Kapitel 49

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[Louis]
Ich muss schlucken. Meine Hände beginnen zu schwitzen und ich werde nervös. Schon lange habe ich mich nicht mehr so erbärmlich bzw. gedemütigt gefühlt. Ich wusste, dass sein Vater nicht gerade ein Fan von Homosexualität ist, aber dass er so reagieren würde, hätte ich nicht gedacht. Er machte zwar einen sehr ernsten, aber dennoch sympathischen Eindruck auf mich. Das er wirklich so krass reagieren würde, hätte ich mir wirklich nie vorstellen können. Jetzt kann ich Harry verstehen. Mit so einem Vater hat man es echt nicht leicht. Natürlich hat dieser kleiner Themenwechsel die ganze Stimmung gekillt. Alle sind ruhig. Vielleicht liegt es auch einfach nur daran, dass wir uns jetzt alle dem Essen widmen, jedoch bezweifle ich das stark. Ich starre einige Sekunden lang einfach nur auf meinen Teller, dann versuche ich Blickkontakt zu Harry aufzunehmen. Er sieht geschockt, unsicher und verzweifelt aus. Ich kann den Schmerz in seinen Augen sehen. Ich will ihm helfen, aber ich weiß nicht wie. Noch nie habe ich mich so feige gefühlt. ,,Also stimmt es, dass ihr heute noch ein Konzert gebt?", fragt Ember in die Runde, um die Stimmung etwas aufzulockern. ,, Ja das ist richtig. Wir haben euch extra gute Plätze vor der Bühne reservieren lassen," antworte ich um Harry noch etwas Zeit zu geben das Ganze hier zu verarbeiten. ,,Wann beginnt es denn?", fragt Anna, Harrys Mum. ,,Um 18 Uhr," sagt Harry abwesend. Jetzt richtet sich sein Blick auf seinen Vater, der dies aber gar nicht bemerkt, da er so auf sein Essen fixiert ist. Wieder tritt eine unangenehme Stille ein. Am liebsten würde ich einfach seine Hand nehmen, aber ich habe zu viel Angst vor der Reaktion seines Papas. Ich kann verstehen warum er es ihm damals nicht sagen wollte. Dennoch will ich, dass er es ihm sagt, sonst würde das immer zwischen uns stehen und das will ich nicht. Es soll nicht so ausgehen, wie zwischen ihm und Zayn. ,,Kannst du mal mitkommen? Ich möchte etwas mit dir besprechen." Ember steht auf und zieht Harry am Arm. Bitte geht nicht! Bitte nicht! Tut mir das jetzt nicht an. Haz steht auf, dreht sich aber nochmal zu mir um. Ich versuche ihm mit meinen Augen "Lass mich nicht allein!" zu vermitteln. Er scheint es genau verstanden zu haben, dennoch verlässt er mit seiner besten Freundin aka festen Freundin den Tisch. ,,Erzähl uns doch etwas über dich Louis! Woher kommst du?" Harrys Mutter lächelt mich freundlich an und ich versuche es zu erwidern. Vergiss es einfach! Sei du selbst, lass dich nicht durch das was gerade geschehen ist beeinflussen. Gespielt selbstbewusst lächle ich sie an und beantworte ihre Frage.

,,Ihr habt es wirklich sehr schön hier! Ich bin wirklich so stolz auf dich Harry," sagt Anna, nachdem Harry sie durch unsere Villa geführt hat. Tatsächlich hat sich die Stimmung wieder etwas verbessert und wir sind alle etwas lockerer geworden. Nach dem Essen sind wir noch zu einem Café gegangen. Dort haben wir durchaus bessere Gespräche führen können. Obwohl ich nicht gedacht hätte, dass dieser Tag noch ein gutes Ende haben kann, scheint es durchaus noch möglich zu sein. Mein erster Eindruck von seinem Dad war gar nicht mal so falsch. Abgesehen von seinen Hass gegen Schwule scheint er wirklich echt nett und korrekt zu sein. ,,Kommt noch mit nach oben. Ich zeige euch eure Zimmer," meint Harry und steigt schon die ersten Stufen hinauf. Wir folgen ihm alle nach oben. ,,Also das ist mein Zimmer,-" er zeigt auf die Tür links von uns ,,-und das ist Lous Zimmer," sagt er während er meine Zimmertür schließt. Wahrscheinlich um seine Eltern vor meiner Unordnung zu bewahren. Er lächelt mich an und ich erwidere sein Lächeln. Es freut mich, dass das Gespräch zwischen Ember und ihm ihn aufheitern konnte. Wahrscheinlich hätte ich in so einer Situation auch einen guten Freund an meiner Seite gebraucht. Sofort muss ich an Liam denken. Wir haben uns schon ewig nicht mehr gesehen geschweige denn geschrieben. ,,Warum bekommt Ember ihr eigenes Zimmer?" Diese Frage reißt mich aus meinen Gedanken. Sie wurde von Harrys Vater gestellt, als Harry Ember eines unserer Gästezimmer zuteilt. ,,Ehm..-," versucht Harry, dem sein Fehler gerade klar wird, sich herauszureden. ,,Harry meinte nur, dass ich dort meine Sachen hineingeben soll, da sein Schrank komplett voll ist ," unterbricht Ember ihn sofort. Harry nickt zustimmend. Harrys Vater scheint immer noch etwas verwirrt zu sein, gibt sich dann aber mit der Antwort zufrieden. Zum Glück kann wenigstens eine von den Beiden gut lügen.,,Ja gut, dann werde ich jetzt mal unsere Sachen auspacken," meint Anna zu ihrem Mann und verschwindet in deren Zimmer. ,, Ich auch," schließt sich Em an, zwinkert uns dann unauffällig zu und betritt ebenfalls ihr vorübergehendes Schlafzimmer. ,,Wir warten dann einfach unten auf euch," entscheidet Harry für uns beide und geht die Treppen hinab. Gleichzeitig lassen wir uns auf die Coach fallen. Wir hören die Türen von oben zuschlagen, dann atmen wir erleichternd auf. Wir sagen beide kein Wort. ,,Es, es tut mir wirklich Leid Lou...," flüstert Harry, um ja nicht von seinen Eltern gehört zu werden. ,,Schon okay.... " ,,Es tut mir so Leid. Das war wirklich das Schlimmste was hätte passieren können." Er hat Tränen in den Augen. ,,Hey stop, hör auf," flüstere ich und verringere den Abstand zwischen uns. In diesem Moment ist es mir egal, dass seine Eltern nur ein Stockwerk ober uns sind und jeden Moment wieder herunter kommen könnten. Ich wische ihm die Tränen aus den Augen. ,,Wir schaffen das, okay!?", sage ich, denn für mehr fehlen mir selbst die Worte. Er nickt zustimmend, aber ich weiß das mehr dahinter steckt. ,,Ich lass dich nicht hängen, verstanden? Ich bin nicht Zayn. Hast du gehört? Wir müssen einfach geduldig sein und zusammen halten. Ich werde dich nie alleine lassen Styles." Ich sehe ihm tief in die Augen, dann kann ich nicht anders und drücke ihm einen kurzen Kuss auf die Lippen. Er war nur ganz kurz, da wir das Risiko kennen, aber dennoch durchzieht mich eine Wärme, die ich sonst nicht verspüre. Mein Magen kribbelt und mein Herz schlägt etwas schneller als sonst gegen meine Rippen. Ein Gefühl, das nur Harry in mir auslöst und das mich unglaublich glücklich macht. Ich gebe ihm noch einen langen Kuss auf die Stirn und schließe dabei meine Augen. Ich liebe dich. Hätte ich doch nur den Mumm diese Worte laut auszusprechen....

Der Nachmittag vergeht schnell und nun sitzen wir auch schon wieder allein im Backstagebereich. Harrys Familie wurde gerade von einem Securitymann zu ihren Plätzen geführt und so sind wir für wenigstens 10 Minuten allein. ,,Ich will ja echt nichts sagen, aber du weißt schon, dass mir das eigentlich gar nicht gefällt, dass Ember bei dir im Zimmer schläft," meine ich neckend und hole mir eine Wasserflasche aus dem Minikühlschrank. ,,Dachte ich mir schon. Dein Gesichtsausdruck hat sich ja schlagartig verändert. Ich hoffe du überlebst es ohne mich, in deinem eigenen Bett. Möchtest du mein Kuscheltier haben?", fragt er belächelnd. ,,Lass mal, ich glaube das bekomm ich hin." Wir lächeln uns beide an, dann widmen wir uns unseren Handys. ,,Harry!", schreit eine tiefe Stimme. Paul betritt den Raum und schlägt die Tür hinter ihm laut zu. ,,Kannst du mir das erklären? Ich dachte, dass wir dieses Kapitel abgeschlossen hätten!" Er hält Haz sein Handy hin. ,,Harry Styles neue Freundin!?", lest er die Schlagzeile laut vor, um mich auch an der Konversation teilnehmen zu lassen. Anschließend zeigt er mir das Foto. Es muss heute Mittag im Restaurant geschossen worden sein. Das Einzige was zu sehen ist, ist Harry, der von einer blonden Frau umarmt wird. ,,Die glauben doch nicht ernsthaft, dass ich und Ember zusammen sind? Wir sind beste Freunde, mehr ist da nicht!", meint Harry nur abwesend. ,,Es ist ernst! Wieso wusste ich nicht, dass sie eine Freundin von dir ist? Und warum hast du sie überhaupt getroffen? Ist sie auch mit deiner Familie hier? Was werden die Fans denken, wenn sie sie heute auf den VIP-Plätzen sehen werden? Ich bin dein Manager, sowas musst du mir mitteilen!" Paul läuft schon wieder nervös auf und ab. ,,Jetzt komm mal wieder runter! Es ist nur ein Foto und sie umarmen sich nur. Lass die Leute denken, was sie denken wollen," sage ich. Paul will etwas zu mir sagen, hält sich dann aber doch zurück. ,,Louis, Harry, seid ihr bereit? Die Show beginnt in wenigen Minuten. Bitte kommt mit," sagt einer der Securitymänner und hält uns die Tür auf. ,,Wir reden nachher nochmal darüber! Und ich will mit dieser Frau sprechen, hast du das verstanden!?", ruft Paul Harry noch hinterher, als wir bereits Richtung Bühne laufen. Die Musik zu ,,Just hold on" beginnt zu spielen und Harry und ich nehmen unsere Positionen ein. ,,Lass die Show beginnen!", schreit Haz mir von der anderen Seite der Bühne entgegen. ,,Lass uns deinen Eltern zeigen, was wir alles drauf haben!", antworte ich noch, bevor ich die Bühne betrete und anfange zu singen.

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