Kapitel 16

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„Ladies und Gentlemen", rief plötzlich eine Stimme, „wie gesagt wollen wir mit euch reden. Friedlich.", Alan überdrehte die Augen, als die Stimme das sagte, „und als Beweis werden die fünf Agenten ihre Waffen ablegen. So wie ihr es auch tun werdet. Ansonsten werden wir testen, ob eure Freunde gegen Kugeln immun sind, was ich jedoch stark bezweifle." Die fünf Agenten legten bereitwillig ihre Waffen ab, während Natascha noch zögerte. Es fiel ihr schwer, auf Fury's Leute zu vertrauen. Dennoch legte sie ihre beiden Pistolen, zwei Messer, zwei Elektroschockstäbe und zwei Schlagstöcke auf den Boden. Alan hatte nur ein Messer und Bruce musste gar nichts loswerden. Er hatte ja schließlich keine Waffen nötig.
„Gut", sagte die Stimme zufrieden. Doch anstatt weiter zu sprechen, schossen plötzlich kleine Pfeile aus dem Nirgendwo hervor und erwischten Bruce und Natascha direkt am Hals. An Alan schoss er zwar einfach vorbei, aber durch den plötzlichen Zusammenbruch ihrer Freunde war sie für einen kurzen Augenblick abgelenkt und als sie wieder aufsah, hatten ihre Feinde ihre Waffen wieder aufgehoben. Kurz stieg Wut in ihr auf, denn damit hätten sie rechnen müssen. Doch sie blieb ruhig und vertraute auf SHIELD's Agenten.
„Gib auf!", verlangte die Stimme, „du bist umstellt. Ach, bevor ich's vergesse... hatte ich nicht gesagt, ihr solltet alleine kommen?" Alan biss sich unbemerkt auf die Zunge und konterte: „Zu 'friedlich miteinander reden' stelle ich mir auch ein bisschen was anderes vor."
„Wir spielen hier auch nicht nach deinen Regeln."
„Nein, tun wir nicht, denn wir spielen überhaupt nicht."
„Liebe Alan. Ich glaube, du hast das Prinzip noch nicht verstanden." Mehrere SHIELD-Agenten wurden von HYDRA auf den großen Schauplatz gestoßen, sodass sie das Gleichgewicht verloren und geschlagen auf dem Boden liegen blieben. Alan nutzte die Gelegenheit. Sie drehte sich mit dem Rücken zu Steve und den anderen und schlug ihre Fäuste zusammen. Eine starke Stromwelle ging von ihr aus und riss alles, was größer als einen Meter und in ihrem Blickfeld war, von den Füßen. Die Agenten hinter ihr reagierten schnell und legten ihre Waffen an, doch sie war schneller. Wieder drehte sie sich um und erstellte ein Energiefeld, von dem die Kugeln abprallten. Gleichzeitig feuerte sie Blitze auf ihre Feinde ab, was sich als ziemlich schwierig erwies, da man durch das Energiefeld nur eine sehr verschwommene Sicht hatte und sie deshalb mehrere Versuche brauchte, um sie zu treffen. Als sie aber endlich ausgeschaltet waren, entspannte sie sich ein wenig. Erst ging sie sicher, dass Bruce und Tasha okay waren, dann untersuchte sie die Ketten ihrer gefangenen Freunde.
„Geht es dir gut?", fragte Steve, worauf das Mädchen nickte.
„Und die anderen?"
„Die sind auch okay. Mich wundert nur, dass Bruce sich nicht verwandelt hat. Wir sollten ihn nachher noch genauer untersuchen." Diesmal war Steve es, der nickte.
„Sicher, dass es dir gut geht? Du siehst blass aus", bemerkte Clint.
„Es ist nur viel Energie draufgegangen, sonst geht's mir gut, wirklich", beruhigte sie ihn.
„Ja, uns geht's uns auch gut, wir haben uns alle lieb, bla bla bla. Könntest du uns nun freundlicherweise befreien? Es ist ziemlich unangenehm hier", maulte Tony ungeduldig. Zum ersten Mal seit Langem lächelte Alan. Das hatte sie vermisst.
„Würd ich ja gern, aber irgendwie finde ich keine Möglichkeit, euch da rauszubekommen. Zerbrechen geht nicht und es gibt keine Schlüssellöcher."
„Tja, tut mir Leid, aber so leicht mach ich's dir nicht", hallte es von irgendwelchen Lautsprechern, „die Ketten bestehen zwar nicht aus Vibranium, welches nicht einmal der liebe Captain zerbrechen könnte, halten aber trotzdem viel aus. Wenn sie jedoch wirklich zerbrochen werden sollten, dann geht ihr alle drauf, weil nämlich eine schicke Bombe hochgehen wird. Aber in wenigen Minuten werdet ihr drei sowieso sterben, da die Ketten noch mit einem anderen Apparat verbunden sind, die euch ein todbringendes Gift injizieren werden. Das beantwortet eure Frage, warum sich kleine Stacheln an der Innenseite der Handschellen befinden."
„Gibt es auch eine Möglichkeit, in der wir nicht draufgehen?", fragte Tony. Er versuchte, es lässig klingen zu lassen, doch Alan hörte einen nervösen Unterton in seiner Stimme mitschwingen.
„Tatsächlich gibt es noch eine dritte Möglichkeit, aber sie wird euch genauso wenig gefallen", erwiderte die Stimme mit einem diabolischen Unterton, „ihr werdet wohl eure kleine Schwester opfern müssen!"
„Ihr habt 'ne Schwester?", fragte Al irritiert. Die Stimme tat, als ob sie sie überhört hätte und fuhr fort: „Siehst du das dicke Kabel hinter deinen Freunden? Es verbindet die Ketten mit der Bombe und dem Gift. Der einzige Weg, beides gleichzeitig auszuschalten, wäre eine starke Stromzufuhr. Um sie zu deaktivieren, braucht es die Energie von drei Blitzen. Aber so schnell wirst du jetzt keine Stromzufuhr finden, immerhin ist der Flughafen lahmgelegt worden." Es wurde kurz still. Alan hatte keine weiteren Erklärungen nötig, was das Thema 'kleine Schwester' anbelangte.
„Komplizierter geht's ja wohl nicht, oder?", murmelte sie, doch die Stimme erwiderte nichts. Sie biss sich auf die Lippen. Schon wieder lag es an ihr. Egal, was jetzt passieren würde, es war ihre Entscheidung gewesen.
„Tick, Tack! Die Uhr läuft meine Liebe! Aber nicht mehr lange!"
„Alan! Tu's nicht!", bat Clint sie. Sie sah ihn mit großen Augen an.
„Und euch sterben lassen? Nein! Außerdem willst du's doch auch nicht. Du bist nicht lebensmüde, Clint. Und du hängst da nicht alleine!", entgegnete sie.
„Und ich bin nicht das schwache Glied der Kette! Ich halte das aus!", diese Worte sprach sie nicht aus, aber sie hallten immer wieder durch ihren Kopf. Mit beschleunigtem Puls näherte sie sich dem Kabel und streckte ihre zittrigen Hände aus. Ihre Freunde versuchten, sie mit Worten davon abzuhalten, es zu tun, doch sie hörte gar nicht hin. Entschlossen ergriffen ihre Blitze das Kabel und schlängelten sich diesem entlang. Sie wusste nicht, ob das Kabel wirklich in einer Bombe mündete, doch sie wollte das Risiko nicht eingehen.
Plötzlich wurde sie nach vorne gerissen und sie fiel auf die Knie. Sie wollte schreien, doch sie konnte nicht. Irgendwas entzog ihr die ganze Energie, sie konnte sich nicht dagegen wehren. Es fühlte sich an, als würde man ihr ihre Lebensgeister bei lebendigem Leib aus dem Körper entziehen. Auf ihrem Gesicht begann es zu knistern, als ihr die Tränen wie verrückt über die Wangen liefen. Sie hatte Angst, sie wollte nicht sterben. Doch jetzt war es zu spät.
Auf einmal gab es eine große Explosion und sie wurde zurückgeschleudert.

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