgendwie den Gesprächen zu folgen. Während der Unterhaltung floss einiges an Bier und von Flasche zu Flasche wurde ich lockerer. Irgendwann waren Samu und Riku in eine hitzige Diskussion über Gitarren vertieft. Während ich den beiden zuhörte, sah ich Raul, Sami und Osmo an und ließ meinen Zeigefinger auf Höhe meiner Schläfe rotieren. Es fehlte nicht viel und wir wären in Gelächter ausgebrochen. Da Samu und Riku keine Anstalten machten, ihre Diskussion zu beenden und uns anderen die Themen ausgingen, schnappte ich mir eine der Gitarren, die ich entdeckt hatte, und spielte ein wenig darauf. Sami war begeistert von der Musik Idee und schnappte sich ein Cajon, welches ich erst in dem Moment realisierte und schon war eine kleine Jam Session entstanden. Riku und Samu wollten gerade protestieren, dass wir ihre Diskussion störten, als sie bemerkten, wie viel Spaß wir hatten, stiegen sie jedoch mit ein. Riku schnappte sich ebenfalls eine Gitarre und Samu übernahm den Gesang. 



Es war weit nach Mitternacht, als wir aufhörten, Musik zu machen. Die Band war total begeistert von mir, weshalb Samu fragte, ob ich nicht mit auftreten wollte. „Wenn ihr mich vorher abfüllt, gerne.", sagte ich scherzhaft, sagte dann aber doch zu. Langsam löste sich die Truppe auf. Sami und Raul waren schnell abgedampft Richtung Hotel, Riku und Osmo verschwanden auch irgendwann und nur noch Samu und ich waren da. „Ich bring dich noch nach Hause, bevor ich auch ins Hotel fahre.", meinte er, als wir das Gebäude verließen und an der frischen Nachtluft standen. Ich merkte, wie müde war und schlenderte wieder mit Samu an meiner Seite nach Hause. Vor der Haustür umarmten Samu und ich uns zum Abschied. Bevor ich im Hausflur verschwand, sagte Samu: „Lou, warte. Hier, meine Nummer, falls du noch was zu Morgen wissen willst." Er drückte mir einen Zettel in die Hand. Ein angenehmes Kribbeln durchzog meinen Arm, als sich unsere Hände berührten. Ich lächelte und sagte: „Danke. Komm gut ins Hotel und schlaf gut." „Du schlaf auch gut. Gute Nacht, Lou." Samu lächelte verlegen und dann verabschiedeten wir uns endgültig.


In meiner Wohnung angekommen zog ich mir Schlafsachen an und schnappte mir dann den Zettel mit Samus Nummer und mein Handy. Ich speicherte die Nummer ein, während ich mich in mein Bett einkuschelte und schrieb: 'Danke übrigens für den tollen Abend mit dir und den anderen. Ich hatte viel Spaß mit euch.' Kaum hatte ich die Nachricht abgeschickt, schlief ich auch schon ein.

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