♣ Weißer Raum ♣

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Begeisterte Jubellaute dringen an mein Ohr. Sie alle wollen eine Show sehen. Vermutlich sammeln sie alle fleißig Gesprächsstoff um die neueste Story herum zu erzählen. Das ich nicht im geringsten auf einen Kampf aus bin, ist anscheinend irrelevant. Selbst Lucifer hat nichts besseres zu tun als mich anzustarren und ab und an zu blinzeln. Finster starre ich zurück und hoffe einfach darauf, dass jemand aus der nächsten Ecke springt und 'Scherz' schreit. Nur leider Gottes ist dies nicht der Fall.
Er weiß genau, dass ich es hasse meine Fähigkeiten preis zu geben, aus dem Grund, dass man immer ein Ass im Ärmel haben sollte, für den Fall das es mal Schlag auf Schlag kommt. "Das kleine Püppchen soll unseren Herrscher besiegen? Wer denkt sie das sie ist?" knurrt ein Typ verächtlich, worauf ich meinen Kopf in seine Richtung drehe und ihm genau in die Augen schaue. Einige Sekunden lang ziert sein Gesicht eine erschrockene Miene, bis er diese gegen eine anzügliche tauscht. "Luc...? Entschuldigst du mich mal bitte für eine Sekunde?" sage ich ohne auch nur ansatzweise meine Augen von denen des Jungens zu nehmen.
Natürlich denke ich nicht mal eine Sekunde lang darüber nach auf seine Antwort zu warten und schreite mit erhobenem Kinn auf den Kerl zu. Während sich alle anderen im Umkreis von mindestens zwei Metern zurückziehen, bleibt er trotzig stehen und verschränkt seine Arme. "Hast du was gesagt? Ich habe dich nicht verstanden. Du nuschelst."
Amüsiert beiße ich mir auf meine Lippe als er verunsichert durch die Halle schaut und bemerkt, dass niemand von seinen Freunden so dumm ist wie er. Reuspernd kratzt er sich einmal kurz am Nacken, schaut mir ins Gesicht und haucht ein "Ja". Während ich anstandsweise mein Lachen zurückhalte, brüllt Lucifer hinter mir los. Natürlich bleibt mir dann nichts anderes übrig, als selbst loszulachen. Anstand hin- oder her. Es ist einfach lächerlich, wenn Leute meinen einen auf dicke Hose machen zu müssen und dann beim Alleingang ängstlich wie ein Mäuschen sind. Irgendwann schaffe ich es mich wieder zu beruhigen und presse ein "Entschuldigung" heraus. Immerhin habe ich eine gute Erziehung genossen, die ich wegen einem Arschloch nicht von jetzt auf gleich über Bord werfen werde.
Plötzlich passiert es. Ich kann mich nicht bewegen, werde aber von Lucifer am Arm zurückgerissen. Arme und Beine werden rücksichtslos in meinen Magen gerammt als die Personen in der Halle panisch den Ausgang ansteuern. Während Luc versucht mich zum Ausgang zu ziehen, kann ich nicht anders als auf den Jungen zu starren. Er starrt zurück. Als wären keine hundert Menschen zwischen uns. Er schaut mich direkt an und sein Blick ist so kalt wie Eis. Emotionslos und hasserfüllt. Schluckend muss ich mit ansehen wie er sich in Bewegung setzt um mich zu erreichen. "KATE! JETZT BEWEGE DICH" schreit jemand. Doch das Schreien geht erbarmungslos in dem Lärm unter. Denn sein Flehen und Schreien ist nur eins von vielen. Ungeheure Angst durchfährt mich als er genüsslich stehen bleibt, mich abscannt und sich über die Lippen leckt. Mit einer ruckartigen Bewegung streckt er seine Hände aus und scheint etwas zu murmeln. Was ich als nächstes mitbekomme, ist die Stille. Im ersten Moment ist sie angenehm bis zu dem Gedanken, dass die plötzliche Stille garnicht möglich ist. Bevor ich jedoch nur einen Muskel bewegen kann, fliege ich durch die Luft und mache mit der noch weißen Wand Bekanntschaft. Stöhnend richte ich mich auf und strecke ebenfalls meine Hände aus. Doch nichts passiert. Panisch verschnellert sich meine Atmung. Das ist mein Ende! Zitternd starte ich einen neuen Versuch. Doch meine Magie lässt sich nicht hervorrufen.
"Hat da jemand Angst bekommen?" spottet eine Stimme, welche mir seltsam vertraut vorkommt. "Onkel?" hauche ich deshalb vorsichtig in den Raum hinein. "NENN MICH NICHT SO!" schreit er und steht urplötzlich vor mir. Als nächstes habe ich eine Faust im Magen. Hustend beuge ich mich nach vorne und krümme mich vor Schmerzen. "Warum?" "Weil du ALLES verdorben hast. Schon als du geboren wurdest, warst du ein Problem. Nur hat sie dich nicht abtreiben wollen. Aber jetzt wirst du sterben." hysterisch lachend hält er sich den Bauch, als hätte er den besten Witz des Jahres gebracht. Nur hat er das nicht.
"Hör auf!" bitte ich und wimmere auf. Es ist erbärmlich. Wie ich hier am Boden liege und Blut huste. Würde ich mich selbst sehen, würde ich mich bemitleiden. Seine Antwort darauf ist ein Lachen. Ein dreckiges. "DEINE SEELE SOLL STERBEN!". Weil er mich weiter demütigen und mir vermitteln will, wie ungewollt ich bin, spuckt er mich an. Um meine Angst und die inneren Verletzungen zu verbergen, stehe ich dann auf. Nur leider habe ich mich selbst überschätzt, denn nur wenige Sekunden danach greift seine eine Hand ruckartig in meine Haare und reist meinen Kopf nach oben. Seine andere Hand platziert er auf meiner Kehle. "Na? Wie fühlt es sich an so hilflos zu sein?" haucht er in mein Ohr und verursacht so eine Gänsehaut auf meinem Körper. Trotz allem bleibe ich still und versuche mir nichts anmerken zu lassen. "Jetzt ist sie ganz still. Wie süß. Da werde ich ja ganz sentimental." am Ende hin murmelnd, streicht er mit seinem Finger über meinen Hals. "Aber du bist ein Nichts ohne deine Kräfte. Seh das ein. Schau dich doch nur an kleine. Ein Nichts. Ich könnte dich hier und jetzt umbringen und niemanden, wirklich niemanden würde es stören. Und weißt du wieso? Weil du naiv und dumm bist. Dachtest du wirklich auch nur eine Sekunde lang, dass dich dein kleiner Teufel liebt?" spottet er und nimmt meine Wortlosigkeit als ein Ja auf. Und das traurige daran ist, dass ich wirklich daran geglaubt habe. Aber es macht Sinn. Er ist der Teufel, kann er überhaupt lieben? Er wollte mich damals umbringen und das hat nicht funktioniert. Aber er hat mich dazu gebracht ihm zu vertrauen. "Er hat immer nur so getan meine Liebe. Er will nicht dich, kleines dummes Ding, er will deine Fähigkeiten. Ich verstehe sowieso nicht, wer so dumm war, dir diese zu geben. Andere könnten die viel besser gebrauchen. Ich zum Beispiel. Deswegen werde ich dich, so leid es mir tut, umbringen müssen."
Innerlich muss ich trotz meines sterbenden Selbstbewusstseins schmunzeln. Ich bin schon längst tot.
"Aber aber meine Liebste. Dachtest du wirklich- also ich bitte dich. Natürlich habe ich mich vorbereitet. Ich war ja selbst dabei. Oh- wie unsensibel von mir. Du konntest ja nichts mehr mitbekommen. Jedenfalls meinte dein kleiner Beschützer dich retten zu müssen. Tja... Hätte er dies nicht getan, wäre die ganze Prozedur jetzt schon vorbei. Aber keine Sorge. Am Ende ist deine Seele weg als hätte sie nie existiert. Davor werde ich dich aber auf mich fixieren. Ein kleiner Zauber und schon gibst du mir deine Fähigkeiten freiwillig. Klingt nach einem tollen Plan nicht?" mit diesen Worten lässt er mich ruckartig los und schubst mich wieder auf den Boden. "Und bleib schön auf dem Boden. Da gehört nämlich Dreck, wie du es bist hin."
Nach dem nächsten Atemzug ist er verschwunden und ich bleibe mit den Selbstzweifeln und dem Hass zurück.

Devilish GameWhere stories live. Discover now