Kapitel 4 *

297 23 89
                                    

Das Leben ist ein Märchen: genau so grausam.

-Erhard Blanck-

Der Speisesaal füllte sich in kürzester Zeit mit Menschen, die alle versuchten einen Sitzplatz zu finden

Hoppla! Dieses Bild entspricht nicht unseren inhaltlichen Richtlinien. Um mit dem Veröffentlichen fortfahren zu können, entferne es bitte oder lade ein anderes Bild hoch.

Der Speisesaal füllte sich in kürzester Zeit mit Menschen, die alle versuchten einen Sitzplatz zu finden. Wirre Gespräche, lautes Gelächter, Rascheln von klapperndem Besteck vermischten sich und ließen alles hier wie eine Autobahnraststätte wirken. Der Geruch von verschiedenen Köstlichkeiten, welche von saftigen Rühreiern mit Speck bis hin zu honigsüßen Pfannkuchen reichte, erinnerte mich an die kurzen Urlaubstage, die ich mit meinen Eltern im Süden von Deutschland verbracht hatte.

Meine Eltern. Ich will endlich wieder heim und gleichzeitig nicht als Heulsuse vor den ganzen Leuten dastehen. Unterdrück deine Tränen und iss einfach.

So biss ich einfach in das Brot mit Käse hinein und versuchte meine Trauer etwas herunterzuschlucken. Langsam konnte ich den ersten Bissen hinunterwürgen und so tat ich es mit dem zweiten. Immer mehr rutschte das unangenehme Gefühl den Hals herunter und landete im Magen, der nur darauf wartete. So langsam hatte ich das traurige Gefühl durch meinen Appetit ersetzt.

Nach wenigen Minuten hatte ich den kompletten Teller leer und so saß ich da mit einem kleinen Loch im Bauch. Neben mir saß ein dicklicher Junge, der einen Teller mit Toastscheiben und überbackenen Eiern hatte. Der Duft von warmen Toast und Eiern wehte in meine Nase und ließ meine Aufmerksamkeit auf das Essen von dem Jungen lenken. Alles um mich herum war weg oder bewegte sich sehr langsam. In diesem Moment gab es nur mich und das Essen. Meine Finger fingen an zu zucken und immer mehr lehnte ich meinen Oberkörper in die Richtung des Frühstückes. Aus einem mir unbekannten Grund hatte ich das Bedürfnis das Essen zu schnappen.

„Warum schaust du denn auf den Teller vom Statisten?", sprach Hera zu mir, die eine Hand auf meine Schulter gelegt hatte um mich wie eine tadelnde Mutter in ein unangenehmes Gespräch zu verwickeln.

„Entschuldige. Ich wollte eigentlich...", versuchte ich mein Verhalten wieder zurecht zu biegen während ich sie perplex anschaute. Mir war mein jetziges Verhalten unbekannt, denn ich hatte so etwas noch nie gemacht. Warum machte ich das überhaubt?

„Denk' bitte dran, dass wir noch in die Sporthalle gehen und ein überfüllter Magen ist da einfach hinderlich."

„Ist gut", antwortete ich niedergeschlagen.

Nachdem wir die Mahlzeit beendet hatten, gingen wir wieder zurück in den Flur, wo sich die Halle hinter der Glasscheibe befand. Unsere Trainerin Hera betrachtete unsere Körper genau und lief um uns herum, bevor sie zu uns sprach: „Wir werden jetzt ein paar Übungen machen, um euch auf eure Rollen im Märchendorf vorzubereiten. Doch zuerst werdet ihr umgezogen. Kommt mit."

Wenige Minuten später befanden wir uns in einer Umkleide. Diese erinnerte mich an meine Kindheit, als ich früher beim Turnen war und mich davor umgezogen habe. Wir wurden voneinander getrennt, da es dort zum Glück einzelne Umkleiden für Männer und Frauen gab. Ich war darüber froh, und doch hatte ich eine innere Unruhe in mir. Tausende Fragen und Vorstellungen schwierten bei mir im Kopf herum.

Gefangen im Märchendorf - wird überarbeitet-Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt