Kapitel 23: Vollmond II

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Ich hatte mittlerweile meinen Kopf auf die Pfoten gelegt und beobachtete die beiden weiterhin. Das spielerische geknurre und leise gebelle machte mir Lust mich mit in das Getümmel zu stürzen. Es kribbelte mir in den Pfoten und so machte ich mich bereit, einen der beiden anzugreifen. Mein Blick folgte ihnen und nachdem sich Adam und Ethan lösten, stand Ethan mit dem Rücken zu mir. Ich raste nach vorne und sprang ihm auf den Rücken. Überrascht heulte Ethan kurz auf und warf mich sofort von ihm hinunter. Er funkelte mich an und dann stürzte er sich auf mich. Adam beobachtete uns innig, während wir über den Rasem rollten. Er drückte mich runter und knurrte mich an. Seine roten Augen funkelten, was mir das Blut in den Kopf schießte. Ich leckte ihm über die Schnauze, was ihn zu überraschen schien. Vorsichtig drückte ich ihn von mir weg und rappelte mich auf. Auf einmal riss Ethan den Kopf nach oben und schnüffelte durch die Luft. Er schlich zum Waldrand und drückte sich durch einen der Sträucher hindurch. Adam folgte ihm sofort und nach kurzem zögern, schloss ich mich ihnen an. Wir schlichen hinter ihm durch den Wald und waren wie ein eigenes kleines Rudel, dass ihrem Alpha folgte. Ethan drückte sich auf den Boden, was wir ihm sofort nach machten. Ich kratzte am Boden, um Laub und anderes zu entfernen. Als meine Krallen die kalte Erde erreichten, erfasste ich die Witterung eines Hirsches. Adam und Ethan konnten es kaum abwarten, den Hirsch zu reißen und auch ich steckte mich bei ihnen an. Ich war ganz aufgeregt mal wieder nach so vielen Jahren im Rudel zu jagen. Früher bin ich ab und zu mit meinem Großvater gegangen, doch nachdem er krank wurde und starb bin ich immer nur alleine gegangen. Wir pirschten uns langsam nach vorne. Ethans Schwanz zuckte und gab uns zu verstehen, was wir tun sollten. Adam übernahm die linke Seite und ich die rechte. Wir umzingelten den Hirsch, auch wenn ich ihn noch nicht sehen konnte, doch sein Geruch kribbelte in meiner Nase. Ich kroch vor mich hin und dann sah ich ihn. Da stand er auf einer kleinen Anhöhe. Ein prächtiges Gewei schmückte seinen Kopf und so wie er sich langsam bewegte, sah er majestätisch aus. Er war der König des Waldes, doch bald würde es jemand anderes sein, denn er würde von uns Wölfen gerissen werden. Ethan sprang knurrend aus seinem Versteck und wir taten es ihm gleich. Bevor der Hirsch erst realisieren konnte, was geschah, lag er auch schon auf dem Boden. Ich schlug meine Zähne in seinen Hals, sodass mir das warme, leckere Blut in den Mund floss. Ich drückte immer fester zu und schnürte ihm so die Luft ab. Einige Minuten vergingen und als er sich nicht mehr regte, ließ ich von ihm ab. Adam und Ethan stürzten sich auf ihn und schlangen so viel von ihm hinunter, wie sie konnten. Ich leckte mir über die Schnauze und gesellte mich neben Ethan. Obwohl ich vorhin den Döner hatte, wollte ich etwas von dem zarten Fleisch ab haben.

Nachdem ich nun wirklich mehr als nur voll war, stand ich auf und streckte mich. Ich putzte mich in Ruhe sauber und beobachtete Adam, wie er an einem Knochen herum nagte. Der arme Hirsch war halb zerpflückt. Ich legte mich unter einen Baum und sah Ethan der auf mich zu kam und dann drückte er seinen Kopf gegen meinen Hals. Er leckte mir über mein Ohr und durchbohrte mich mit seinen lustvollen Augen. Er legte sich dicht neben mich und ich konnte seinen warmen Atem an meinem Fell spüren. Er leckte mir immer noch über den Kopf, als sich Adam neben mich legte. Wir tauschten einen raschen Blick aus, weshalb er sich noch näher an mich heran drückte. Natoll. Jetzt hab ich beide Wölfe, die etwas von mir wollten, neben mir liegen. Adam beobachtete Ethan und gab ein genervte kurzes Knurren von sich. Ethan durchbohrte ihn mit seinem Blick, was Adam wahnsinnig machte. Mein Körper zitterte, als Adam auf einmal anfing über mein anderes Ohr zu lecken. Und das schlimme daran war, dass mein Herz schneller schlug als zuvor. Ich schüttelte meinen Kopf, um den beiden zu realisieren, dass ich darauf jetzt keine Lust hatte. Auch wenn es sich gut angefühlt hat. Beide hörten damit auf und legten ihre Köpfe nieder. Ihre Wärme strahlte auf mich über, als sie sich trotzdem näher an mich drückten und obwohl ich vorhin so fit war, könnte ich jetzt einschlafen. Es war einfach zu gemütlich.

Ein Wolfsgeheul riss mich aus meinem Halbschlaf und sofort schreckte ich hoch. Das Geheule war nicht weit entfernt, was mir etwas Panik machte. Was wenn sie Adam finden? Ethan stand auf und ging ein paar Schritte nach vorne. Es erschütterte mich bis aufs Mark, als Ethan dem Geheul antwortete. Warum zur Hölle antwortet er?! Adam scharrte auf dem Boden und schnüffelte vor sich hin, so als würde er nichts davon mitbekommen. Ich preschte auf Ethan zu und rammte ihn mit einer solchen Kraft, dass er sofort mit dem Heulen stoppte und den halt verlor. Ich drückte ihn auf den Boden und knurrte ihn von oben herab an. Ich hatte Ethan so überrascht, dass er keinen Ton mehr von sich gab und mich nur verwirrt anstarrte. Ich schaute nervös in den dunklen Wald hinein und wartete still ab. Meine Ohren zuckten während ich die Geräusche eines Wolfes suchte, denn wittern konnte ich durch das Blut nicht. Die Bäume knackten und durch den Wind raschelten die Blätter vor sich hin. Doch obwohl ich auch die nachtaktiven Tiere hörte, konnte ich noch ein anderes, schweres Tier hören und es kam in unsere Richtung. Als ich den Wolf sah, fing er laut zu knurren an. Adam knurrte zurück und bei beiden stellte das Fell bedrohlich auf. Sie sahen sich durch ihr blondes Fell unheimlich ähnlich, als wenn sie Geschwister wären. Doch sie waren es nicht. Ihre grünen Augen funkelten gefährlich im Mondlicht und als sie mich sah, kniff sie noch mehr ihre Augen zusammen. Ich konnte sie verstehen, denn so wie ich über Ethan stand, sah es aus als würde ich ihn betrügen und versuchen zu töten. Sie machte einen bedrohlichen Schritt auf mich zu und obwohl ich dachte, dass sie mich angreifen würde, tat sie etwas ganz anderes. Sie heulte. Und zwar zu unserem Rudel. Ich hab sie noch nie gemocht und jetzt brachte sie mich noch mehr aus der Fassung als sonst. Ihr heulen war so laut, dass es jeder hören würde. Nicht nur das Rudel. Es dauerte nur ein paar Sekunden, da hörten wir auch schon die Antwort. Sie bedeutete Tod.

Der Wolf in MirWo Geschichten leben. Entdecke jetzt