Kapitel 1

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Vergangenheit:

3 ½ Jahre bevor die Dunkelheit mein Leben bestimmte

„Hey, ist alles okay?" Meine beste Freundin Hanna schlägt mir leicht gegen den Oberarm und reist mich so aus meinen Gedanken. NEIN! schreit alles in mir, doch ich will sie nicht beunruhigen. Ich versuche mich an einem Lächeln und nicke. „Wann ist die Stunde endlich um?" versuche ich das Thema zu wechseln. Hanna schielt auf ihr Handy: „17 Minuten noch." Genervt verdrehe ich die Augen, was meine Freundin zum Lachen bringt. „Amelie?" Shit, Herr Schmidt schaut mich erwartend an. „Äh... Also... Ähm..." stottere ich. Alle schauen mich an, grinsen oder tuscheln. Ich hasse dieses Gefühl. Es ist, als würden sie mich alle beobachten, sich jeden Fehler, den ich mache, merken und nach der Stunde über mich lachen. Eigentlich ist Musik mein Lieblingsfach, aber heute ist einfach nicht mein Tag. Herr Schmidt seufzt, lächelt mir aber aufmunternd zu. „Welchen Konsonanzgrad hat eine große Terz?" wiederholt er seine Frage. „Unvollkommen Konsonant" antworte ich leise. Herr Schmidt nickt und fährt mit seinem Unterricht fort. Meine Gedanken jedoch driften wieder weg. Erst das Klingeln zum Ende der Stunde reist mich wieder aus meinen Gedanken. Hanna und ich gehen zusammen auf den Schulhof. Meine beste Freundin mustert mich, sagt jedoch nichts. Wir stehen schweigend am Schulhof und hängen unseren Gedanken nach. „Am, ich gehe mal eben zu den anderen, ja?" Es ist viel mehr eine Information als eine Frage und Hanna wartet meine Antwort gar nicht mehr ab. Ich hole mein Handy aus der Tasche, um auf die Uhr zu gucken und stelle fest, dass erst 5 Minuten unserer fünfzehnminütigen Pause vorbei sind. Da Hanna nicht den Eindruck macht, wieder kommen zu wollen, gehe ich zu einer Freundin aus dem Schulorchester, Emelie. Angefreundet haben wir uns aufgrund der Ähnlichkeit unserer Namen. Wir beide spielen Klarinette und verstehen uns recht gut. Als Em mich sieht winkt sie mir zu und ich lächle sie an. Ich selbst bin erstaunt darüber wie ehrlich dieses Lächeln ist. Sie kommt auf mich zu und umarmt mich herzlich. Ich merke wie sehr ich das gerade gebraucht habe. Die restlichen 10 Minuten vergehen wie im Flug.

Als ich den Klassenraum betrete habe ich das Gefühl, dass alle aufhören zu reden, nur vereinzelt ist noch Gekicher zu vernehmen, so nach dem Motto: Themawechsel, Thema kommt! Mir ist klar, dass ich mir das nur einbilde, aber das Gefühl hat mich längst im Griff. Ich gehe zu meinem Platz in der zweiten Reihe neben Hanna. Doch als ich mich setze steht sie wortlos auf und setzt sich weg.

Nach der Stunde halte ich Hanna am Ärmel zurück. „Was ist los? Hab' ich was falsch gemacht?" frage ich sie nervös. Wir streiten oft in letzter Zeit und ich habe Angst sie zu verlieren. Wortlos dreht sie sich weg, doch ich lasse nicht locker: „Hanna, bitte rede mit mir! Ich brauche dich!" Schwungvoll dreht sie sich um. „Weil du sonst keine Freunde in unserer Klasse hast, oder was?" giftet sie mich an. Autsch, dass waren zwei wunde Punkte auf einmal. Es stimmt, ich habe außer ihr keine wirklichen Freunde in unserer Klasse. Ein paar der anderen Mädels dulden mich und sind für gewöhnlich nett zu mir, aber das war's dann auch schon. Aber es stimmt nicht, dass ich nur deshalb mit Hanna befreundet bin. Sie ist lustig und bringt mich fast immer zum Lachen, aber man kann auch über ernste Themen mit ihr reden. Sie ist eine verdammt gute Freundin. „Was?" frage ich dümmlich. „Emelie. Wäre sie in unserer Klasse wäre ich doch längst abgeschrieben." Sie dreht sich weg und geht zur Tür. „Hanna, warte! Du bist mit viel wichtiger als Em. Wirklich! Warte, bitte!" rufe ich ihr hinterher, doch sie ignoriert mich einfach.

When you changeDonde viven las historias. Descúbrelo ahora