Hostis

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OMG Sorry. I hab ganz vergessen das heute Sonntag ist...
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(2013: Rückblick 26)

Pov. Julien

Im selben Augenblick setzten sich auch die vier Jungs hinter uns in Bewegung. Im letzten Moment wich Dima dem Messer vor ihm aus und versetzte dem Mann einen Stoß in die Magengrube. Dieser keuchte auf und taumelte einige Schritte nach hinten. Aus dem Augenwinkel bekam ich mit, wie alle vier Jungs mit gezücktem Messer auf mich zustürmten. Ich konnte mich nun nicht mehr auf Dima konzentrieren und war gezwungen meine Aufmerksamkeit auf die Vier zu richten die immer näher kamen und es alle auf mich abgesehen hatten.

Der Größenunterschied kam mir zu Gunsten.
Ich wartete bis der erste in meiner Nähe war und packte sein Handgelenk. Ich zog ihn mit mir nach vorne und da er nicht annähernd meine Gewichtsklasse erreichte verlor er dabei das Gleichgewicht und stolperte.
Sein Griff um das Messer lockerte sich und ich versuchte es ihm zu entwenden, bevor er zu Boden stürzte. Kräftig zog ich daran. Gezwungener Maßen ließ der Junge los und ich hielt das Messer in den Händen.
Schnell stand der Mann am Boden wieder auf und ging einige Schritte von mir weg. Nun bewaffnet wartete ich auf einen erneuten Angriff, doch die Jungs vor mir hielten nun einen Moment inne. Sie schienen sich nun nicht mehr so sicher in ihrer Sache zu sein.
Nun, da ich nicht mehr wehrlos war, fingen sie an zu zögern. Ich wusste dass ich trotzdem keine Chance hatte. Sie waren immer noch zu viert- drei von ihnen bewaffnet. Das würde auch ihnen bald bewusst werden.

Man hörte ein schmerzerfülltes Zischen von Dima. Das schien die Vier wieder zu ermutigen und im nächsten Moment machten alle einen Satz auf mich zu. Ich drohte einem mit der Waffe und verpasste einem einen Schlag sodass er leicht zurück taumelte.

Mein Körper war erfüllt von Panik und Adrenalin. Wie sollte das gut ausgehen?

Ein stechender Schmerz durchzuckte meinen Arm. Rote Flüssigkeit tränkte den Stoff meines Ärmels. Von dem Schmerz abgelenkt bekam ich nicht mit, wie der nächste sein Messer quer über meine Brust zog.

Ich schwankte. Taumelnd stieß ich mit dem Rücken gegen die Wand hinter mir. Ich stand kaum noch. Meine Sicht verschwamm und ich musste mich zusammenreißen nicht umzukippen. Mir wurde schlagartig schlecht.

Mein Brustkorb hob und senkte sich nur noch schwer. Ich musste tief nach Luft schnappen um an Sauerstoff zu gelangen. Der pochende Schmerz wurde zunehmend stärker. Drei der Jungs hatten mich umzingelt. Alle hatten sie ihre scharfen Waffen auf mich gerichtet.

Eine der Klingen wurde mir an den Hals gedrückt. Ich konnte spüren wie die Schneide langsam in meine Haut schnitt. Das Gesicht meines Gegners näherte sich meinem mit nur wenigen Zentimetern Abstand.

„Du hast dich gut geschlagen", flüsterte er zynisch „Noch irgendwelche letzten Worte?"

Ich zwang mich dazu ihn anzusehen. Ich spürte wie meine Kraft langsam aber sicher meinen Körper verließ. Dennoch war ich mir einer Sache bewusst, die er anscheinend vergessen hatte:

Ich hatte immer noch das Messer in der Hand.
Es war nicht in meinem Interesse jemand zu verletzten, doch er ließ mir keine andere Wahl. Ich sammelte meine letzte Kraft die ich noch aufbringen konnte- und stieß zu.

Seine Augen weiteten sich vor Überraschung bevor er vor Schmerz aufschrie. Augenblicklich sank er zu Boden und wandte sich auf dem staubigen Asphalt. Erschrocken wichen die anderen zurück.

Doch bevor sie zu einem Gegenangriff übergehen konnten tauchten plötzlich Männer auf.
Erleichtert atmete ich auf. Einer davon war Akay. Es waren bestimmt nur drei vier Leute die er bei sich hatte, doch im Augenblick kam es mir vor wie eine Armee. Ich war noch nie so glücklich gewesen, jemanden von Salahs Männern zu sehen als in diesem Moment.

Erleichterung überkam mich und ich rutsche an der Wand entlang auf den Boden. Die drei jungen Männer die mich bedroht hatten flüchteten in alle Richtungen, als sie bemerkten, dass sie nun in der Unterzahl waren.
Der Mann, der auf Dima losgegangen war, wurde von ihm am Boden festgehalten. Er wehrte sich gegen Dimas Griff und bekam sein Shirt zu fassen. Er schaffte es ihn von sich zu stoßen und rappelte sich auf. Bevor ihn jemand aufhalten konnte, war er in eine der Seitengassen verschwunden. Der einzige der zurückgeblieben war, war der schwarzhaarige Mann der noch immer am Boden lag.

Jemand kam auf mich zu und kniete sich vor mich hin. Ich konnte in meinem Zustand nicht ausmachen wer es war. Besorgt sah derjenige mich an.

„Lass mal sehen" brummte er und schob vorsichtig meine Hand beiseite die ich auf meine Wunde gepresst hatte. Ich sah nur mit glasigen Augen meine Hand an. Sie war voll von Blut. Ich wagte einen Blick hinunter auf meine Brust und mir wurde schlecht. Schnell sah ich weg. Die Wunde war mittlerweile halb eingetrocknet, doch auch Staub und Schmutz hatten sich darin abgelagert.

Ein erneutes Schwindelgefühl überkam mich. „Hey hier bleibt", holte mich die Stimme von meinem Helfer wieder zurück. „Du fällst mir hier nicht in Ohnmacht verstanden."

„Wie geht's Dima?" krächzte ich.

„Das ist jetzt nicht wichtig. Konzentrier dich erstmal auf dich."

„Das ist wichtig", protestierte ich.

Mein Gegenüber warf einen Blick über seine Schultern.
„Er steht", informierte er mich, „Du bist um einiges schlimmer zugerichtet."

Ich nickte und lehnte meinen Kopf an die Hauswand.

„Kannst du aufstehen?"

Ich wollte verneinen. Mein ganzer Körper brannte und da langsam auch mein Kopf wieder klarer wurde spürte ich meine Wunden mehr als zuvor. Dennoch wusste ich, dass wir hier weg mussten. Probehalber versuchte ich mich vom Boden aufzustemmen. Sofort biss ich die Zähne zusammen und sank qualvoll wieder zurück.

„Komm ich helf dir", wurde mir angeboten und ich spürte wie mich zwei Arme hochzogen. Ich keuchte, doch riss mich zusammen bis ich schließlich stand. Wäre ich nicht gehalten worden wäre ich direkt wieder umgekippt. Mehr schlecht als recht wurde ich aufrechtgehalten und humpelte einige Schritte vorwärts.

Dima kam auf mich zu. Er sagte nichts. Er sah mich nur völlig durch den Wind an. Er hatte sich von den Umständen wohl auch noch nicht erholte. Er stützte mich ebenfalls und so schaffte ich die nächsten Schritte. Erst jetzt bemerkte ich wie mich alle anstarrten bis Akay seinen Blick schließlich von mir losriss.

„Lasst und von hier abhauen" befahl er.

Die Strecke die an jedem anderen Tag bloß fünf Minuten gedauert hätte, zog sich unendlich in die Länge. Nach jedem Schritt brauchte ich eine Pause um mich wieder sammeln zu können. Bei der Hälfte der Strecke dachte ich daran aufzugeben und mich einfach umfallen zu lassen, doch irgendwie schaffte ich es doch noch weiter zu gehen und nach einer gefühlten Ewigkeit hatten wir endlich das Quartier erreicht.

Als Ich vor der Tür zu Salahs Wohnung stand entschied mein Körper, dass er seine Arbeit nun getan hatte und ich kippte um.

Started from the BottomWhere stories live. Discover now