8. Kapitel - Silbernebel

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>> Krallen - <<

Das Flüstern drang nur schwach zu Silbernebel, dennoch ließ es in ihr Angst aufkeimen - Kupferstern schloss erschöpft die Augen, doch Buchenstern verschwand sofort in dem Versteck der Clankatzen. Sie mussten fliehen, und zwar sofort, bevor die KrallenClankatzen hierher gelangten. Es war vielleicht nicht Kupfersterns Absicht, doch ein guer Färtenleser konnte der Spur des Blutgeruchs sicher Meilenweit folgen.

>> Schnell, wir müssen fort! << zischte der braune Kater nur kurz angebunden und machte sich daran, den BlattClankriegern zu helfen, die sieben Jungen einzusammeln, als Finkpfote und Flussströmung ihm energisch Einhalt geboten. Beide Kätzinnen waren vorher bei Blättersturm in der hintersten Ecke des riesigen Busches geblieben, wo sich die Königin ein Nest gebaut hatte.
>> Wir können nicht gehen! << fauchte Finkpfote den Anführer an, während Flussströmung zu Feuerpfote eilte, die gerade das letzte der BlattClanjungen, Flutjunges, untersuchte.
>> Feuerpfote, Blättersturm bekommt ihre Jungen! <<

Silbernebel blieb wie angewurzelt im Eingang stehen. Sie konnte gerade noch verhindern, dass sie vor Schreck Kupfersterns Nackenfell loslies. Die Jungen? Jetzt?
Blättersturm ist spät dran, aber jetzt ist es echt ungünstig!
dachte Silbernebel, während Feuerpfote sofort reagierte und zu der Königin eilen wollte, sich aber nochmal zu ihr umdrehte.
>> Wie schlimm? << fragte sie Silbernebel und deutete mit einem Kopfnicken auf die bewusstlose Anführerin. Silbernebel zuckte hilflos mit den Schultern, doch dann schob sich der braunrote Kater neben sie.

>> Wir schaffen das, kümmere du dich um Blättersturm. << miaute er sanft. Silbernebel wurde augenblicklich warm. Er war so - ruhig, hilfsbereit - sie konnte es gar nicht in Worte fassen - er war einfach nur ... besonders. Gut. Genervt von ihrem eigenen Gedanken kniff Silbernebel die Augen zusammen - sie hatte jetzt definitiv keine Zeit für ihre Schwärmereien für den jungen Kater.

Vorsichtig zogen Blutpfote und sie die Kätzin zu einer gut geschützten Stelle, wo die Brombeerrankenwand besonders dicht war und betteten sie auf ein Moosnest, an dem noch der schale Geruch von Finkpfote hing.
>> Säubere ihre Wunden, ich hole Spinnenweben und Ringelblume. << sagte Blutpfote und trabte schnellen Schrittes wieder davon. Silbernebel tat es ohne Widerworte - es war wohl besser, ihn nicht das Blut wegwaschen zu lassen - wurde ihm davon ja immer übel. Der eisenartige Geschmack war widerlich, doch sie ignorierte es und wusch die verkrusteten Blutreste aus dem goldenen Fell, sodass nur noch rote Risse in der Haut der Kätzin zu sehen waren. Die tiefste Wunde hatte Kupferstern an der Schulter, aber auch kleine Kratzer am Kopf und an der Brust.
Als Blutpfote mit einem Bündel Ringelblumen im Maul zurückkam, Brandjunges und Rehjunges mit jeweils einem Bündel Spinnenseide im Schlepptau, vielen Silbernebel gerade Kupfersterns Pfoten auf - die empfindliche Haut an den Ballen war wund und aufgeschürft. Sie musste lange und weit gerannt sein.

Zusammen mit dem roten Schüler zerkaute sie die Blätter und verleilte die Paste auf Kupfersterns Wunden, übernahm dabei auf die an der Schulter. Danach reichten ihr die beiden Jungen die Spinnenweben, die sie sorgsam und sparsam auf den Verletzungen verteilte, um auch nicht zu viel davon zu verschwenden. Blutpfote brachte den Rest der Heilpflanzen zurück, während sich Brandjunges neben Kupfersterns Brustfell ins Moosnest kuschelte und Rehjunges sich an ihrem Bauchfell gemütlich machte. Beide rissen müde ihr Mäulchen auf und waren kurz danach schon eingeschlafen. Schnurrend beobachtete Sibernebel die Beiden.
Sie waren längst nicht so lebhaft wie andere Clanjunge, aber das war wohl den Umständen zu verdanken.

Sie drehte ihren Kopf zu den Zweigen, die diese Ecke von dem restlichen Bau trennte und spähte hindurch. Sturmflut und Falkenfeder liefen am Eingang auf und ab, Glutherz und Silberblüte hielten außerhalb Wache. Alle vier Krieger waren aufs Äußerste angespannt - Buchenstern stand in der Mitte des Baus und diskutierte mit Blutpfote. Sie verstand kein Wort, aber Buchenstern sah unzufrieden aus, während Blutpfote einen wütenden Gesichtsausdruck aufgesetzt hatte.
Silbernebel konnte sich denken, worum es ging - trotz der Gefahr, vom KrallenClan gefunden zu werden blieben sie hier - Buchenstern wollte in Sicherheit gehen, Blutpfote wollte, dass sie blieben und warten, bis Blättersturms Junge geboren wurden und alle für eine Reise bereit waren. Sie selbst war es ehrlich gesagt nicht - der Bau hier war groß genug für die Katzengruppe und hier waren sie weiter entfernt von Zweibeinern und den dazugehörigen Gefahren wie Hunden oder Monstern. Das war wahrscheinlich das sicherste Versteck, was sie finden konnten.

Mit einem letzten Seitenblick auf die Anführerin und die schlafenden Jungen verließ sie die Nische und tappste auf die beiden Kater zu. Buchenstern entfernte sich jedoch bereits und gesellte sich zu der Wache außerhalb des Baus. Blutpfote blieb sitzen, die Ohren ließ er traurig hängen.
>> Bleiben wir? << fragte sie leise, nicht sicher, ob der Anführer wirklich auf die Worte des Schülers hören würde.
>> Ja. Aber nur bis morgen. Und wenn die Feinde eher kommen - << er ließ den Rest unausgesprochen, doch Silbernebel konnte es sich bereits denken.
>> Dann wird er mit seinem Clan fliehen und uns zurücklassen. <<

.

Widererwarten ließ sich keine feindlichgesinnte Katze blicken. Die BlattClan-Krieger waren bis aufs äußerste gespannt, die Jungen blieben ruhig oder schliefen, die BlitzClan-Katzen schlossen sich endweder der Wache oder den Jungtieren an. Jeder schwieg, sodass es Silbernebel nur noch bedrückender vorkam. Nur Blättersturms Schreie störten die Stille, unterbrochen von den ruhigen Worten Feuerpfotes, die ihr bestes tat, um der Königin die Geburt zu erleichtern.
Erst als die Sonne ihre letzten Strahlen durch das Dickicht schickte, verebbten die Rufe der Kätzin und machte einem leisen quietschigen Miauen Platz. Silbernebel, die neben Blutpfote in der Nähe lag, wartete geduldig, bis Finkpfote herausstürmte, um Wasser zu holen. Sie wies den Schüler an, dort zu warten und streckte neugierig den Kopf in die provisorische Kinderstube.

>> Kann ich irgendwie helfen? << fragte sie leise. Feuerpfote nickte. Sie wirkte erschöpft, doch ein Schnurren dran auß ihrer Kehle, als sie Silbernebel ein nasses, mauzendes Bündel überreichte.

>> Leck den Kleinen sauber, dann kann ich nach Blättersturm sehen. << sagte sie. Blättersturm ließ die Schülerin machen, während sie ihr zweites Junges säuberte, eine Kätzin. Ihr Fell war goldgetigert, so wie dass ihrer Mutter und die zierlichen Pfötchen leuchteten weiß.
Silbernebel begann, den Kater zu putzen, mit kräftigen Bewegungen massierte sie das goldgetigerte Fell des kleinen Katers, bis dieser zappelte und auf seine Mutter zurobbte. Schnurrend schob Silbernebel ihn von hinten weiter nach vorne, wo das Junge sich an das Bauchfell von Blättersturm kuschelte und zu saugen begann.

>> Sie soll Bussardjunges heißen. << murmelte Blättersturm, starrte auf ihre Tochter.
>> Und er Federjunges. <<

Bussard und Feder. Wie der Vater.

WarriorCats - Vulkanfeuer (III)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt