Kapitel 17

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Der Ball war überladen und vollgestopft. Astoria konnte nur ahnen, wie viele tausende Galeonen diese Veranstaltung verschlingen würde. Und wofür? Damit der Name Greengrass in den Zeitungen stand? Was für eine Verschwendung. Ihre Mutter musste Unmengen an Gold ausgegeben haben alleine für die Blumen die das ganze Haus und den Festsaal schmückten. Es war Astoria egal. Sie wich keinen Zentimeter von Dracos Seite und er ließ sie auch nicht weiter weg. Sie trug ein goldenes Kleid. Es war auffällig und doch strahlte es etwas Elegantes aus. Es war im Meerjungfrauenstil gehalten und war rückenfrei. Sie hatte ihre Haare zu einem tiefen Knoten gesteckt. Sie wusste, dass sie etwas Unnahbares ausstrahlte und das konnte ihr nur recht sein. Selbst die Begrüßung mit ihren Eltern war kurz und fast eisig ausgefallen. Draco hatte es offenbar seltsam gefunden, aber er fragte nicht weiter nach.

Dazu hatten sie auch keine Zeit, es galt die Gäste zu begrüßen. Mit Bekannten zu Plaudern und den üblichen Floskeln Folge zu leisten. Sie sah Hermine sogar nur kurz und nickte ihr von weiten zu. Sie sah umwerfend aus. Ebenso wie ihre beste Freundin Ginny Weasley, die tatsächlich das Kleid trug, dass Astoria Hermine mitgegeben hatte. Astoria würde sich später etwas Zeit nehmen, um mit Hermine zu sprechen. Vermutlich würde das Draco nicht gefallen, denn er konnte Ronald Weasley nicht leiden. Aber er würde kein Theater deshalb machen. Draco wusste, wie wichtig ihr die Freundschaft zu Hermine war und wie sehr ihr das Projekt am Herzen lag. Er würde sich also nicht wie ein kleines Kind benehmen und einen Streit vom Zaun deshalb brechen. Sie harkte sich etwas fester an Dracos Arm, als sie ihre Mutter sah und sie war nicht alleine. Draco bemerkte sie auch noch, bevor sie bei ihnen waren.
„Muss das sein?", fragte er und Astorias Kiefer spannte sich an.
„Ich kann mir auch etwas Schöneres vorstellen."

Elizabeth Greengrass strahlte aufgesetzt, als sie näher kam, im Schlepptau Maxwell und seine Cousine Natascha, die in einem roten Kleid steckte.
„Meine Lieben.", fing sie an. „Wir suchen euch schon seit fast einer Stunde."
„Du hast offenbar zu viele Leute eingeladen.", säuselte Astoria und lächelte.
Ihre Mutter warf ihr kurz einen strengen Blick zu. Astoria reichte Maxwell nicht die Hand, sie nickte ihm nur steif zu, während Draco offenbar vorhatte Max Hand zu zerquetschen. Elizabeth schob die Blondine vor die Beiden.
„Das ist Natascha, Max Cousine. Du kennst sie noch, Astoria. Oder?"
Natürlich kannte sie diese Hexe. Sie wirkte so jung und das obwohl Astoria selbst kaum älter als sie war. Draco gab ihr höflich die Hand.
„Natascha Carter, also?"
„Ja.", fing die Blondine mit einem Lächeln an. „Ich bin so froh, wieder in England zu sein."
Astoria war es nicht. Wenn es nach ihr gehen würde, könnte Caters Cousine dorthin gehen, wo sie hergekommen war und das am besten sofort.

„Natascha war die letzten Jahre in Frankreich.", fing Maxwell an. „Sie hat dort Kunst studiert."
Kunst studiert? Das war die Übertreibung des Jahres. Astoria kannte Natascha Kunstgeschmack von früher und ihre Fähigkeiten. Sie war solides Mittelmaß, nichts weiter. Diese dumme...
„Dafür eignet sich vermutlich besser Rom oder Venedig, nicht war?", warf Draco ein und blickte auf Astoria, sie spürte es genau. „Meine Frau und ich waren dort vor einem Jahr." Sie verstärkte ihren Griff um seinen Arm. Ja waren sie und sie waren dabei kaum aus dem Hotel gekommen. „Astoria liebt die Kunst." Sie sah zu ihm auf. So war es, neben der Mode. Sein Blick glitt an ihr vorbei. „Schau, dort ist Gregory, wir müssen Hallo sagen.", warf Draco plötzlich ein und Astoria wurde von ihm weitergezogen.
Sie musste leise lachen, als sie aus Hörweite ihrer Mutter waren.
„Was war das den bitteschön?"
„Man nennt es Ausrede."

Sie unterdrückte ein Kichern und Draco liebkoste kurz ihre Schläfe. Er war genial. Auch wenn sie wusste, dass sie sich nicht ewig davor drücken würde können. Ihre Mutter würde sie noch zur Seite nehmen und es würde nicht lange dauern, dann würde Natascha, dieses Miststück, die Gunst nutzen. Sie wusste das genau. Sie kannte Natascha gut genug. Vermutlich sah sie sich schon als nächste Mrs. Draco Malfoy. Was sie nicht werden würde. Astoria würde sie mit allen Mitteln bekämpfen. Sie würde sich nicht verdrängen lassen. Sich nicht ersetzen lassen, für dieses dumme Blondchen. Zumindest sagte sie sich das ständig vor, auch als sie sich bei Draco kurz entschuldige um nach oben zu gehen und sich frisch zu machen. Sie besah sich im Spiegel und trat in den Flur. Die Musik von unten und die Stimmen der Leute drangen nach oben. Sie wollte gerade die Treppe nehmen, als ihre Mutter ihr entgegenkam.
„Astoria, ich muss mit dir sprechen."
„Ich muss zu Draco.", sagte sie und stolperte fast, als ihre Mutter sie am Oberarm packte und Richtung Galerie zog.

„Was soll das?", entrüstete sich Astoria und machte sich los.
„Du bist meine Tochter und du wirst mich nicht ständig ignorieren.", fuhr ihre Mutter sie an. „Was ist nur los mit dir?"
Astoria hob ihren Kopf höher. „Ich weiß es." Ihre Mutter wirkte verwirrt. „Und bitte tu nicht so, als hättest du keine Ahnung. Du weißt genau, was Vater und Maxwell planen."
In den Augen von Elizabeth Greengrass regte sich etwas.
„Oh Schätzchen", fing sie an und Astoria wich vor ihr zurück.
„Fass mich nicht an. Ich kann nicht fassen, dass ausgerechnet du dabei mitmachst."
„Astoria..."
„Du.", zischte Astoria. „Die mich angefleht hat, dass ich mich mit Draco treffen soll. Dass ich dieser Verlobung zustimme. Dieser Ehe. Und jetzt, wollt ihr mich an den nächsten verschachern, wie ein verdammtes Pferd."
„Astoria...", fing sie an und Astoria wollte gehen, doch ihre Mutter ließ sie nicht vorbei.

„Verstehst du nicht, dass ich nur das Beste will."
„Das Beste?!", wiederholte Astoria und zitterte vor Wut. „Wie soll das das Beste für mich sein?"
„Du warst doch so verliebt in Maxwell."
Sie atmete schwer aus. „Bei Merlin, Mutter. Ich war damals fünfzehn Jahre alt. Fünfzehn. Ich war naiv und ein verdammtes Kind. Jedes dummes Mädchen hat früher für Maxwell geschwärmt. Für seine aufgesetzte Art. Seine angebliche Kühnheit, die nur aufgesetzt ist." Zur Hölle mit ihm. „Ich werde mich nicht scheiden lassen von Draco. Hast du gehört? Von mir aus kann Vater seinen Jagdhund mit Maxwell verheiraten."
„Astoria!", empörte sich ihre Mutter.
„Wie kannst du so etwas überhaupt nur zulassen. Du, die ständig vom Zerfall von Moral und Anstand redet. Jeden winzigen Verstoß anprangert.", schimpfte Astoria weiter und die beiden verstummten, als jemand sich räusperte.
Astoria versteifte sich merklich, als sie Maxwell erkannte.

„Elizabeth, könnte ich ein paar Minuten mit Astoria alleine reden?"; fragte er höflich und Astoria schnaubte, als ihre Mutter meinte.
„Aber sicher. Ich kann mir ihre Anschuldigungen ohnehin nicht mehr anhören."
Natürlich nicht. Vermutlich war sie jetzt wieder das undankbare Kind. Astoria Mutter ging und Maxwell trat näher.
„Ich habe dir nichts mehr zu sagen, Max."
Absolut nichts.
„Das hat man raus gehört.", erwiderte er. „Und trotzdem möchte ich mit dir reden."
„Wozu?", fuhr sie ihn an. „Was willst du noch reden? Ich will nichts mit dir zu tun haben."
„Aber ich. Ich will dich heiraten."
Sie lachte falsch auf. „Du bist so unfassbar. Ich bin bereits verheiratet."
Er trat näher an die Galerie. Gerade soweit, dass er nach unten sehen konnte.
„Mit Draco Malfoy. Ich weiß. Es war die Hochzeit des Jahrzehntes. Zumindest schrieben das die Zeitungen." Er wandte sich ihr wieder zu. „Eine arrangierte Ehe mit einem Todesser."

Sie ballte die Fäuste. „Hör auf."
„Was? Ist er das nicht? Ein Todesser?", hakte er nach.
„Er ist mein Mann und er ist tausendmal besser als du."
„Er hat eine Frau gesucht, die seinen und den Namen seiner Familie wieder herstellt." Er wusste gar nichts über Draco. Draco wollte diese Ehe so wenig wie sie zu Beginn. Sie hatten sich beide gefügt. „Und genauso schnell wie er sich überzeugen hat lassen von dir, wird er das auch von Natascha sein." Sie schüttelte stumm den Kopf. Würde er nicht. Niemals. Er würde sie nicht ersetzen. Sie austauschen. „Ich will dich heiraten.", wiederholte sich Maxwell und sah sie an. „Ich war dumm, das damals nicht zu erkennen, dass du die perfekte Frau an meiner Seite wärst, Astoria. Ich denke, wir könnten uns sehr glücklich machen."
„Dann hast du keine Ahnung von mir.", presste Astoria wütend hervor.

Maxwells Augen schienen dunkler zu werden. „Willst du mir wirklich weiß machen, dass du mit diesem Todesser glücklich bist? Kannst du mir das ins Gesicht sagen?", fragte er scharf und griff nach ihren Arm.
Sie riss sich los. „Ich liebe ihn!" Maxwells Gesichtsausdruck wirkte geschockt. „Ich liebe ihn.", wiederholte sich Astoria. „Und mein Vater und du, könnt so viele Pläne machen, wie ihr wollt. Aber ich werde mich nicht von meinem Ehemann scheiden lassen. Hast du gehört?"
Maxwell schnaubte „Das ist doch nicht dein ernst."
Sie hob ihren Kopf höher. „Ach ja? Sollte Draco sich scheiden lassen." Was sie nicht glaubte. „Werde ich niemals freiwillig einer Ehe mit dir Lackaffen zustimmen. Das schwöre ich."
Max hatte etwas Kaltes und Gleichgültiges, als er ruhig sagte. „Das werden wir ja dann sehen, Astoria. Dein Vater und ich sehen das anders."

Sie sah ihm nach, als er ging und erst als sie sicher war, dass er weg war, setzte sie sich auf die kleine Bank und atmete stockend aus. Ihr Herz schlug schmerzhaft in ihrer Brust. Sie kämpfte mit der Fassung. Merlin sie war so dumm gewesen. Warum hatte sie sich so viel Zeit gelassen mit dem Kinderkriegen? Ein Kind wäre eine eindeutige Sicherheit gewesen. Und jetzt? Sie hatte Angst. Wirklich panische Angst, dass zu verlieren was sie jetzt die ganze Zeit hatte. Etwas was sie angenommen hatte als selbstverständlich als Folgeerscheinung dieser arrangierten Ehe. Sicher, sie verstand sich mit Draco. Sie harmonierten immer besser zusammen. Aber was, wenn ihr Vater und Max, dieses Arschloch recht hatten? Wenn Natascha ihn um den Finger wickelte? Würde Draco dann das reichen? Würde ihm Astoria reichen?

Sie wusste zu gut, dass sie nicht die perfekte Ehefrau war mit ihren Ansichten und ihren Werten. Sie war nicht das brave Frauchen, das sich beugte und alles tat, was der Mann ihr sagte. Aber wollte das Draco? Ein braves Frauchen, das sich fügte, zu Hause blieb und den Mund hielt, bis man sie aufforderte zu reden? Sie wischte sich energisch über die Wangen. Sie war nicht schwanger. Sie hatte es heute überprüft. Und auch wenn sie wusste, dass sie gesund war und ihr offenbar nichts im Wege stand, hatte sie das Gefühl, dass ihr die Zeit davon lief. Und war das ein guter Grund, ein Kind zu zeugen? Nur damit eine Bindung an die Familie des Ehemannes da war? Draco wünschte sich Kinder, auch wenn er immer wieder beteuerte, dass sie Zeit hatten. Er wollte ein Kind. Und was wenn es doch nicht klappte? Wenn sie ihm diesen Wunsch nicht erfüllen konnte?

Sie sah auf, als sie Schritte hörte und atmete erleichtert aus, als sie Draco sah. Er wirkte verwundert.
„Wo bleibst du denn?" Sie wischte sich erneut über die nassen Wangen und er kam sofort auf sie besorgt zu. „Was ist den los? Ist etwas passiert?"
„Ach.", wehrte sie ab. „Ich habe nur mit meiner Mutter gestritten."
Mehr oder weniger. Er ging vor ihr in die Hocke und nahm sanft ihr Gesicht in seine Hände.
„Lass dich nicht ärgern." Was leichter gesagt war als getan. „Sie ist ein sturer Esel.", fügte er hinzu und sie musste erstickt lachen, was ihn zum Schmunzeln brachte. Er war manchmal ein Idiot. „Komm.", fing er an, stand auf und zog sie damit hoch. „Ich muss doch mit dir angeben und du wolltest doch heute tanzen." Ja wollte sie. Er küsste ihre Fingerspitzen, als sie gemeinsam die Treppe nach unten gingen. Nein, sie würde sich das hier nicht wegnehmen lassen. Auf gar keinen Fall.

Hass und Liebe nähren sich von LeidenschaftNơi câu chuyện tồn tại. Hãy khám phá bây giờ