Kapitel 9

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Kirschpfote fror in ihrem Nest. Es war dunkel, aber sie konnte einfach nicht schlafen, zu stark heftete ihr Blick auf Bucheckernpfotes Flanken. Würden sie sich weiter heben und senken? Wolkenflut, der Heiler des FlussClans, hatte Bucheckernpfote Ruhe verordnet. Der Schüler trug deutlich Kirschpfotes Bissspuren am Schweif und hatte sich seine Krallen gezerrt. Noch dazu hatte er viel Wasser geschluckt, dass bei jedem zweiten Atemzug seine Lippen benetzte. Irgendwann schlief sie doch ein.

Am Morgen bedeckten feine Eiskristalle ihre Haut. Kalter Wind fuhr in den Bau und verwirbelte Moosfetzen. Im Bau schlief nur noch Bucheckernpfote, Glanzpfote verschlang draußen einen Fisch und Kristallpfote saß abwartend auf der Lichtung. Als Kirschpfote nach draußen trat kam er ungeduldig auf sie zu.

"Wirbelstern sagt, ich soll dich mit zum See nehmen, zum Schwimmen.", maunzte er, offensichtlich genervt.

"Gut dann lass uns gehen."

Kristallpfote tappte los und führte die Kätzin am Kriegerbau vorbei.

"Apfelblatt begleitet uns.", meinte er und weckte eine leuchtend orange Kätzin. Gerade als die Drei das Lager verlassen wollten kam es zum Angriff.

Viele Pfotenpaare stürmten auf sie zu, das Jaulen der Angreifer hallte in der frostigen Luft. Apfelblatt wurde umgeworfen, fuhr aber gleich darauf wieder hoch.

"Himbeerduft! Wolkenschweif! Haltet gefälligst eure Jungen im Zaum!", murrte sie und schob Falkenjunges von sich runter. Als sie aufstand hing Korallenjunges mit den Zähnen an ihrem Ohr. Währenddessen brachte Mondjunges mit Teichjunges Hilfe Kristallpfote zum Stolpern und Federjunges klammerte sich an Kirschpfotes Schweif.

Eine cremefarbene Kätzin tappte aus der Kinderstube und grinste.

"Ich sagte sie sollen spielen gehen. Ich wusste ja nicht, dass sie gleich Katzen angreifen.", schnurrte sie und sammelte ihre Junges Falkenjunges, Mondjunges und Federjunges ein.

"Himbeerduft! Deine Jungen geraten Kriegern zwischen die Pfoten!", maunzte Wolkenschweif und eine hellbraune Kätzin kam vom Schmutzplatz. Ihr Blick war streng.

"Korallenjunges! Teichjunges! Ihr kommt sofort hierher!",Korallenjunges ließ schuldbewusst Apfelblatts Ohr los und plumste auf den Boden. Teichjunges senkte den Kopf und schlängelte sich aus dem Pfotengewirr zu seiner Mutter.

"Dann können wir ja jetzt weiter.", murrte Apfelblatt und verließ das Lager.

Zu Kirschpfotes Überraschung blieb Kristallpfote freiwillig an ihrer Seite. Konnte es sein, dass er sie doch nicht so widerlich fand wie er immer vorgab?

Vor ihnen begann der See zu glitzern, das Wasser war schön klar und am Grund lagen kleine Kieselsteine. Kirschpfote warf einen Blick auf die glatte Oberfläche und ihr Spiegelbild sah ihr entgegen. Alles war wie immer. Große Ohren, minzgrüne Augen, sehr dünn und schlank. Irrte sie sich oder zeichneten sich tatsächlich Muskeln unter ihrer Haut ab? Bestimmt nicht, das Training war so anstrengend, dass das schon sein konnte. Plötzlich spürte sie Pfote an ihrer Flanke und verlor das Gleichgewicht. Platsch! Schon lag sie im See. Als sie prustend auftauchte und nach Luft schnappte, sah sie Kristallpfote der sich vor Lachen auf dem Boden kugelte.

"Du müsstest dein Gesicht sehen!", brachte er hervor.

"Ahja. Du findest das also lustig?", flink fuhren ihre Pfoten durch das Wasser. Kurz darauf lag ein pitschnasser Kristallpfote verdattert auf dem Boden. Jetzt war es an Kirschpfote, zu lachen.

Plötzlich streifte etwas ihre Pfote. Sie quiekte auf und stürzte an Land.

"Was war das?!"

"Na was wohl. Ein Fisch. Was denkst du was wir essen."

Tatsächlich schwammen immer wieder einige dunkle Schatten herum.

"Wie soll man die denn fangen?"

"Soll ich es dir zeigen?", antwortete Kristallpfote und blickte sie an. Und es war kein verächtlicher Ausdruck in seinen eisblauen Augen.

(Bild: Bucheckernpfote)

Kirschpfotes LebenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt