Geständnisse

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Cassian

Robin nippte an seinem Bier. „Warst du nicht derjenige, der mir gesagt hat, dass er auf die richtige Person warten will?"

Ich kratzte das Etikett von meiner Flasche ab. „Stimmt."

„Wieso die Meinungsänderung?"

Ich schluckte. „Ehrlich? Ich weiß es nicht. Wirklich nicht. Es ist irgendwie einfach passiert."

Robin lachte auf. „Einfach passiert? Warst du so betrunken?"

Ich schüttelte den Kopf. „Nein. Ich war noch recht klar." Leise seufzte ich und trank einen Schluck. „Vielleicht war es an der Zeit ein paar Prinzipien über Bord zu werfen?"

„Ich will ja nicht sagen, ich hab es dir gesagt, aber..."

Ich schmunzelte, stieß meinen Kumpel an. „Halt die Klappe."

„Bereust du es?"

Ich sah kurz zu ihm, schüttelte erneut den Kopf. „Ich denke nicht."

„Ich will ja nicht neugierig sein, Cas..."

„Na schieß schon los."

„Hast du ihn gefickt oder er dich?" Robin beugte sich leicht zu mir rüber, grinste dieses versaute Grinsen.

Röte stieg mir ins Gesicht. „Also... Ähm..." Ich räusperte mich.

„Er hat dich gefickt", stellte er grinsend fest. „War er gut?"

„Ich na ja hab ja keinen Vergleich?"

„Das können wir ändern!", lachte er.

„Na ja aber ich denke schon? Es hat sich... echt gut angefühlt." Ich schob nervös die Glasflasche von links nach rechts und wieder zurück. „Sonst... Ähm... würden wir es wohl auch nicht... also... öfter machen? Miteinander..."

Mein Freund verschluckte sich an seinem Getränk. „Im Ernst?"

Ich nickte, legte meine Hand an meine glühende Wange.

„Du gehst aber ran." Er stützte seinen Kopf. „Und ich dachte, du magst... jemanden."

Ich biss die Zähne zusammen. „Tu ich. Aber... ich weiß auch nicht."

Er klopfte mir auf die Schulter. „Cassian. Ich verurteile dich nicht. Schließlich bin ich echt wesentlich schlimmer. Zumindest gewesen."

„Robin?"

„Hm?"

„Liebst du ihn?"

„Wen?"

„Damon. Wen denn sonst?"

Er war still, umklammerte die Flasche, die vor ihm stand. „Fuck... ist das so auffällig?" Er lachte auf. Es klang jedoch wie ein verzweifelter Versuch seine Unsicherheit zu überspielen. „Ich mochte schon öfter irgendwelche Typen. Aber dein Bruder ist nicht so ein Typ. Und das sag ich nicht, weil du hier neben mir sitzt und du eben sein großer Bruder bist. Das sag ich dir, weil du mein Kumpel bist. Scheiße, Cas, ich hab mich bei niemandem je so gefühlt."

Ich legte mein Kinn auf den Flaschenkopf. „Hm... Hast du es ihm gesagt?"

„Ich trau mich nicht", gestand er.

Verständlich. Ich wusste wie es sich anfühlte zu fühlen. Die Liebe. Aber vor Allem die Angst. Angst vor Zurückweisung. Vor der Reaktion. Vielleicht sogar vor der Erwiderung meiner Gefühle seinerseits. Vielleicht flüchtete ich mich deshalb in gefühllosen Sex mit einem Kerl, dessen Namen ich nicht einmal kannte und sah weiter dabei zu, wie Milo an seinem festen Freund klebte. Dabei fühlte er sich doch gar nicht mehr wohl in seiner Beziehung mit Lennox. Oder waren es nur leere Worte gewesen? Hatte er dies gesagt, damit ich am Ball blieb. Einfach zur Belustigung. Meine Damen und Herren, ich präsentiere euch den Hofnarren. Tanz du elendiger. Dem Teufels soll's gefallen.

„Robin?"

„Hm?"

Ich zögerte. „Ach vergiss es." Er würde es nicht verstehen. Damon gehörte schließlich ihm. Sie waren zusammen. Ein Paar. Selbst wenn er seine Worte unausgesprochen ließ oder mein Bruder seine Liebe eben nicht erwiderte, hatten sich trotzdem ihre körperliche Beziehung, ohne dass sie noch andere nebenbei hatten. Ich hingegen würde Milo nicht bekommen, solang Lennox an seiner Seite stand. Vielleicht seinen Körper. Seine Aufmerksamkeit für einzelne Momente. Doch er würde sich immer wieder zurück in die Arme des Basketballkapitäns legen, von dem er wusste, dass er ihn nie verlassen würde. Einfach weil es sicherer war. Dabei würde ich ihn ebenfalls nicht verlassen.

„Er hat es mir schonmal angeboten. Also mit ihm zu schlafen."

„Wer jetzt?" Mein Freund zog die Augenbraue hoch.

„Der, den ich mag."

Ein Nicken seinerseits. „Aber?"

„Ich hab Angst, dass es eine einmalige Sache ist. Nur ein kleiner Ausrutscher. Er ist in festen Händen. Und das wird sich wohl nicht ändern. Es würde nur noch mehr wehtun. Weißt du? Ihn zu haben. Oder zu denken, ihn zu haben. Für einen Moment. Und dann verlier ich alles. Das was ich gerade habe mit ihm. Gott, es klingt so bescheuert."

„Nein, tut es nicht. Es ist verständlich, dass du Angst hast verletzt zu werden."

„Sex ohne Gefühle verletzt mich nicht. Es ist so unglaublich leicht. Ich glaube, das mag ich daran so sehr."

„Feel you, Cas." Er stieß seine Bierflasche gegen die meine, ehe er einen Schluck trank.

Helden, die mich retteten. Retteten vor Fluten. Retteten vorm Ertrinken. Vor dem Verbrennen in der Hölle. Vor der Hölle selbst. Und vor allem vor dem Teufel höchst persönlich. Vor dem Teufel, den ich so viel lieber berühren würde. Und es täte, wenn mich nicht jemand anderes berührte. Denn diese Leidenschaft. Diese Lust. Sie war kaum auszuhalten. Nächte in denen ich daran dachte, mit dem Teufel zu tanzen, häuften sich. Sie waren so heiß. Aber einsam. Der Held ließ mich keine Einsamkeit mehr spüren in eben solchen Momenten. Doch ich wünschte mir so sehr, dass der Teufel uns zusah. Eben wie ich dem Teufel dabei zugesehen hatte, wie er seine Puppe mit sich spielen ließ. Oh du gefallener Engel. Du bräuchtest nur an meinen Ketten ziehen und ich läge dir auf Ewig zu Füßen. Mach mit mir, was immer du willst. Entreiße mich dem Helden. Benutz mich. Verletz mich. Aber bitte lass mich dir gehören. Und schenke mir Teil von deiner selbst.

Milo [boyxboy]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt