Kapitel 15

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Aramis tritt mit mir auf seinen Armen über die Türschwelle unseres Hauses.

Draußen geht bereits die Sonne unter, was bedeutet, dass ich ziemlich weit gelaufen sein muss.

Als er mich ins Esszimmer trägt, richten sich alle Blicke auf uns.

„Wie seht ihr denn aus? Ist etwas passiert?", fragt Athos uns besorgt, woraufhin Aramis nur den Kopf schüttelt und in den Gang zu den Schlafzimmern einbiegt.

Er öffnet umständlich die Türe zu seinem Zimmer und legt mich in sein Bett.

Ich streife mir abwesend die Stiefel von den Füßen und ziehe meine Beine an meinen Bauch. Meine Arme schlinge ich um meine Knie, welche ich mir beim Sturz ebenfalls leicht aufgeschürft habe.

Dann beobachte ich Aramis dabei, wie er auf eine seiner Kommoden zugeht und Verbandszeug und andere Utensilien aus einer der Laden holt.

Er geht auf mich zu und legt die Sachen neben mir aufs Bett.

„Warte kurz. Ich hole etwas zum Reinigen der Wunden."

Schweigend starre ich ihm hinterher, wie er aus dem Zimmer geht und mich alleine mit meinen Gedanken lässt. Bilder schießen an mir vorbei.

Männer deren Gesichter von schwarzen Masken verdeckt sind. In ihren Händen halten sie Messer, Peitschen und andere Werkzeuge, mit denen sie mich foltern wollen.

Ein dunkler, kalter Raum. Der einzige Ausgang ist eine verschlossene Tür aus Metallstäben. Durch den Gang schallen Schreie von Menschen, die gefoltert werden.

Eine Fackel vor der Gittertür. Sie erleuchtet ein Gesicht. Das Gesicht eines Mannes. Buckingham. In seinen mich musternden Augen Genugtuung.

Aramis reißt mich aus meinen düsteren Gedanken. Er setzt sich rechts neben mich auf sein Bett. In seiner Hand hält er eine Schüssel mit dampfendem Wasser und ein Tuch.

„Zieh die Bluse aus und zeig mir deine Schulter", dringt Aramis sanfte Stimme zu mir vor.

Vorsichtig ziehe ich mir den weißen Stoff über den Körper und drehe meine Schulter zu ihm, über welche sich eine tiefe Schürfwunde zieht.

Aramis tunkt das Tuch in das warme Wasser und reinigt damit sachte meine Wunde. Er wischt das eingetrocknete Blut weg und entfernt den Schmutz.

Anschließend stellt er die Schüssel weg und nimmt sich den Verband zur Hand, welchen er nun um meine Schulter wickelt. Als er fertig ist macht er mit beiden Enden einen Knopf und trägt das restliche Zeug wieder weg.

Dann setzt er sich wieder zu mir.

„Willst du darüber reden?", fragt er mich mit sanfter Stimme.

Ich presse die Lippen zusammen und schüttle leicht den Kopf.

Daraufhin schlingt Aramis seine Arme um mich, zieht mich mit sich in eine liegende Position und deckt uns mit seiner Decke zu.

Es dauert nicht lange, bis Aramis Atem gleichmäßiger wird und er leise beginnt zu Schnarchen.

Ich bleibe unfreiwillig noch eine Weile wach, versuche so gut es geht die grausamen Bilder aus meinem Kopf zu verbannen.

Ungeduldiges Hämmern an der Tür lässt mich aus meinem unruhigen Schlaf hochfahren.

Aramis scheint noch zu schlafen, weshalb ich, ohne ihn zu wecken, aus dem Bett krabble und mich anziehe.

Leise schließe ich die Tür hinter mir und begebe mich zum Hauseingang, wo bereits Planchet den Gast empfängt.

Eine Frau, gehüllt in einen weiten Mantel, das Gesicht hinter einer Maske verborgen, tritt an Planchet vorbei in den Gang.

Jagd nach den Diamanten (Die drei Musketiere FF)Where stories live. Discover now