NEUN - Nur ein Spiel

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Ryan

Heiliger scheiß. Die ganze Pass-auf-die-Tochter-des-Teufels-auf Sache war komplizierter als gedacht. Zuerst verprügelt sie mich und danach flirtet sie mit mir. Auf sowas war ich definitiv nicht vorbereitet.

Als Raven mich berührte stand ich nur herum wie ein verdammter Blödmann. Tolle Reaktion, Ryan.
Normalerweise war ich nicht so empfindlich was Berührungen anbelangt, aber die plötzlich Hitze, die meinen Körper erfasste, hatte vermutlich mein Gehirn lahmgelegt.

Unauffällig beobachtete ich Raven, wie sie neben mir her ging. Selbstbewusst und Unbeeindruckt setzte sie einen Fuß nach dem anderen. Die neugierigen Blicke der Olympier ignorierte sie geflissentlich. Ich weiß nur allzu gut, wie nervig die starrende Meute war, ich selber entkam ihren Blicken auch nicht. Als mächtigster Sohn des Zeus stand man ständig unter Beobachtung.

Glücklicherweise hatte Raven ihren Köter wieder an der Leine. Einen frei herum laufenden Höllenhund konnte hier gerade keiner gebrauchen.

"Wenn die noch mehr gaffen fallen denen die Augen aus dem Kopf." Verächtlich sah sich Raven um.

"Du kannst sie dann trocknen und als Murmeln verwenden. Sieh's positiv." ,antwortete ich sarkastisch. Woher solche Gedanken kommen war mir selber ein Rätsel.

Sie brach in Gelächter aus und auch meine Mundwinkel zogen sich ein wenig nach oben. Wer hätte gedacht, dass sich das Lachen der Teufelstochter so schön anhören würde. What the hell, was für kitschige Gedanken.

"Danke für den Tipp, ich hab sowieso schon einen Murmel-Engpass. Du hast auf alles eine Antwort, oder?", noch immer waren ihre Lippen zu einem Lächeln verzogen.

"Meistens." Schulterzuckend grinste ich sie an. Ein leises Knurren erklang Seitens des Köters. Anscheinend war der Gute etwas eifersüchtig.

Als wir an den Wohngebäuden ankamen führte ich sie in eines der freien Zimmer. Bett, Schrank und ein kleines Bad nebenan befanden sich darin. Die Zimmer der Nachkommen waren alle spartanisch eingerichtet, wohingegen die Räumlichkeiten der Götter vor Prunk platzten. Echt zum kotzen. Gegen ein bisschen Schickmicki hätte ich nichts einzuwenden.

"Willkommen in deinem schicken Schlafzimmer, Flämmchen." Schick sah anders aus, aber egal. Raven schmiss ihre Tasche aufs Bett und sah sich unbekümmert um.

"Halb so schlimm, ich werde nicht lange hier sein."
Überrascht zog ich eine Augenbraue in die Höhe, ich hätte mit lautstarken Protest gerechnet.

Ihre grauen Augen mussterten mich, als ich ein paar Schritte auf sie zu ging. Amüsiert beobachtete ich sie und ein schiefes Lächeln schlich sich in mein Gesicht. Nur zu, check mich ruhig ab.

Langsam leckte sie sich über ihre Lippen und sah mir dabei fest in die Augen. Bei dem Anblick musste ich trocken schlucken. Natürlich bemerkte Raven meine Reaktion und kam mit einem teuflischen Grinsen auf mich zu. Mein Herz began deutlich schneller zu schlagen, als sie vor mir stehen blieb. Noch nie hatte jemand mein Herz zum rasen gebracht und ich wünschte es würde auch jetzt ruhig schlagen.

Mir war klar, dass ihr nur langweilig war und sie mit mir spielte, doch mein Körper ignorierte diese Tatsache vollkommen. Mein Blick heftete sich auf ihre vollen Lippen. Ihre Hände fuhren meine Oberarme hinauf und legten sich federleicht um meinen Nacken.

Dass ich meine Hände an ihre Taille gelegt hatte wurde mir erst jetzt bewusst. Fuck, mein Hirn war sowas von taub.

Sie reckte sich meinen Lippen entgegen, sodass uns nur mehr wenige Zentimeter trennten.
Wir von selbst neigte sich mein Kopf und...scheiße was tat ich da! Schnell trat ich einen Schritt nach hinten und brachte Abstand zwischen uns.

Raven stand seelenruhig vor mir, während ich versuchte meine Gedanken irgendwie wieder zu ordnen. Langsam wich die Hitze aus meinen Knochen, welche ihre Berührung hervorgerufen hatte.

"Bleib hier." Ruckartig drehte ich mich um und knallte die Tür hinter mir zu.

Zornig auf mich selbst verlies ich das Wohngebäude mit schnellen Schritten. Andauernd musste ich irgendwelche Mädels abwehren, die mich ins Bett schleifen wollten. Also wieso fiel mir das bei Raven so schwer?

"Yo, Ryan!" Mein Bruder lief mir aus der entgegengesetzt Richtung des weitläufigen Geländes entgegen.
"Hey, wie lief's?"
"War nur ein routinemäßiger Rundgang, ohne besondere Vorkommnisse. Keine Sorge, du hast nichts verpasst." Während mein Bruder hinter den Schutzwänden des Olymps gegen hinterhältige Kreaturen kämpft sitze ich hier fest.

"Und bei dir? Du und Raven scheint euch prächtig zu verstehen. Ihr seid DAS Gesprächsthema des Olymps. Irgendwer hat euch gemeinsam Lachen gesehen. Die Gerüchteküche brodelt wie verrückt."
Großartig, auch das noch.

"Es war ganz...okay.", Zu seinen übrigen Aussagen äußerte ich mich vorerst besser nicht. Er schien kein Problem damit zu haben, jedoch sah er mich nachdenklich an.

Matt kam auf uns zu spaziert, der Idiot ging mir mächtig auf die Nerven. "Wo ist sie?", ohne Umschweife kam er gleich zum Punkt. Mit verschränkten Armen blieb er knapp vor uns stehen.

"Was geht dich das an?", meine Stimme war um einiges schärfer als beabsichtigt. Ich musste mich wirklich beherrschen, ihn nicht mit einem Blitz niederzustrecken.
Damons Augenbrauen hoben sich überrascht an. Genervt verdrehte ich meine Augen.

"Rein zufällig ist Raven meine beste Freundin, also sag schon."
Wütend funkelte Matt mich an.

"Ich kann dich echt nicht leiden. Sie ist in ihrem Zimmer, Blödmann." Würden wir auf einer Klippe stehen, hätte ich den Idioten schon längst hinunter geschubst.

"So wie ich Raven kenne ist sie abgehauen sobald du einen Schritt aus der Tür gemacht hast. Ich bin hier definitiv nicht der Blödmann."

Ich drehte mich am Absatz um und eilte in ihr Zimmer. Weit und breit keine Spur von ihr, ich riss sogar die Badezimmertür auf um ganz sicher zu gehen.
Jetzt blieb nur mehr übrig zu hoffen, dass sie nicht die Schutzwände des Olymps durchquerte. Da draußen lauerten Kreaturen, die ihren sicheren Tod bedeuteten. Sorge, wie ich sie noch nie empfunden hatte stieg in mir auf. Ich musste Raven finden und zwar schnell.

TeufelstochterWhere stories live. Discover now