Die Sache mit dem Brötchen

90 6 0
                                    


In der Bibel gibt es Gleichnisse. Das Gleichnis vom verlorenen Sohn und so was.

* * *

Der Volksmund hat statt dessen einfache Metaphern. So kleine Geschichten, die die Verrücktheiten des menschlichen Seins illustrieren. Wie zum Beispiel die Sache mit dem Brötchen.

* * *

Wenn Rodney und John die Geschichte mit dem Brötchen gekannt hätten, wäre vielleicht manches anders gelaufen.

* * *

Rodney hat Mist gebaut.
Darüber ist er sich klar.
Gibt es nicht viel zu beschönigen.
Im Prinzip war es der selbe Mist, den er auch in der Vergangenheit schon gebracht hat:
Er hat sich von seiner Begeisterung über die Artefakte und seiner Leidenschaft für ein ZPM hinreißen lassen, und ist in einen Tempel stolziert, der ganz klar für außerplanetliche Besucher tabu war.
Aber, zum Teufel, die hatten ein ZPM! Sogar ein noch einigermaßen geladenes!
Und Atlantis könnte das doch sooo dringend brauchen!
Aber die Priesterschaft hatte das verboten, und da die Devise herrscht, nicht in die Kultur der vorgefundenen Völker einzugreifen und schon gar nicht, sich diese zum Feind zu machen, war das ZPM also für sie nicht verfügbar.
Der Tempel nicht zu betreten.
Punkt.
Und er hat es dennoch getan und gehofft, er könne die Energiequelle vielleicht irgendwie ... nun ja, heimlich ...

Im Endeffekt hatten sie eine Horde bis an die Zähne bewaffnete Krieger auf den Fersen, die sie verfolgten, und sie haben es nur mit Mühe und Not zum Tor geschafft.
Und, ja, er bestreitet das ja nicht.
Es war einzig und allein seine Schuld.

Und nun steht John, sein Ehemann, hier vor ihm und kocht vor Wut.
Und Rodney schämt sich tatsächlich

„Was mach ich nur mit dir?", schnaubt John.
„Wie schaffe ich nur, dass du endlich verstehst, dich an Befehle zu halten? Auf einer solchen Mission bin ich nicht dein Mann, sondern dein Befehlshaber!"
Rodney nickt. Ja, es tut ihm ja tatsächlich leid.
„Also, was mach ich nur mit dir?", wiederholt John.
Er schaut Rodney an, und dann seufzt er.

Tja, denkt Rodney. Was?
Er spürt, wie er schlagartig rot wird.
Ein Gedanke schießt durch seinen Kopf, oder besser gesagt, Bilder ... Bilder, die er nicht zum ersten Mal vor seinem inneren Augen sieht.
John, wie er sich ihm nähert und noch einmal sagt:
„Was mach ich nur mit dir?"
Wie er ihn dann mit sich zieht, wie er sich auf die Bettkante setzt.
Wie er Rodney an den Armen packt und mit schnellem Schwung, immerhin besitzt er ein ausgeprägtes militärisches Training und weiß, wie man einen Mann zu Boden zwingt ... mit schnellem Schwung also über seinen Schoss drapiert ...
Wie er ihm, der zappelt und sich zu befreien versucht, erfolglos natürlich, die Hose herunter streift ...
Wie seine Hand, seine warme Hand auf seinem Hintern zu liegen kommt; sich von ihm löst, und dann mit einem ersten festen Klatschen ...
„Rodney!"

Verdammt. Vor lauter Träumerei hat er nicht mitbekommen, was John gesagt hat.
„Rodney, verdammt, hör mir wenigstens zu, wenn ich dich zur Schnecke mache!"
„Sorry", murmelt er.
„Ach verdammt!"
John schnaubt wütend, dreht sich um und geht ins angrenzende Schlafzimmer ihres Quartiers.
Und hinterlässt einen verwirrten, erhitzten, erregten und gleichzeitig zutiefst beschämten Rodney.

John wirft sich im Schlafzimmer auf das Bett, den Kopf fest in das Kissen gedrückt.
Was soll er nur tun? Wie soll er Rodney nur dazu bringen, sich in notwendige Befehle zu fügen?
Herr Gott noch mal!
Manchmal wünschte er sich, er könnte ...
er könnte ...
es wäre alles so viel einfacher, wenn ...
er könnte ...

Er spürt, wie ihn Hitze und Erregung durchflutet. Er wünscht sich, er könnte ...
sich Rodney einfach schnappen und ihn übers Knie legen. Verdammt noch mal.

Hitze überströmt ihn.
Und ... Lust.
Himmel.
Rodney ausgebreitet über seinem Schoß. Mit nacktem Po ...
Und seine Hand, die diesen herrlichen Hintern streichelt, ein leichtes Zittern erspürt, aber kein angstvolles, sondern ein erregtes, ebenso erregt wie er selbst ...
Und dann, langsam, ganz langsam, würde er seine Hand heben, und würde sie laut klatschend auf Rodneys Hintern ...
Rodney würde scharf die Luft einziehen und er, John, würde spüren, wie sich Rodneys Penis verhärtet ... na und sein eigener auch ... klar ...

„John?"
Diesmal ist er es, der etwas nicht mitbekommen hat:
Rodney ist zu ihm ins Schlafzimmer getreten.
„John, es tut mir leid. Wirklich. Ich weiß, dass das so nicht weiter gehen kann ... Ich meine, ich bin immerhin der klügste Kopf von ganz Pegasus, also werde ich das wohl ... nun, was ich eigentlich sagen wollte ... es tut mir leid und ich werde mich bessern. Okay?"
John lächelt.
Rodneys Gestammel ist schon süß.
Er klopft auf das Bett neben sich und sagt:
„Na, komm!"
Rodney kuschelt sich zu ihm, und so liegen sie Arm in Arm und spüren sich gegenseitig, ihre Nähe und Liebe. Und so schlafen sie schließlich ein.

* * *

Und was hat es nun mit dem Brötchen auf sich?

Also die Geschichte geht so.
Jeden Morgen frühstücken der Ehemann und seine Frau.
Sie teilen sich ein Brötchen.
Er nimmt die Oberseite. Er hätte ja lieber die Unterseite gehabt; aber da er sie liebt, und sie immer die Unterseite nimmt, akzeptiert er das. Sie ist immerhin die Liebe seines Lebens.
Sie nimmt immer die Unterseite. Sie hätte ja lieber die Oberseite gehabt; aber da sie ihn liebt, und er immer die Oberseite nimmt, akzeptiert sie das. Er ist immerhin die Liebe ihres Lebens.
Und wer will sich da schon über ein Stück Brötchen beschweren.

Und erst auf dem Sterbebett gesteht er ihr das, dass er ihr immer die Unterseite gelassen hatte, obwohl ...
Und völlig erschüttert, gesteht sie ihm, dass ...
na ja.
Ein ganzes Leben lang hat jeder von ihnen aus falsch verstandener Rücksicht die „falsche" Seite des Brötchens gegessen.

Und das beweist, wie wichtig es ist, über seine Bedürfnisse zu reden.

* * *

Nun, Rodney und John führen eine überaus glückliche Ehe.

Aber hätten sie die Geschichte mit dem Brötchen gekannt, hätten sie vielleicht erkannt, wie wichtig das ist, seine Bedürfnisse zu äußern; und dann hätten sie vielleicht über ihre Wünsche geredet.
Und dann hätten sie zwanzig Jahre eher haben können, was sie eines sonnigen Atlantismorgens dann doch noch miteinander entdecken ...

Der Ritt auf dem Pegasus (Stargate Atlantis Oneshots)Where stories live. Discover now