Paul

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Ich konnte meine Hände nicht bewegen, ebenso wenig, wie meine Füße. War das wieder so ein elender Traum, von denen, die sich so real anfühlten, dass ich immer wieder dachte, ich würde sie erleben? Nein, dafür war sogar das zu real. Wo war ich? Was war passiert? Wer hatte mir das angetan? Wie war ich hierher gekommen? Wie lange war ich schon hier? Auf all diese Fragen hatte ich keine Antwort. Wie auch. Ich war in einem dunklen, kalten Raum mit einer kleinen Glühbirne an der Decke gefangen. Ohne jegliche Art von Orientierung. Ich weiß nicht, wie lange ich noch da hockte, aber es kam mir wie eine Ewigkeit vor. Plötzlich ging mit einem lauten Knall die Metalltür auf. Vor mir stand eine Frau mit kurzen schwarzen Haaren, einem schwarzen Top, einer schwarzen Hose und schwarzen Stiefeletten. "Ich bin Alex. Mehr musst du über mich nicht wissen. Wir werden jetzt ein bisschen Zeit miteinander verbringen, bis ein ganz besonderer Gast dich besuchen kommt.", sagte sie zu mir, während sie sich dabei langsam hinhockte. Bevor ich auch nur ansatzweise antworten konnte, schlug sie mir ihren Handrücken gegen meine rechte Wange. Das tat sie insgesamt ganze zehn Mal. Und als ob das nicht schon genug wäre, tat sie das Gleiche auch an der anderen Seite. Danach ging sie wieder und ließ mich wieder allein. Ich hatte jetzt schon Angst vor dem nächsten Mal, wenn sie durch diese Tür kam. Da hockte ich also wieder. Waren es 30 Minuten? 60 Minuten? Zwei Stunden? Oder sogar noch länger bis ich Geräusche von draußen hörte? Es waren Stimmen. Unbekannte Stimmen. Auf einmal. Eine Stimme, die ich kannte. Doch ich erkannte sie nicht. Erst als die Tür ein zweites Mal aufging, konnte ich der Stimme ein Gesicht zuordnen. "Was willst du, Paul?" "Nenn' mich nicht so! Ich bin dein Vater!" "Ich will aber nicht deine Tochter sein!" Ich hätte das nicht sagen sollen. Nach diesem Satz spürte ich eine Faust in meinem Bauch und ein Fuß gegen mein Schienbein. Ich schrie auf. "Hör' mir zu! Die Flüssigkeit, die jetzt in deinem Blut ist, war für jemand anderen bestimmt. Und jetzt habe ich das Problem, dass ich die Flüssigkeit wiederbrauche, da es ein Unikat ist! Tja, blöd gelaufen, aber ich schätze die einzige Möglichkeit, da wieder dran zu kommen, ist sie von deinem Blut zu extrahieren." Ich bekam noch mehr Angst. Ich fühlte mich, wie so einem Horror-Action-Film, nur dass bei mir sehr wahrscheinlich nicht in den nächsten zwanzig Sekunden die Cops durch die Tür kamen...

"Ich werde in gewissen Abständen jeweils einen Liter Blut von dir abzapfen, die besagte Flüssigkeit extrahieren und nach spätestens drei Stunden wieder in deinen Körper pumpen." Wie gesagt, so getan. Er begann mit einer Art Pumpe ca. einen Liter Blut abzuzapfen und in einen Behälter zu füllen. Mit diesem Behälter ging er aus der Tür raus, die Frau Blieb allerdings noch.  Sie stand einfach nur da. Ohne etwas zu sagen. Ohne etwas zu machen. Einfach so. Nach ca. zwölf Stunden wurde er nervös. Das merkte ich. Dann begann er mehr Blut abzuzapfen. Er zapfte mir jedes Mal ca. 1,5 Liter ab. Ich hatte noch etwas die ganzen Male als meine Mutter im Krankenhaus lag gelernt. Wen der Körper eines erwachsenen Mensches mehr als 1,5 Liter Blut verliert, gilt das als lebensgefährlich. Nun ja, leider war ich nicht erwachsen, sondern ein Teenager. Und drei Stunden mit eindeutig zu wenig Blut in meinem Körper waren drei zu viel. Nach einiger Zeit fing mir an schwindelig zu werden, dann wurde das atmen schwerer und irgendwann bekam ich kaum noch Luft. Das waren eindeutig die längsten drei Stunden meines Lebens. 


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Heute kommen mal ausnahmsweise zwei Teile online, aber nur weil ich morgen mit meinen Eltern in den Urlaub fliege und ich weder weiß, wie gut da das Internet ist, noch ob ich daran denke was hoch zu laden. Dadurch wird zwar ein bisschen der Cut vom letzten Teil zerstört, aber egal. Ich hoffe es gefällt euch bis jetzt. :)

Peter Parker / A New LifeWhere stories live. Discover now