Kapitel 1

29 6 1
                                    

Um ca. halb sieben klingelte mein Wecker und rüttelte mich erbarmungslos aus meinem wohlverdienten Schlaf. Was sollte das? Immerhin hatte ich Ferien! Doch dann fiel mir alles wieder ein. Heute war der grosse Tag..

Ich schloss erneut die Augen, hörte jedoch bereits nach gefühlten zwei Sekunden wie meine Zimmertür geöffnet wurde und Mom hereinkam. „ Emma du musst aufstehen! Mach dich fertig in einer halben Stunde kommt Herr Bock.“ Zuerst war ich etwas verwirrt. Wer zum Teufel ist Herr Bock? Und warum will er um acht Uhr zu uns nach Hause kommen? „ Jetzt mach schon Emma“ rief Mom diesmal schon etwas genervter, „ wenn du nicht gleich in die Pötte kommst, dann begrüsst du ihn eben im Schlafanzug während er sich die Wohnung anschaut.“ Dann dämmerte es mir, dass dieser Herr Bock wohl der Makler war, welcher kam um sich unser zuhause anzusehen und es dann an irgendeinen potentiellen Käufer zu verschachern.

Müde quälte ich mich aus meinem Bett und tapste vorsichtig zu meinem Schrank. Ein letztes T-Shirt mit der Aufschrift „ Es geht immer noch ein bisschen schlimmer“, die in neon grünen Lettern auf der Rückseite prangten sowie schwarze Shorts waren alles was ich nicht schon eingepackt hatte, denn irgendetwas musste ich ja heute auch noch anziehen. Also nahm ich kurzerhand meine Unterwäsche sowie meine rausgelegten Kleider und verschwand ins Bad um mich fertig zu machen. Auf Schminke verzichtete ich heute, man durfte ruhig sehen dass ich nicht begeistert war von hier wegzugehen und ich würde auch keine Gute Miene zum bösen Spiel machen...

Kurze Zeit später klingelte es bereits an der Tür und ein kleiner untersetzter Mann mit Glatze und Brille stand in unserer Tür. Das musste dann wohl Herr Bock sein. Er gab Mom die Hand und ignorierte mich geflissentlich. Anscheinend konnte er nichts mit Teenagern anfangen, doch da konnte ich auch nichts dafür. Anschließend lief er durch unsere Wohnung und machte hie und da eine Bemerkung und ein Foto. Ich konnte ihn nicht ausstehen, wie er da herumstolzierte und unser zuhause zerstückelte und abfällige Bemerkungen über z.b. die Farbe der Wände machte. Als er schliesslich in meinem Zimmer ankam und die vielen Löcher in der Farbe sah, wo früher die Klebestreifen waren, welche meine Bilder mit all den Erinnerungen an der Wand gehalten hatten meinte er nur „ Hier muss zuerst gestrichen werden. Die Wände sind vollkommen zerlöchert und die Farbe ist nicht mehr weiss sondern eher grau, da hat wohl jemand sein Zimmer nie aufgeräumt.“ Er provozierte mich furchtbar mit seiner widerlichen Art, doch Mom warf mir bereits einen warnenden Blick zu, der so viel hiess wie ich solle jetzt nur ja die Klappe halten und mich beruhigen. Und das nur zurecht, denn ich war bekannt dafür die Ding die ich dachte ungefiltert auszusprechen, ob es meinem Gegenüber nun gefiel oder nicht.

Glücklicherweise blieb er nicht lange und war bereits nach einer Stunde wieder weg. In dieser Zeit hatte Mom die wenigen Kartons, die wir gepackt hatten in einen kleinen Lieferwagen verstaut um direkt losfahren zu können. Wo sie den her hatte und was mit unserem Auto passiert war erwähnte sie mit keiner Silbe.

Seufzend setzte ich mich auf den Beifahrersitz und warf einen letzten sehnsüchtigen Blick auf mein zuhause. Die Fenster unserer Wohnung waren dunkel und sahen bereits jetzt verlassen aus. Nicht einmal die Zeit meinen Freunden lebewohl zu sagen hatte Mom mir gelassen, denn nach der Ankündigung hatte sie mein Handy einkassiert. Ich weiss schon dass es irgendwie auch meine Schuld war, aber wer bleibt denn bitte bei einer solchen Ankündigung ruhig und gelassen? Naja das Ende vom Lied ist, dass ich Maik und Sarah nicht einmal sagen konnte dass ich umziehen würde, geschweige denn wohin. Aber hier lag ein weiteres Problem, denn das wusste ich selbst noch nicht einmal. Das einzige was ich aus Mom herausbekommen habe war, dass es in den Norden ging, aber zumindest noch in Deutschland, sodass ich mich nicht auch noch mit Fremdsprachen herumschlagen musste, denn die waren nun wirklich nicht gerade meine Stärke.

Die Fahrt dauerte nun bereits 3 Stunden und Mom sah nicht so aus, als wollte sie in nächster Zeit einmal eine Pause einlegen. Zudem nervte es mich, dass wir mit maximal 80 km/h durch die Gegend fuhren. So würde die Fahrt in Ungewisse noch Jahre dauern, aber sie weigerte sich weiterhin stur auf die Autobahn aufzufahren und bestand darauf über die Landstrasse mit den zig Käffern zu fahren.

Ach wenn du wüsstest...Nơi câu chuyện tồn tại. Hãy khám phá bây giờ