Ein neues Leben

1 0 0
                                    

Val wurde auf einen Platz gesetzt und die zwei Soldaten setzten sich neben ihm. Das Licht in dem Gefährt war sehr düster und Val konnte kaum etwas sehen. Fraya kam den Gang entlanggelaufen. Sie hatte sich eine Offiziersmütze aufgesetzt und die Sonnenblende ragte weit über ihre Augen.

„Bah, der stinkt ja wie eine Jauchegrube. Das ist ja unerträglich.", sagte sie abwertend und setzte sich auf den Platz gegenüber. Sie hielt sich mit einer Hand die Nase zu, mit der anderen griff sie nach Vals Kinn und drehte seinen Kopf hin und her. Penibel musterte sie ihn und ließ gleich wieder von ihm ab.

„Du gehst dann erst mal duschen und ziehst dir was Sauberes an.", sagte sie mit einer etwas freundlicheren Stimme und lehnte sich in den Sitz. Eingeschüchtert schaute Val zu den Männern und kam zu dem Schluss, dass er sich besser passiv verhält.

„Was ist mit dir?", fragte Fraya eindringlich aber nicht bedrohlich. „Kannst du nicht sprechen?" Val fasste all seinen Mut zusammen. Doch sein Blick war fest auf den Boden gerichtet. „Wieso macht ihr grauenvolle Experimente an Kindern?", fragte er laut und mutig. Fraya schaute grimmig unter ihrer Sonnenblende hervor. „Wir machen nur ein paar Tests. Dann bekommst du ein neues Zuhause.", sagte sie etwas verhalten.

„Wieso haben sie dem Mann sonst so viel Geld gezahlt?" Vals Stimme war zittrig und angespannt. „Er hat gesagt, dass ihr mich aufschlitzt und mich foltert."

„So? Hat er das gesagt?", Fraya verschränkte die Arme vor der Brust. „Ja, das war bis vor kurzem noch so. Meine Mutter ist einfach viel zu ungeduldig. Wärst du an sie geraten, wäre das wirklich so passiert.", sie machte eine kurze Pause und schaute nachdenklich auf den Boden, „Keine Angst, ich werde dir nicht weh tun. Wir suchen jemanden bestimmtes. Du bist es wohl eh nicht, aber ich muss mich ans Protokoll halten, genau wie alle anderen."

„Und was macht ihr mit mir, wenn ich es doch bin?"

„Das kann ich dir nicht sagen. Wird sich wohl erst zeigen, wenn es soweit ist." Das Flugzeug landete und als sie das Gefährt verließen erkannt Val, dass sie im Innenhof eines modernen Gebäudekomplexes gelandet sind, wie er ihn noch nie in Marista gesehen hatte. Val wurde in einen Wohnbereich gebracht und in ein Zimmer eingesperrt. Er erhielt die Anweisung sich gründlich zu Waschen und sich die Sachen anzuziehen, die auf dem Bett lagen. Der Raum war sehr hell und alles war weiß. Es gab keine Winkel und Ecken. Alles war abgerundet und beleuchtet. Man würde jedes Staubkorn sofort entdecken und bräuchte sich nicht mal besonders anstrengen, es zu beseitigen. Aber es fühlte sich auch sehr kalt an. Das weiß-bläuliche LED-Licht, das einen fensterlosen Raum erhellte, war erdrückend. Auch wenn Val nicht wohl bei der Sache war, ging er ins Badezimmer und duschte sich. Das war das erste Mal seit sehr langer Zeit, dass er wieder sauberes, fließendes Wasser zum Waschen bekam. Als er fertig war trocknete er sich ab und setzte sich aufs Bett. Bedrückt schaute er sich die Sachen an, die für ihn bereit lagen. Weiße Unterwäsche, Socken, eine langärmlige, schwere, weiße Jacke mit Lederriemen und Schnallen an den Armen, am Kragen und an der Brust. Eine lange, weiße Hose, die ebenfalls an Oberschenkel, Unterschenkel und am Ende der Hosenbeine Schnallen hatte. Wozu die gut waren wusste Val nicht, doch er hatte den Verdacht, dass man so jemanden schnell irgendwo fixieren kann. Es klopfte an der Tür.

„In fünf Minuten holen wir dich ab, du bist bis dahin hoffentlich fertig.", brummelte eine tiefe Stimme von der anderen Seite. Val gab nach und zog sich die Sachen an. Er wollte es nicht, doch die Angst man würde ihm etwas noch Schlimmeres tun, wenn er sich weigert, war einfach zu groß. Auf die Sekunde genau fünf Minuten Später öffnete sich die automatische Tür, hinter der Fraya alleine zum Vorschein kam. Sie streckte ihm ihre Hand entgegen.

„Du kommst doch sicher freiwillig mit.", sagte sie sehr freundlich und lächelte. Erst jetzt sah Val ihre Augen. Sie waren Orange. Noch nie zuvor hatte Val etwas davon gehört, dass Menschen orangefarbene Augen haben können. Zudem hatte sie sehr blasse Haut und Sommersprossen im Gesicht, was den Kontrast zu dieser ungewöhnlichen Augenfarbe noch extremer machte. Val ging langsam auf sie zu und studierte die Umgebung. Alles sah gleich aus: Weiß, mit LED-Streifen beleuchtet und vollkommen rein. Er schmiedete einen Plan. Fraya wirkte nicht sehr kräftig, selbst Val könnte sie überwältigen. Doch wie findet er wieder nach Hause? Er beschloss, sich das später zu überlegen und musterte ihren Körper weiter nach Schwachstellen. Ihr Bauch schien ihm das logischste Ziel. Dann überlegte er, mit welcher Schlagkombination er seine Flucht einleiten soll. Ein kräftiger Schlag mit der Faust, den Ellenbogen oder lieber ein beherzter Tritt? Diese ganzen Fragen verstummen augenblicklich, als er das Zimmer verließ und die zwei riesigen, schwer gepanzerten Typen wiedersah, die mit dem Rücken an der Wand neben seinem Zimmer standen. Er verlor augenblicklich jeglichen Mut und griff demütig nach Frayas Hand. Sie gingen eine Weile den Gang hinunter, der sich die ganze Zeit nicht zu verändern schien. Wie ein Labyrinth, gab es hin und wieder ein paar Quergänge aber die waren so gleichmäßig angeordnet, dass man sofort die Orientierung verloren würde, wenn man einmal vergisst mitzuzählen. Alle, die eine Befugnis hatten, sich hier aufzuhalten, wurden von einer farbigen, leuchtenden Lichterreihe am Boden zu ihrem Ziel geführt. So war es auch jetzt der Fall. Der Streifen unter ihren Füßen leuchtete rot und erlosch direkte hinter ihnen wieder. Nach etwa einer halben Stunde erreichten sie eine große, schwere Tür, die sich auch gleich öffnete. Dahinter war ein kleiner Raum mit einer kleinen Kammer, in der sich eine aufrechtstehende Liege befand. Fraya führte Val zu der Liege und fing an, unsanft, seine Arme fest zu binden. Sie war nervös und grob, als ob sie es auf einmal besonders eilig hätte. Dabei verletzte sie ihn an der rechten Hand. Ein bisschen Blut quoll aus der Wunde heraus. Sofort ging ein Alarm an.

You've reached the end of published parts.

⏰ Last updated: May 04, 2019 ⏰

Add this story to your Library to get notified about new parts!

Das Silbere KönigreichWhere stories live. Discover now