Kapitel 35

1.1K 102 16
                                    


Am Montag in der Schule, konnte mich die ganze Sache noch immer nicht loslassen. Meine Gedanken kreisten dauerhaft um den Abend, um ihn, um all diese Gefühle und um die Vergangenheit. Und vorallem um das was Denno gesagt hatte. Nichts davon ließ mich los. Mein Kopf war voll mit den Erinnerungen. Ich fühlte mich so schlapp und ausgelaugt. Mein Körper war am Ende, ich schlief nicht sonderlich viel weshalb mich auch die Müdigkeit übermannte.

"Hey was ist denn mit dir los?" Ich hatte meinen Kopf auf den Händen abgestützt und starrte einfach an eine beliebige Stelle im Raum. Alex legte mir eine Hand auf die Schulter und ließ sich führ's erste neben mich fallen.

"Hab wenig geschlafen." Daraufhin gähnte ich auch. Mein Kumpel lachte und wurde dann wieder ernst.

"Sicher daß es nur das ist?" Hakte er nach. Meinen Kopf drehte ich in seine Richtung.

"Ja." Ich legte ein Lächeln auf und rollte mit den Augen. Schon wieder log ich ihn an. Schon wieder tat ich das was ich verabscheute. Und dennoch, es schien mir gerade der beste Ausweg. Ich atmete tief ein uns aus. Ich hatte keine Nerven dafür, ihm die ganze Sache zu erklären, das würde ich ein andermal machen.

"Auf eure Plätze! Wir fangen an!" Die Lehrerin betrat den Raum und sofort wurde es still. Sie alle bemühten sich, nicht großartig aufzufallen. Frau Lorenz war sehr streng und bei ihr wollte sich niemand einen Fehler leisten. Das endete einfach nicht gut. Doch das war eine Sache die mich herzlich wenig interessierte. Ich hörte nicht zu und blieb weiter in meinen Gedanken hängen.

Ob sich unsere Situation jetzt ändert? Wird es komisch zwischen uns sein? Vielleicht sollte ich ihn darauf ansprechen, andererseits denkt er, das meine Erinnerungen an den Abend weg sind. Es ist so eine Situation, in der ich einfach keine Ahnung habe, was gut ist. Egal was wir machen, irgendwas wäre am Ende komisch. Egal was ich mache, irgendwie würde ich mich komisch fühlen. Denno sagte ich muss vorsichtig sein. Ich bin so zerissen, ich weiß ganz genau das ich mich auf meinen Kumpel verlassen kann. Ich kenne Manu wirklich wenig dafür das wir uns jahrelang so angegangen sind. Alles hängt in der Luft und mein Herz zerreißt. Mich macht das alles fertig. Meine Gefühle sind so ungewohnt und durcheinander. Ich meine das ich auf irgendeine Art und Weise irgendwie ein bisschen was für ihn fühle, ist ja irgendwo klar. Doch kann ich das alles nicht einschätzen wenn er nicht hier ist, wenn ich ihm nicht in die Augen sehen kann. Jetzt ist alles verschwommen und wie dichter Nebel, doch wenn er in der Nähe ist, dann lichtet sich dieser.

"Patrick! Würden sie dem Unterricht endlich mal folgen?" Rief es von vorne und ich schreckte zusammen. Verwirrt schaute ich die Lehrerin an. Diese schien nicht ganz so begeistert von mir und genervt wandt sie sich an die Tafel. Alex der etwas weiter vorne saß als ich, drehte sich um und schaute mich fragend an. Ich zuckte nur die Schultern und lächelte. Der Aufforderung kam ich nicht wirklich nach. Ich starrte einfach an irgendeine Stelle und saß die Zeit ab. Was auch sonst könnte ich tuen. Konzentration war mir derzeit ein Fremdwort.

"Hey..." Murmelte ich und stellte mich neben Manuel auf den Hof. Die anderen schienen unten beim Essen zu sein.

"Hi." Gab auch er von sich. Ich bemerkte das er etwas angespannt war. Zwischen uns herrschte stille. Wahrscheinlich wussten wir beide nicht weiter, wahrscheinlich waren wir einfach beide mit den Nerven am Ende. Ich atmete tief durch, drehte mich in seine Richtung und...

"Ich wüsste zu gerne was ihr gemacht habt? Warum steht ihr nebeneinander?" Felix und Freddi. Mit einem relativ feindseeligem Blick betrachteten die beiden uns. Ich rollte die Augen. Gerade als ich den Mut hatte etwas zu sagen, ausgerechnet dann tauchen die beiden hier auf. Ich rollte die Augen.

"Hast du was dagegen? Lass uns einfach in Ruhe. Das ist echt nicht der richtige Zeitpunkt." Murmelte ich und ein Blick zu Manuel sagte mir, er sah das genauso.

"Das hättest du wohl gerne! Ich will das du endlich wieder der alte Patrick wirst!" Rief Freddi verzweifelt und kam mir gefährlich nahe.

"Das bin ich schon längst. Den, den du meinst, das war ein anderer. Den echten hattest du niemals kennengelernt. Denn er hat existiert bevor du überhaupt an dieser schule warst." Fauchte ich. Und schubste ihn ein Stück zurück. Ich hatte Mühe mich zusammen zu reißen. Ich durfte nicht die Kontrolle verlieren, ich musste meine Gefühle beherrschen und bei Sinnen bleiben. Ich spannte mich an und biss die Zähne zusammen. Manuel hatte fest meinen rechten Arm gepackt, so als ob auch er damit rechnete ich könnte ausrasten. Doch nein. Ich musste einfach lernen mit mir selbst umzugehen.

"Ich dachte wir sind Freunde... Aber du stellst dich gegen uns und bist zum Feind gewechselt. Was ist nur los mit dir Patrick?" Mischte sich nun auch Felix ein, doch dieser war deutlich ruhiger. Seine Augen funkelten mich besorgt an. Ich war verzweifelt.

"Verdammt ich weiß es doch nicht! Ich weiß es nicht okay?! Lasst mich einfach in Ruhe. Verschwindet! Bitte...." Meine Gefühle kochten über und ich hatte das Gefühl zu zerbrechen. Es ist alles zu viel geworden. Ich kann nicht mehr. Erschrocken wichen Felix und Freddi zurück. Mit einem letzten Blick gingen sie tatsächlich weg. Ich spürte wie ich am Arm über den Hof gezogen wurde. Weit hinter in die letzte Ecke. Hier war so gut wie kein einziger Schüler, alle standen weiter im Zentrum des Hofes. Wegen der Essenspause war dieser eh noch relativ leer.

"Hey beruhig dich. Komm schon. Alles ist okay." Murmelte Manu und hockte sich neben mich. Ich hatte mich einfach auf den Boden fallen lassen und starrte auf die Pflastersteine unter mir. Alles schien so verschwommen. Von allen Seiten kamen andere Sachen auf mich zu geflogen. Irgendwo ist eine Grenze, irgendwann halte auch ich das nicht mehr aus. Und das eben... Das war deutlich zu viel. Ich solle wieder der alte werden... Wer ist denn das? Wer bin ich eigentlich? Verdammt! Wann bin ich nur so schwach geworden?

"Nichts ist gut. Gar nichts. Manu ich kann nicht mehr! Ich will nicht mehr! Es soll einfach nur aufhören. Ich komme mit mir selber nicht mehr klar." Meine Stimme war nur ein Hauchen. Ich stand gerade komplett neben mir. Ich wusste nicht, was gerade mit mir geschah, oder warum. Gerade fühlte ich mich so überlastet und doch so leer, so als ob alle Gefühle aufeinmal durch meinen Körper strömen würden, aber ich sie kaum war nahm, so als ob hunderte Gedanken meinen Kopf umkreisen, aber jeder von ihnen unerreichbar wäre. Ich zitterte, ich atmete hektisch. Es soll aufhören. Die Belastung ist zu groß.
Ich muss die Sache endlich in den Griff bekommen. So geht's doch nicht weiter!

_________________________

Irgendwie macht mir das ganze Drama hier Spaß ^-^

Never perfekt // KürbistumorOù les histoires vivent. Découvrez maintenant