Kapitel 3

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Ich konnte nicht einmal eine Schrottkarre bezahlen und war immer mit öffentlichen Verkehrsmitteln unterwegs. Die Kosten für Benzin waren einfach auf Dauer zu teuer. Ich musste mich entscheiden, ob ich mir eine gute Wohnung oder eine Abstiege mit einem Wagen leisten wollte. Ich bevorzugte lieber eine teurere Wohnung und es war vollkommen ok dafür auf ein Auto zu verzichten. Trotz der schlechten Beleuchtung, sah ich wie ich mich in den getönten Scheiben spiegelte. Ehrfürchtig versuchte ich einen Blick in das Innere zu werfen, was mir natürlich durch das schwarze Glas nicht gelang.

Als das Seitenfenster plötzlich herunterfuhr, zuckte ich zusammen. Ich fühlte mich, wie auf frischer Tat ertappt, dabei hatte ich nichts weiter getan, als den Wagen anzuschauen. Ich hatte ihn noch nicht einmal mit meinen Fingern berührt, auch wenn ich kurz davor stand. Im Inneren saß ein Typ mit Sonnenbrille, was bei dieser Dunkelheit absolut überflüssig war und beugte sich zu mir herüber.

„Gefällt dir der Wagen?", fragte er.

„Ja", sagte ich und lief rot an. Gut dass es schon finster war, so konnte er hoffentlich nicht erkennen, dass ich mich gerade in Grund und Boden schämte. Der Mann im Inneren, trug eine silberne Uhr am Handgelenk und ein Hemd, welches ziemlich teuer aussah. Ich fragte mich, ob er wohl hier war, um ein Mädchen abzuholen. Sie musste ein wirklich heißer Feger sein, wenn sie ihn sich gekrallt hatte. Dieser Mann musste ein Jackpot sein. Er schien jung zu sein, einen Haufen Kohle zu haben und auch noch gut auszusehen, so wie ich das bei dieser Beleuchtung und seiner Sonnenbrille beurteilen konnte.

„Willst du einen Blick in das Innere des Wagens werfen?", fragte er mich und ich zweifelte an meinen Ohren. Hatte ich gerade richtig gehört? Er lies mich in seinem Porsche probesitzen? Na sicher wollte ich das. Auf normale Art und Weise, würde mich wohl niemand in ein solches Gefährt lassen.

„Gerne würde ich das", stammelte ich ein bisschen zu euphorisch.

Er schubste von Innen die Beifahrertür auf und ich lies mich ganz vorsichtig auf dem Beifahrersitz gleiten.

„Wow", bekam ich nur heraus. Es war ein göttliches Gefühl, in diesem Wagen zu sitzen. Langsam zog ich auch meine Füße ins Innere, schloss die Tür und lehnte mich zurück. Sein Parfum stieg mir in die Nase und ich blickte ihn instinktiv an. Noch immer trug er diese bescheuerte Sonnenbrille, und seine Hände ruhten lässig auf dem Lenkrad. Er schien mich durch die Gläser zu mustern. Seine braunen Haare waren mit etwas Gel nach hinten gekämmt. Der Geruch seines Parfums nahm das ganze Auto ein, es war ein schwerer holziger Duft, wahrscheinlich eines dieser teuren Parfums, die sich kein Mensch leisten konnte. Mein Blick wanderte weiter zu der Innenausstattung. Dunkles Holz, ein Haufen an leuchtenden Anzeigen und beige Sitze aus Leder. Sie waren so gemütlich, dass man fast darin versinken konnte. Auf dem Lenkrad war das Porsche Logo abgebildet.

„Der Wagen ist getunt. Er hat 320 PS und fährt schneller als sich die meisten Menschen träumen lassen. Es ist einer der schnellsten Wagen am Markt. Außerdem habe ich ihn um ein paar extra Features erweitert", sagte er.

„Ich bin beeindruckt", erwiderte ich und bin es wirklich. Das war genau, was ich gerade gebraucht hatte. Für einen Moment konnte ich alle Probleme des Tages vergessen und mich wie in einem Märchen fühlen. Mein kleiner Traum, in dem ich einen Porsche fuhr und mit meinem Bruder zusammen in einem wundervollen Schloss wohnte, welches von Gärten und einem Pferdegestüt umgeben war. Das hatte ich mir ausgemalt, als ich acht Jahre alt war, doch leider musste ich heute wieder der erdrückenden Realität ins Auge schauen, dass das Leben alles Andere als ein Märchen war.

„Danke für deine...ich meine für IHRE Einladung. Ich habe noch nie in meinem Leben ein solches Auto gesehen". Ich verhielt mich wie ein aufgeregter Teeanger und wusste gar nicht ob ich ihn duzen oder lieber siezen sollte, immerhin kannte ich ihn gar nicht. Außerdem erklärte mir mein Bruder, dass die Leute aus der höheren Gesellschaft meistens auf das Sie bestanden.

„Du kannst mich Clay nennen", sagte er.

„Oh danke, ich bin...", erwiderte ich und er fiel mir mitten ins Wort.

„Amber, ich weiß".

In meinen Adern gefror plötzlich das Blut und mit großen Augen, starrte ich ihn an.

„Da wir nun die Kennenlernphase abgehandelt haben, können wir ja gleich zur Sache kommen", sagte Clay kalt.

Ein ungutes Gefühl beschlich mich plötzlich und ich griff zur Autotür um aus dem Wagen zu steigen, aber mit einem Klacken, hatte er die Türverriegelung aktiviert. Panisch zerrte ich an der verschlossenen Tür. Ich bildete mir ein nun einen seltsamen Unterton in seiner Stimme zu hören. Hatte er schon die ganze Zeit so emotionslos und eintönig geredet? Was meinte er mit gleich zur Sache kommen? Woher kannte er meinen Namen? Fuck, wie oft hatte mir meine Mutter gesagt, ich solle nicht zu einem fremden Mann ins Auto steigen. Ich hatte gedacht, dass ich längst aus dem Alter heraus war, wo ich nicht auf mich Selbst aufpassen konnte.

Clay drehte sich zu mir, schob die Sonnenbrille in sein Haar und fragte mich: „Wo ist das Geld?".

Seine braunen Augen bohrten sich direkt in die meinen. Er blickte mich fordernd und durchdringend an, bis auf meine Knochen.

„Was für Geld?", meine Stimme überschlug sich vor Aufregung, „ich habe nur 30 Dollar in meiner Tasche. Lass mich sofort raus. Lass mich aussteigen!"

Er seufzte: „Komm Betty, du weißt genau von welchem Geld ich rede".

„Nein. Nein, das tue ich nicht", rief ich.

„Das Geld von deinem Bruder, oder besser gesagt: mein Geld", meinte er.

„Ich weiß nicht wovon du redest", schrie ich panisch .

Clay musterte mich mit einer eigenartigen Mischung aus Sorge und Aggressivität. Er strich mir eine Haarsträhne aus dem Gesicht und legte seine Hand in meinen Nacken. Bei seiner Berührung stellten sich mir alle Nackenhaare auf und ich bekam Gänsehaut. Obwohl seine raue Hand ganz still und sanft über meinen Halswirbeln lag, war es doch deutlich eine Geste seiner Gewaltbereitschaft. Mein Körper versteinerte sich und wurde ganz ruhig, während mein Atem und mein Herzschlag sich beschleunigte, wie bei einem Tier, was man im Nacken packte.

„Ok. Vielleicht fällt dir ja noch ein, wovon ich rede. Ich komme wieder. Aber bei meinem nächsten Besuch, werde ich nicht so nett sein", erwiderte Clay.

Als ich wieder das Klacken hörte, stieß ich sofort mit voller Kraft die Tür auf, sprang aus dem Wagen und rannte zu meinem Haus. 

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⏰ Last updated: Apr 03, 2019 ⏰

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Cashed Out (Amber und Clay)Where stories live. Discover now