Kapitel 8

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Ich seufze und lasse meinen Kopf genervt auf meinen Schreibtisch sinken. Das darf doch nicht wahr sein, warum kann mein Laptop nicht einmal das machen, was ICH möchte und nicht alles andere? Ich sehr aus dem Augenwinkel, dass Luca zu mir rüber schaut und blinzle ihn wütend von unten an. „Sag einfach nichts", zische ich, aber er lacht nur auf. Er weiß, dass ich es nicht so meine, sondern einfach nur genervt bin. Seit 3 Tagen macht sich mein Geschäftslaptop immer wieder selbstständig und treibt mich damit in den Wahnsinn. Entweder er schließt alle meine Programme auf einmal ohne Grund und natürlich ohne zu speichern, oder aber er hängt sich einfach auf und dann geht eh nichts mehr. So wie jetzt. Am Freitag haben wir eine Besprechung mit Nicolas und Max aka Kontra K aka das eingebildete Arschloch. Dort werden wir weitere Informationen bezüglich des neuen Albums bekommen und unsere ersten Ideen und Überlegungen vorstellen. Und heute war schon Donnerstag. Das konnte doch nicht sein, dass ausgerechnet in so einer Woche alles schief lief.

„Ruf doch in der IT-Abteilung schnell an, die sollen sich drum kümmern", reißt mich erneut Luca aus meinen trüben Gedanken. Das war nicht einmal so eine schlechte Idee, denn langsam war ich mit meinen Computerkenntnissen auch am Ende. „Dann werde ich das wohl machen", brumme ich und greife zu meinem Telefon.

Ich schildere mein Problem am Telefon und Dominik, einer unserer IT'ler bittet mich meinen Laptop zu bringen, damit er sich das anschauen kann. Ich lege auf und schon wieder seufzend beginne ich meinen Laptop auszustöpseln und stehe auf. „Ich bin schnell unten", informiere ich meinen Lieblingskollegen, aber der ist so mit seinem eigenen Bildschirm beschäftigt, dass er nur ein halbes nicken und ein kurzes Brummen für mich übrig hat. Lächelnd schüttle ich meinen Kopf, verschwinde zur Tür hinaus und laufe zum Aufzug. Die IT sitzt ei Stock unter uns, im 2. Stock. Dort angekommen klopfe ich an die offene Tür von Dominiks Büro, der vor seinem eigenen Laptop sitzt. Als er mich sieht lächelt er und steht auf. „Hi Mia schön dich zu sehen", meint er und fügt leicht schüchtern „Du siehst gut aus heute" hinterher. „Danke", lächle ich zurück. Dominik schein schon länger etwas Interesse an mir zu zeigen, aber das war nur eine Vermutung von mir, vielleicht war er auch einfach nur freundlich. „Na dann zeig mal her", meint er und klappt meinen Laptop vor sich auf und fängt an irgendetwas rum zu klicken. Während er konzentriert nach irgendetwas in meinem eigenwilligen Laptop zu suchen scheint, mustere ich den jungen Mann vor mir. Dominik war Mitte 20 und auf seine eigene Art wirklich gut aussehend. Er hatte etwas längere kupferfarbene Haare und ein sympathisches Gesicht, aber er war unglaublich schüchtern, das merkte ich immer wieder, wenn ich ihn traf. „Du hast dir einen Virus eingefangen", informierte Dominik mich und reißt mich somit aus meiner Musterung. Nachdenklich runzle ich die Stirn. „Einen Virus?". „Ja ich hab keine Ahnung wie du das geschafft hast, dass der es durch die Firmenfirewall geschafft hat", lacht Dominik. Na super, ich verdrehe die Augen, das habe ich ja schon wieder super hinbekommen. „Ich brauch damit ne Weile", meint Dominik. „Ich kann ihn dir so in einer halben bis dreiviertel Stunde hochbringen". „Du bist Klasse", rufe ich erleichtert auf. Ich schenke ihm ein letztes lächeln und mache mich wieder auf den Weg nach Oben zu Luca.

„Rat mal was deine Lieblingschaotin mal wieder geschafft hat!", trete ich theatralisch in unser gemeinsames Büro und bleibe angewurzelt stehen, als ich sehe, dass Luca nicht mehr allein im Raum ist. Unser Chef Nicolas und niemand geringeres als mein ach so besorgter Kunde Max sitzen auf den 2 Sesseln, die unser Büro in der Ecke am Fenster stehen hat. „Ähm...", stammle ich peinlich berührt und versuche irgendwie die Situation zu durchschauen. Was wollen die denn hier? Also, dass Nicolas hier ist, versteh ich ja, aber was möchte Max hier, der wollte doch erst morgen kommen, denke ich leicht panisch. Ich bemerke am Rand, dass Luca laut loslacht und Nicolas sich ihm anschließt, aber mein Blick wird von Max angezogen, der mich mit unlesbarer Miene ansieht. Ich schüttle leicht den Kopf und reiße mich aus meiner Starre. Ich setze ein lächeln auf und gehe auf Max zu und strecke ihm die Hand hin. „Guten Morgen Herr Diehn", sage ich und er steht auf und ergreift meine Hand. „Guten Morgen Mia, waren wir nicht schon beim Du?", seine tiefe Stimme vibriert und lässt eine leichte Gänsehaut auf meiner Haut entstehen. Er schafft es sogar seine Mundwinkel nach oben zu ziehen als er mich daran erinnert. „Ähm...ja", stammle ich schon wieder und ziehe meine Hand, welche er immer noch gedrückt hält wieder zu mir. Ich bemerke die überraschten Blicke von Nicolas und Luca, obwohl letzterer ja von meinen außerberuflichen Begegnungen mit Max weiß. Ich schaue leicht hilfesuchend zu meinem besten Freund, da immer noch alle Augen auf mich gerichtet sind. Zum Glück hilft mir mein Kollege auch aus der Klemme in dem er sich wieder lachend an mich wendet. „Na Mia was hast du mit dem armen Laptop angestellt?". Ich verdrehe die Augen und muss jetzt aber auch leicht lachen. Ich laufe zu meinem Schreibtisch und rolle meinen Bürostuhl näher zu den Männern, die sich schon wieder alle hingesetzt haben. „Ja gut...", ich schiele zu Nicolas. „Ich hab einen Virus auf dem Laptop", rücke ich mit der Sprache raus. Luca fängt an zu lachen und mein Chef schüttelt nur ungläubig den Kopf. „Wie schaffst du es immer, dass ausgerechnet dir immer sowas mit deinem Laptop passiert", meint er dann, lächelt aber dabei nun auch leicht, was mich erleichtert ausatmen lässt. „Keine Ahnung", jammere ich leicht, muss aber selbst schon wieder darüber lachen. „Die Teile hassen mich einfach", stelle ich fest und ernte dafür einen amüsierten Blick von Max, der mir schräg gegenübersitzt und wie immer unverschämt gut aussieht. „Ach gib es doch zu, du möchtest nur Dominik öfter sehen", neckt mich Luca nun und ich schaue ihn entsetzt an. „Was?", frage ich und auch Nicolas schaut jetzt etwas entgeistert zu meinem unverschämten Kollegen. „Okay ich glaube zu viele Details müssen wir jetzt auch nicht wissen", schreitet unser Chef nun auch ein. „Und ich denke auch, dass das Herr Diehn nicht interessiert, er ist schließlich hier, damit wir uns für seine Kampagne Mühe geben", spricht er nun das Machtwort und wir nicken brav wie zwei Schüler. „Wollten Sie, ...ähm du...nicht erst morgen kommen?" wende ich mich Max zu. Mir ist es vor meinem Chef irgendwie unangenehm ihn zu duzen, aber er hatte es mir ja vorhin extra noch einmal gesagt. „Ich muss am Samstag geschäftlich verreisen und muss dafür morgen noch einiges erledigen", antwortet mir mein Kunde. „Herr Scheck hatte gesagt, dass wäre kein Problem", schiebt er hinterher und nickt in die Richtung meines Chefs. Ich verdrehe innerlich die Augen, lasse mir aber nichts anmerken. Es wäre schön gewesen, in die Planänderung miteinbezogen zu werden, aber das wird ja wohl überbewertet.

„Ich lass euch dann mal in Ruhe eure Arbeit machen, man sieht sich später noch", richtet sich Nicolas an mich und Luca, dann dreht er sich zu Max und reicht ihm die Hand. „Immer wieder ein Vergnügen, Herr Diehn, Sie melden sich bei Fragen", verabschiedet er sich von unserem prominenten Gast und verlässt anschließend unser Büro.

Ich drehe mich wieder zu Max und bemerke, dass er mich wohl gemustert hat, denn sein Blick haftet auf mir und mir wird leicht unwohl unter seinem Blick. „Also wie vorher schon gesagt, mein Laptop ist gerade noch bei der IT, vielleicht könnten wir mit genaueren Infos von dir anfangen, da meine gesamten Vorlagen und Skizzen auf meinem Laptop sind", meine ich entschuldigend. Max nickt zustimmend und in den nächsten 20 Minuten machen Luca und ich uns weitere Notizen über die neu dazukommenden Informationen bezüglich seines neuen Albums. 20 Singles, 3 Musikvideos im Voraus, 5 nochmal anschließend und 3 Trailer. Da kommt eine Menge Arbeit auf uns zu. Die Videos werden zwar natürlich von einem Produzenten gedreht, aber Max möchte, dass wir eng mit diesem zusammenarbeiten, damit alles zusammenpasst, vor allem in Bezug auf die Trailer, die er einige Wochen vor Albumrelease hinausbringen möchte. Dann natürlich noch passende Plakate, Flyer und Bühnenbilder für die anschließend geplante Tour. Ich schreibe gerade die letzten Infos auf, als Dominik hineinplatzt. „Hey Mia, hast du mich vermisst?", ruft er und bleibt dann so ähnlich wie ich vor einer halben Stunde in der Tür stehen, als er uns und unseren Gast sitzen sieht. „Oh Entschuldigung", murmelt er und streckt mir dann seine Hand, die meinen Laptop in der Hand hat, zu. „Vielen Dank dir, du bist ein Schatz", strahle ich ihn an, als ich meinen Laptop entgegennehme. Dominik lächelt mich nochmal, nickt den Männern anschließend zu und verlässt mit schnellen Schritten unser Büro wieder.

Ich klappe meinen Laptop auf und sehe dabei durch Zufall, dass Max seine Lippen fest zusammengekniffen hat und mich fast schroff mustert. Was habe ich denn jetzt schon wieder verbrochen, denke ich genervt, aber beachte ihn nicht weiter, sondern fange an meine und Lucas bisherigen Vorlagen vorzustellen.

Leicht geschafft klappe ich eine halbe Stunde später meinen Laptop zu. Wir haben noch einmal alles bis ins kleinste Detail besprochen, abgeändert und verbessert. Die ersten Grundideen stehen jetzt, und die dürfen Luca und ich nun in den nächsten Wochen ausarbeiten und realisieren. Ich hatte mit meiner ersten Einschätzung, dass Max wirklich ganz genaue Vorstellungen hat und dass er ein wirklich anspruchsvoller Kunde ist, recht.

Ich hebe meine Arme über meinen Kopf und strecke mich, bis mein Rücken knackst, das lange sitzen und tippen war gerade echt anstrengend. Auch Luca sieht ziemlich geschafft, aber auch erleichtert, dass das Treffen vorbei ist, aus und fängt an seine Notizen noch schnell abzutippen. Max war vor 5 Minuten gegangen, mit der Anweisung ihn via E-Mail auf dem Laufenden zu halten.

Eigentlich könnten wir jetzt direkt anfangen, aber irgendwie... Ich schaue zu meinem Besten Freund und er erwidert meinen Blick. Nickend steht er auf. „Du hast recht, wir haben unseren Feierabend verdient", grinst er und entblößt dabei seine perfekt geraden Zähne. „Ich hab doch gar nichts gesagt", grinse ich unschuldig zurück. „Das war auch gar nicht nötig!"

Fels in der Brandung (Kontra K)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt