Kapitel 17 - Magische Träne

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„Hier ist es."

Ariks Herz klopfte so laut in seiner Brust, dass er sich wunderte wo das Echo blieb. Sie hatten nach etwas mehr als einer Stunde Fußmarsch den kleinen Felsvorsprung erreicht, der ihr Ziel markierte. Sie hatten tatsächlich Glück gehabt und keiner der Wege war verschüttet oder beschädigt gewesen.

Yara konnte nur wenig im fahlen Mondlicht erkennen. Für sie sah diese Felswand aus wie jede andere. Doch das änderte sich, als Arik beide Hände auf den glatten Stein drückte. Geräuschlos gab der scheinbar feste Untergrund nach und ließ sich wie ein schwerer Vorhang nach innen drücken.

„Komm schon", sagte er und winkte sie hinter sich her. Sobald Yara durch den schmalen Durchgang getreten war, hüllte Dunkelheit sie ein wie eine Decke. Fast als wäre die Schwärze etwas Lebendiges, kroch sie ihr unter die Haut und füllte ihre Gedanken aus.

„Du darfst dich nicht davon erschrecken lassen, es ist nur eine Illusion."

Ariks Stimme hörte sich seltsam fern an, dabei berührte sie seinen Rücken. Konzentriert blendete Yara ihre Empfindungen aus und atmete tief durch. Eine kleine Ewigkeit schien vergangen zu sein, als sie endlich einen kleinen Lichtschein entdeckte. Der Punkt wurde zusehends größer, bis sie in eine kleine Halle traten. Die Wände waren über und über mit blauen Kristallen übersät, die ein diffuses Licht spendeten.

Yara versuchte nicht mit offenem Mund zu starren angesichts dieser überwältigenden Schönheit. Tropfsteine hingen von der Decke und gaben der Höhle den Anschein, als befänden sie sich im Maul eines riesigen Ungeheuers. Arik lächelte sie an, als sie ihn ansah.

„Keine Sorge, mir geht es nicht anders." Er ließ seinen Blick durch über die leuchtenden Wände gleiten. „Aber wir sollten uns beeilen", sagte er und ging tiefer in die Höhle hinein.

Yara folgte ihm auf dem Fuß, bemüht nicht über die vielen Kristalle am Boden zu stolpern. Als sie wieder aufsah, setzte ihr Herz einen Schlag aus. Innerhalb eines kleinen Wasserfalls schwebte eine Perle. Schneeweiß und so groß wie eine Murmel zog sie Yaras Blick wie magisch an.

„Ist sie das?", wisperte sie und wollte die Hand danach ausstrecken.

Sanft, aber bestimmt hielt Arik sie davon hab. „Ja, das ist sie. Und ich weiß genau, was du machen willst." Yara konnte den Blick nicht von der Träne lösen.

„Was denn?", fragte sie abwesend. All ihre Gedanken schienen sich auf dieses schwebende Artefakt zu konzentrieren.

„Anfangs geht es allen magischen Wesen so. Die Träne des Urdrachen besitzt eine so gewaltige Macht, dass sie die Magie in unserem Blut zum Singen bringt."

„Ja."

Arik stellte sich zwischen Yara und die Träne und zwang sie damit, ihm in die Augen zu sehen. „Du musst diesen Trieb bezwingen Frria. Wenn nicht, dann wird die Träne dir deine Seele rauben."

Diese Worte rüttelten Yara aus ihrer Trance und sie schüttelte verwirrt den Kopf. „Sie raubt mir meine Seele?" Unglauben mischte sich in ihre Stimme.

„Hast du dich noch nie gefragt, warum die Träne einen dazu befähigt, den Geist anderer zu kontrollieren?" Stumm schüttelte Yara den Kopf.

Arik lächelte gefühllos, als er antwortete: „Niemand weiß genau, woher die Träne stammt. Außer natürlich, dass sie von den Drachen der Urzeit erschaffen worden ist. Tausende Seelen sind in dieser kleinen Perle gefangen worden, ehe man damit begonnen hat sie zu verstecken." Yara hatte Mühe Arik nicht mit offenem Mund anzustarren.

„Du meinst, dass es eigentlich unzählig viele Venefi sind, deren magische Essenz in dieser Träne stecken?"

Arik nickte. „Genau. Man besitzt die Macht all jener, die der Träne zum Opfer gefallen sind. Darum ist sie so mächtig – und gefährlich."

DrachenfeuerWhere stories live. Discover now