8 Sekunden reichen aus um etwas für gut oder schlecht einzuordnen. 8 Sekunden sind ausreichend zu wissen ob man etwas mag oder nicht.

Ich war noch nie ein Fan von Schule. Lernen ist langweilig und die Lehrer ein Witz. Ganz zu schweigen von dem Arbeitsklima. Die meistens Schüler waren mit allem beschäftigt, jedoch nicht mit dem Unterricht. In London sorgte das Strenge Schulsystem für genügend Druck, sodass jeder zum zuhören gezwungen war. Hier jedoch hatte ich mehr das Gefühl, meine Zeit nicht sinnvoll zu nutzten. Jedoch brauchte ich einen sehr guten Abschluss um Medizin studieren zu können.

Jude neben mir lackierte sich gerade ihre Fingernägel grün, während Oliver vor uns sein Magazin zum fünften Mal durchblätterte.

Es war die letzte Stunde für heute und dennoch hatte ich das Gefühl, dass die Zeit nicht umzugehen schien. Vor gut einer halben Stunde haben Steve Harrington und ich regen Briefverkehr angefangen um uns über den Aufsatz auszutauschen der bald fällig war. Steve war nie einer der guten Schüler gewesen, doch seit er mit Nancy Wheeler zusammen war,  gab er sich mehr Mühe. Das jedoch sorgte dafür, dass sein Ruf als „King Steve" litt. Mehr als albern, aber eben typisch Teenager.

„El kommst du?" Erschrocken sah ich auf und bemerkte, dass alle um mich herum bereits zusammengepackt hatten und dabei waren den Raum zu verlassen. Schnell tat ich es ihnen nach und lief den Gang hinunter. „Also die alte Schreckschraube könnte uns ruhig mal weniger Hausaufgaben auf geben." Seufzte Jude genervt. „Das waren Hausaufgaben? Ich dachte wir sollten das im Unterricht schon machen?", meinte ich verwirrt und sah beim gehen in meine Unterlagen. Steve neben mir lachte auf. „Du bist so ein Streber Elena." Ich streckte ihm die Zunge raus und erwiderte sonst nichts darauf. „Also wenn du schon fertig bist hast du doch sicher Zeit mir noch bei den Hausaufgaben zu helfen?" „Kannst du vergessen, Oliver. Jedes Mal wenn ich dir helfen soll, mache ich am Ende alles und du pennst." 

„Tja Oli, sie hat dich durchschaut", kommentierte Jude zuckersüß und ihre grünen Augen blitzen angriffslustig auf.  Ich schüttelte nur den hängenden Kopf, wobei mir ein paar meiner gewellten dunklen Strähnen in das Gesicht fielen. „Ich werde dir auch nicht dabei helfen Jude. Du schaffst das alleine." Nun lachte Oliver laut und hielt sich an Jude's Schultern fest um nicht umzufallen, während diese mich nur entgeistert ansah. „Aber-" „Ich muss los, wir sehen uns morgen Leute!" Ich winkte noch schnell und lief dann nach draußen. Suchend sah ich mich nach meinen Bruder um. Eigentlich wartete er immer schon am Auto, doch da sah ich keinen.

Dennoch lief ich in die Richtung, dann würde ich eben dort warten. Ich stellte meine Tasche auf den Sitzt und setzte mich auf den Autotür.

Es dauerte keine 5 Minuten bis ich mehrere Männerstimmen näher kommen hörte. Prüfend sah ich von meinen Nägeln auf. Eine kleine Gruppe um meinen Bruder kam strickt auf mich zu. Ich hob eine Augenbraue, als ich James grinsen sah. „Na wie war der Unterricht?" „Frag nicht so blöd." Entgegnete ich. Immer wenn seine Freunde in der Nähe waren, machte er einen auf lieben Bruder. „Oh wer ist denn da zickig. Schlechten Sex gehabt?" Tommy, ein Idiot wie er im Buche steht, grinste mich an und wackelte anzüglich mit den Augenbraun. Ich hasste ihn. „Weißt du, eigentlich nicht. Schließlich warst du ja nicht in der Nähe." Er lachte nur spöttisch auf, klopfte James auf die Schulter und warf mir einen Kussmund zu, während er mit ein paar anderen davon ging. „Ich hasse diesen Kerl." Murrte ich und sah ihm über die Schulter hinter. „Echt, dass ist aber schade. Ich glaube er ist in dich verliebt." „Haha", war mein einzigster Kommentar dazu, während ich mich wieder zu meinem Bruder drehte.

Wir waren immer noch nicht alleine, neben ihm, an das andere Auto gelehnt, stand ein junger Mann. Er hatte einen typischen Vokuhila, den zur Zeit fast alle hatten, einen leichten Bart und war gebräunt. Eine natürliche Bräune und ganz klar keine die man hier bekommen kann. Der unbekannte hatte eine Jeansjacke an, aus der er sich gerade eine Zigarette angelte, während er sie sich in den Mund steckte und anzündete, ließ er mich nicht aus den Augen. Ich hatte gar nicht bemerkt, dass er mich beobachtet hatte. Seine Augen waren von so einem kräftigen blau, dass der Himmel neidisch sein könnte. „Gefällt dir was du siehst?" Seine Stimme war dunkel und kräftig und sein Grinsen offenbarte perlweiße Zähne. Er war die treffendste Beschreibung für „perfekt". Doch sein Kommentar ließ ihn gleich weniger so wirken. Ich zog eine Augenbraue nach oben und wollte schon ansetzten, da entschärfte James schnell die Situation. „Achso ihr kennt euch ja noch nicht mal. Elena das ist-" „Billy Hargrove." Unterbrach dieser nun mein Bruder und streckte mir grinsend die Hand entgegen. Dabei beugte er sich näher zu mir und der Geruch von Rauch und Aftershave stieß mir in die Nase. Ich überlegte erst, bevor ich seine Hand ergriff und kurz schüttelte. „Freut mich. Du bist also neu?" Er zog an seiner Zigarette, ehe er den Rauch ausblies und sich grinsend auf die Zunge biss. „Glaubst du nicht, ich wäre dir schon eher aufgefallen, wenn ich nicht neu wäre." Und damit war es besiegelt. Sperrgebiet.

Ich lachte spöttisch auf und schüttelte den Kopf, während James neben mir frustriert seufzte. Er wusste genau was das heißt.

Wie gesagt, 8 Sekunden reichen aus um jemanden für gut oder schlecht zu einzuordnen. Und Billy Hargrove hat es sogar in weniger als diesen Sekunden geschafft, ihn als Sperrgebiet für mich zu ordnen.

Ich kletterte ohne ein weiteres Wort ins Auto, während James sich noch verabschiedete. Genervt weil dies so lange dauerte, kramte ich im Handschuhfach meine Sonnenbrille raus und setzte diese auf. Während James ausparkte, sah ich mich nicht noch einmal um, spürte aber den Blick des jungen Mannes genau auf mir. Eine leichte Gänsehaut bildete sich an meinen Armen und ich schloss kurz die Augen um mich zu konzentrieren. „ Du magst ihn nicht." Stellte James überflüssiger weise klar. „Er ist ein Arroganter Arsch." „Kann sein. Ist trotzdem okay. Gib ihm ne Chance. Er ist neu." „8 Sekunden James." Zur Antwort seufzte er nur und stellte die Musik lauter.

Wenn ich mich auf eins verlassen kann. Dann auf diese 8 Sekunden.

Say My NameWo Geschichten leben. Entdecke jetzt