Kapitel 24

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Clary P.o.v.

Okay jetzt oder nie. Wir stehen gerade auf einem Jüdischen Friedhof. Raphael hält mir in der einen Hand einen Pfahl und in der anderen eine Schippe entgegen.
Nun liegt es an mir. Wofür werde ich mich entscheiden?
Simons Leben, das Leben meines besten Freundes, liegt nun in meiner Hand.
Ich habe die Wahl und beide Auswahlmöglichkeiten sind beschissen.
Wenn ich die Schippe nehme und ihn begrabe, kommt er als Vampir zurück. Als ein Unterweltler mit dem Drang zu morden. Vorrausgesetzt er schafft es aus dem Grab raus. Wenn er es nicht schafft ist er für immer unter der Erde gefangen. Aber wenn ich ihn pfähle ist er Tod. Dann hat er nie wieder die Chance etwas zu erreichen. Dann hat er nie wieder die Chance mit mir über die unnötigsten Dinge zu diskutieren, oder zu lachen und zu weinen. Das ist einfach nicht fair. Ich würde meinen besten Freund verlieren, eine Mutter würde ihren Sohn verlieren und eine Schwester ihren Bruder.
Also wie soll ich bitte die verdammte Entscheidung treffen wenn beide Möglichkeiten so schlimme Auswirkungen haben?
Das ist nicht fair.
Seine Familie sollte diese Entscheidung treffen, nicht ich.
Doch seine Familie hätte ihn vermutlich zurück geholt, oder?
Immerhin sagte seine Mutter doch, sie wolle ihre Kinder niemals verlieren.
Aber wenn Simon ein Vampir wäre könnte er seine Familie vermutlich nie wieder sehen, also verlieren sie ihn so oder so.
Ich weiß was ich tue. Entschlossen nehme ich die Schippe entgegen. Ich werde meinen besten Freund zurück holen. Ich weiß er wird das schaffen. Immerhin ist er doch Simon Lewis ! Er schafft das. Entschlossen beginne ich ein Loch zu schaufeln, doch meine Euphorie verschwindet schnell wieder. Ich stehe hier gerade auf einem Friedhof und grabe ein Grab für meinen besten Freund.
Ich begrabe meinen besten Freund. Der Junge der mich im Kindergarten immer vor den bösen Vorschulkindern beschützt hat. Der, mit dem ich über meinen ersten Schwarm geredet habe, der der mich immer ermutigt und unterstützt hat.
Mein bester Freund.
Ich kann nicht verhindern, dass mir einige Tränen die Wange hinablaufen. Da spüre ich auch schon Jace's Hand die mich in in seine Arme zieht. Nach ein paar stillen Minuten in seinen Armen, schiebt er mich sanft zu Raphael und nimmt die Schippe in die Hand um das Grab weiter zu schaufeln. Alles geht plötzlich ganz schnell. Zu schnell. Es ist als wären nur Sekunden vergangen, bis das Grab fertig ist.
"Es ist so weit", sagt Jace an mich gewandt und sieht mich erwartungsvoll an. Ich nicke ihm nur leicht zu.
Dieser sieht darauf Raphael an, der Simon in sein Grab legt und es zu schüttet.
Immer mehr Erde sammelt sich auf seinem Körper.
"Simon", hauche ich mit brüchiger Stimme. Ich will ihn nicht verlieren. Er muss es schaffen. Er muss die Verwandlung überstehen. Das kann doch noch nicht alles gewesen sein. Das ist nicht möglich. Es fühlt sich so falsch an. Er wird wieder aufstehen. Ich glaube fest daran.

Ruby's P.o.v.

Verdammt wieso geht Jace nicht an sein scheiß Handy. Oh mein Gott er wird mich für immer hassen. Dabei war gerade erst alles gut.
Ich liebe ihn doch...wieso kann das nicht einfach genug sein? Wieso kann nicht etwas in meinem Leben einfach sein? Wäre doch mal eine schöne Abwechslung.
Verdammt Jace! Jetzt geh an dein Handy.
Wieder nichts.
War ja klar. Super! Und gleich kommt er ins Institut und erfährt am besten noch von meinem ähm...naja, Verlobtem, dass ich...naja, dass ich eben verlobt bin. Das hört sich so falsch an. Aber es ist das richtige. Es muss das richtige sein. Ich tue das für meine Familie. Und deswegen ist es das richtige, selbst wenn das heißt, dass ich Jace verliere. Ich wollte ihn nie verletzten. Alles was ich je wollte war meine Familie und Jace, aber ich kann nicht beides haben.
Matthew ist gerade zurück ins Zentrum des Institutes gegangen um mit meinem Vater zu reden. Vermutlich geht es um die bevorstehende Hochzeit.
Plötzlich öffnet sich meine Tür und eine wütende Izzy betritt den Raum. Hinter sich knallt sie meine Tür fest zu.
Oh oh...
"WAS ZUM ERZENGEL HAST DU DIR DABEI GEDACHT?!", fragt sie wütend.

Clary's P.o.v.

Bevor ich weiter nachdenken kann, rüttelt auch schon die Erde. Es geht los.
Komm schon Simon. Kämpf!
Bitte Simon. Bitte kämpf.
Nur Sekunden später erstreckt sich auch schon eine Hand aus dem Grab.
"Simon", keuche ich.
Ich will zu ihm, aber Jace hält mich zurück.
Er hat recht. Ich darf mich nicht einmischen.
Immer weiter kämpft sich sein Körper aus dem Grab.
Man sieht bereits sein Gesicht.
Nein! Sein Körper sieht zwar aus wie der von Simon, aber....sein Gesicht...seine Augen...sein Blick. Dort ist nicht der Simon den ich kenne. In seinem Blick liegt nichts menschliches. Sein Blick ist so wild und angriffslustig. Ich will auf ihn zu gehen als Simon aufeinmal versucht mich anzugreifen.
Schnell schiebt mich Jace hinter sich. Er steht in Angriffsstellung ihm gegenüber, doch Raphael sieht ihn nur mahnend an. Er nähert sich Simon und hält etwas in die Luft.
Erst bei genauerem betrachten erkenne ich um was es sich handelt.
Ein Blutbeutel.
Gierig greift Simon nach dem Blutbeutel und trinkt ihn hastig aus.
Plötzlich ertönt ein Rascheln hinter mir. Erschrocken drehe ich mich um und entdecke - "Camille", meint Raphael abfällig.
"Was willst du", fragt Jace.
"Ich möchte mir nur mein Eigentum holen", antwortet sie gelassen und deutet mit ihren kalkweißen dünnen Fingern auf den am Boden sitzenden Simon.
"Er ist nicht dein Eigentum, Camille", sage ich verächtlich und spucke ihr ihren Namen regelrecht entgegen.
"Ich muss ihn beseitigen...", murmelt sie beiläufig.
"Du musst garnichts", mischt nun auch Jace mit.

"Er ist nicht für das Vampirleben geschaffen. Seht ihn euch doch an", meint sie genervt.
"Er wird das schaffen. Ich werde ihm helfen. Ich-", sage ich, werde jedoch von Camille unterbrochen.
"DU ? Ausgerechnet du willst ihm helfen ? Du kannst dich ja nicht einmal um sich selbst kümmern"

"Ja ich. Ich werde für ihn da sein. Du wirst ihn nur über meine Leiche umbringen", erkläre ich entschlossen.
"Das lässt sich einrichten. Denkst du etwa allen Ernstes ich wäre alleine gekommen? Wie dumm und naiv du doch bist. Alle die hier sind wollen sich nur vor den Konsequenzen des ach so tollen Rates schützen", meint sie nur verächtlich.

Auf ihre Worte hin betreten bestimmt 30 weitere Vampire den Friedhof.
Klar, super, wundervoll. Wieso läuft nicht einmal etwas so wie es laufen soll?
"Schnappt euch den Mundi", befiehlt Camille den Vampiren.
Doch Raphael hat eine Idee.
"Halt! Camille hat gegen das Einkommen verstoßen. SIE hat den Mundi verwandelt. Und SIE wird die Konsequenzen tragen. Und wenn ihr ihr helft, dann werdet auch ihr sie tragen. Ihr braucht keinen Anführer wie Camille. Ihr braucht keinen Anführer der euch gefährdet, sondern einen der euch beschützt", erklärt Raphael.
"Ach ja ? Und wer sollte das bitte sein? Etwa du, Raphael?", fragt sie mit einem sarkastischen Unterton.
"Ja genau Camille. Denn ICH beschütze meine Freunde und meine Familie. Ich würde sie nie in Gefahr bringen", meint Raphael ernst.
Doch Camille kommentiert seine Ansprache nur mit einem Lachen. Dieses verdammte Miststück!
"DU als Anführer", fragt sie immernoch lachend.
"Camille zieht euch in etwas rein mit dem ihr nichts zu tun habt. Ihr müsst nicht für sie euer Leben riskieren"
So langsam scheinen die Vampire über Raphaels Worte nachzudenken.
"Sie hat gegen das Abkommen verstoßen. Das könnte euch das Leben kosten, wenn ihr Camille helft. Schließt euch mir an"

"Ich habe euch all die Jahre gegeben was ihr gebraucht habt. Ihr konntet im Luxus leben, euch ernähren, Spaß haben. Denkt ihr allen Ernstes ER könnte euch geben was ich euch gegeben habe ? Außerdem ist er nicht so scheinheilig wie er tut. Nicht wahr mein Lieber? Hast du nicht selbst das Abkommen gebrochen ? Wie war das noch als du die kleine Schattenjägerin im Hotel gefoltert hast?", fragt sie gehässig. Ich merke wie Jace sich anspannt. Er und Alec hatten sie ja gefunden nachdem ER Ruby gefoltert hatte. Das muss schlimm für die beiden gewesen sein. Immerhin ist ihnen Ruby sehr wichtig. Sie lieben sie. Ich wünschte Jace würde mich so lieben wie er sie liebt, aber ich bezweifle dass das jemals passieren wird.

"Das ist Vergangenheit. Ich biete euch was Camille euch bietet und dazu Sicherheit", sagt Raphael.
"Das wird mir langsam zu viel hier. Los schnappt euch den Mundie", befielt Camille.
"Nur über meine Leiche", spreche ich meinen Gedanken aus und trete näher an sie ran.
Plötzlich landet meine Hand in ihrem Gesicht.
Camille verzieht wütend ihr Gesicht und sieht mich aus finsteren Augen an. Doch bevor sie auch nur einen Schritt wagen kann, stürzen sich die anderen Vampire auf sie.
Lächelnd drehe ich mich um und laufe zurück zu Jace, der mich erstaunt ansieht.
Doch mein Lächeln vergeht schnell als ich sehe wie Raphael Simon einen weiteren Blutbeutel reicht.
Angeekelt drehe ich mein Gesicht weg. Das ist alles meine Schuld.
Mit einem Ruck sieht Simon mich aufeinmal an.
"Clary", sagt er mit brüchiger Stimme.

𝑪𝒊𝒕𝒚 𝑶𝒇 𝑨𝒏𝒈𝒆𝒍𝒔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt