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Rhaenys

"Rhaenys! Wo steckst du?", brüllt Ramsay durch ganz Grauenstein. Die Angesprochene zuckt erschrocken zusammen und zieht sich schnell ihren Morgenmantel über ihren hageren, nackten Körper. Auch wenn das Targaryen Mädchen nun all ihre Schrammen, blauen Flecken und Blutergüse nicht mehr sehen kann, spürt sie sie noch sehr deutlich. Sie hört die hastigen Schritte ihres Mannes auf den Gang, direkt auf das Zimmer zu, in dessen sie sich im Moment befindet. Rhaenys versteift sich und macht sich auf das Schlimmste gefasst, als Ramsay freudestrahlend herein kommt.

Würde sie ihn nicht schon besser kennen, hätte sie in diesem Moment meinen können, dass in ihm doch etwas Gutes steckt. Er lächelt sein perfektes Lächeln und seine graublauen Augen leuchten voller Freunde. In diesen Momenten erinnert er sie an einen kleinen Jungen, dem man gerade ein Geschenk gemacht hat. Auf den ersten Blick sieht Ramsay immer aus wie ein netter, braver Junge von nebenan, doch dass er weder nett noch brav ist, haben mittlerweile alle in seinem Umfeld bemerkt. Rhaenys weiß seit ihrer Hochtzeitsnacht, dass man Ramsays wahren Gemütszustand an seinen Augen ablesen kann. Wenn er auf Folter und Schmerz aus ist, haben seine Augen diesen verrückten Glanz. Heute allerdings scheint er sich wirklich zu freuen und keines seiner Spielchen mit ihr zu spielen.

"Mylord?", fragt sie leise. Ihr Blick fällt auf den Brief in Ramsays Hand.

"Kannst du dir denken, was das ist, Geliebte?". Ramsays Stimme ähnelnd dem eines Kleinkindes, wenn es aufgeregt ist. Es fehlt nur noch, dass er fröhlich auf und ab springt...

Stumm schüttelt das Mädchen ihren Kopf, doch sie wagt es ihn direkt anzusehen. Ihr Mann lächelt noch immer und hält ihr den Brief hin.

"Lies.", befehlt er sanft, aber bestimmt. Er beobachtet seine Frau genau, während sie die Zeilen überfliegt. Ihre Augenbrauen wandern überrascht nach oben. Verwundert murmelt sie:" Er will wirklich kommen?"

"Das er wirklich so dumm ist hätte ich mir in meinen kühnsten Träumen nicht gedacht!", erwidert Ramsay noch immer freudestrahlend.

"Aber...aber ich dachte Robb Stark sei bei der Entführung von den Lennistern verletzt wurde. Ist er den schon wieder auf den Beinen?".

"Erwähne bloß nicht diese Nichtsnutze von Lennister...da werden ihnen der König des Nordens und sein Bruder auf dem Silbertablett serviert und dann entkommen sie ihnen.", knurrt der Bolton wütend und geht einen Schritt auf Rhaenys zu, die sofort zurückweicht. Ramsays Blick verfinstert sich noch mehr, während er faucht: " Ob der Wolfswelpe noch angeschlagen ist oder nicht interessiert mich nicht im geringsten. Eher im Gegenteil, dass ist mir für die Durchführung meiner Pläne sogar sehr recht.".

"Was hast du vor?", knurrt Rhaenys, die schon vieles über die Starks gehört hat und sich um deren König sorgt, auch wenn sie ihn noch nie begegnet ist. Ramsay hält erstaunt inne, ehe er antwortet: "Für diesen Ton könnte ich dich köpfen lassen. Hüte deine Zunge! Nun zu deiner Frage, das werde ich dir nicht erzählen. Noch nicht. Aber hab Geduld, es wird dir gewiss gefallen.".

Das bezweifelt Rhaenys zwar, aber Ramsay wegen nickt sie gnädig und schenkt ihm ein kleines Lächeln. Der Bolton nimmt die Hand seiner Frau und führt sie durch die kalten Gänge Grauensteins zu einer kleinen, schmalen Treppe. So behutsam wie noch nie legt er ihr seinen Arm um die Taille und schiebt sie nach oben. Er murmelt  :" Ich möchte dir etwas zeigen". Als sie oben angekommen sind und die morsche Holztüre aufgestoßen haben, ist Rhaenys überwältigt von der Aussicht dort oben. Vor Grauenstein liegen weiße Felder so weit man blicken kann, Hügeln, Berge und Wälder. Die untergehende Sonne taucht alles in ein wunderschönes Orange und lässt die Schneekristalle glitzern. Da spürt das Mädchen wie sich starke Arme von hinten um ihren Bauch schlingen und einen heißen Atem in ihrem Nacken. Es ist das erste Mal, dass Rhaenys keine Angst verspürt, wenn Ramsay sie berührt.

Fear- Game Of ThronesWhere stories live. Discover now