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„Es geht mir gut, Frau Seebruck. Das war ja auch nicht Ferdls Schuld, dass ich so auf die Medizin reagiert habe.", versuchte sie die sichtlich beunruhigte Frau, die nun wieder neben sie kletterte zu beschwichtigen. Doch sie schüttelte nur heftig den Kopf.
„Du bist a guats Mädchen, Ivy. So nett und freundli. Aber wenn der Bazi dir die Halfter net um die Ohren gehauen hätt, dann wär dir auch nix weiter passiert, und Dr. Ina müsst di net mit nach Hause nehmen.", meinte sie weiter sorgenvoll und Ivy wurde bewusst, dass man die Seebrucks und Eden aus dieser Attentäter-Sache wohl rausgehalten hatte.
Nun... sie hatte nicht vor die gute Frau aufzuklären dass sie wahrscheinlich sogar bewusst vergiftet worden war, drückte nur kurz ihre Hand, die sie zu ihr hinstreckte, um ihre Decke wieder gerade zu zupfen.

„Alles okay, da hinten?", fragte Ferdl auf einmal. Die Kutsche hatte gewackelt und auch hinten stieg nun Siegen wieder auf Bürgermeister Seebruck saß wohl vorne, neben seinem Sohn.
„Alles gut! Wir können weiter!", sagte Mike Siegen nur ernsthaft und half nur noch rasch Dr. Ina beim Aufsteigen, bevor er sich neben Frau Seebruck setzte, während Frederick und Doc Ina zu ihrer linken Platz nahmen. Die Sonne schien ihr leicht ins Gesicht als Ferdinand die Pferde wieder auf den Weg zurück lenkte und kurz holperte es dabei noch, während die Pferdehufe einen emsigen Trippelschritt begannen... und dann aber in einen gleichmäßigen Trab verfielen. Die Straße war eben ... ein lockeres Dahingleiten ... und die Tiere gut eingefahren.

Sie gähnte wieder müde und Frederick griff nach ihrer Hand. „Nicht einschlafen, okay?", fragte er sie halbwegs flehend.
Sie sah nur wieder lächelnd zu ihm auf... und schloss dann die Augen.
„Keine Angst... will nur ein bisschen Dösen.", murmelte sie noch. Sie fühlte wie seine Finger ihren Puls suchten. Er kontrollierte ihn. Wie gut das Frederick auf sie aufpassen würde, dachte Ivy noch und blinzelte Minutenlang immer mal wieder in den Himmel hinauf ... und sah auch Frau Seebruck, die sie immer wieder besorgt betrachtete. Hörte Dr. Ina, die neben Frederick saß und sich leise mit ihm unterhielt...
Doch die Geräusche der Hufe und das knarren der Kutsche waren lauter und das leise Rumpeln und Rauschen der Kutschräder auf dem Steinigen Belag schläferte sie schließlich wieder ein.

Ivy wurde irgendwann von der Ladefläche aufgehoben und kam erschrocken zusammenfahrend wieder zu sich, nur um prompt in dem festen Griff zu zappeln, der sie hielt.
„Hey! Ganz ruhig! Alles gut, Ivy. Wir sind angekommen. Ich trag dich jetzt rein, okay? Dann kannst du dich auch gleich wieder ausruhen.", sagte Frederick beruhigend zu ihr und rutschte mit ihr in den Armen halbwegs von der Kutsche herunter, während er sie schon wieder mit gerunzelter Stirn an sich drückte und sie verwirrt seinen Hals zu umfassen versuchte. Es fühlte sich seltsam an so getragen zu werden. Als hätte sie keine Kontrolle mehr und würde zugleich schweben... Sie fühlte sich außerdem so furchtbar schwach.
„Frederick...", murmelte sie verwirrt. „Mir ist ganz komisch..."
„Ja, ich weiß. Du kannst dich gleich ausruhen und kommst wieder an den Tropf. Dr. Ina bleibt über Nacht, wenn Dr. Rahel keine Zeit hat sich um dich zu kümmern...
„Dr. Rahel?", nuschelte sie leise. Da kam auf einmal eine Frau im weißen Arztkittel angerannt, die sie nur einmal beim Aufwachen nach ihrer Op gesehen hatte
„Was... ist denn hier los? Hattet ihr einen Unfall, Ina?", kam Dr. Rahel, die Ärztin aus Arche 3 angelaufen und Ivy sah sie nur kurz skeptisch an, bevor das schwindelig machende Gefühlt wieder zu stark wurde und sie schwer keuchend ihren Kopf an Fredericks Schulter anlehnte.
„Gut dass du da bist! Ivy kennst du ja noch von der OP. Scheinbar hat sie auf eine Impfung unserer Möchtegernkollegen in Solaris hin toxisch reagiert. Ich hab ihr schon alles mögliche gegeben, auch Adrenalin, als ihr Atem ausgesetzt hat. Kommandant Koch hat ihre Überstellung hierher für heute angesetzt, aber gleichzeitig dafür gesorgt das Solaris keinen Rapssprit mehr hatte, um sie mit dem Wagen zu bringen. Das hat sie letztlich aber fast das Leben gekostet. - Ernsthaft, Rahel! Ich bin in den paar Stunden auf der Kutsche gerade rund zehn Jahre älter geworden! Noch mal mache ich so was garantiert nicht mit. Lass sie uns nun bitte schnell in die Intensivpflege bringen. Sie muss angeschlossen werden..."

Solaris - Wenn das Schicksal wählt...Where stories live. Discover now