Kapitel 18

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Die Jungen fingen an sich zu regen. Die zusammengeklebten Fellsträhnen waren getrocknet und die vier Kleinen waren flauschiger als Daunenfedern. Kirschglanz hatte unheimliche Kopfschmerzen vom vielen Weinen, ihre Schläfen pochten heftig. Bucheckernsaat hatte die ganze Nacht bei ihr gesessen, hatte sie getröstet und ihr beruhigend das Fell geputzt. Jetzt stupste er sie an.

"Willst du deinen Jungen Namen geben?"

"Ja.", ihre Stimme klang rau und brüchig, aber sie richtete sich auf.

Sie betrachtete die Jungen. Sie waren einfach wunderschön. Eines der Weibchen war dunkelgrau, ihre Schwester etwas heller, und das schwächste Männchen im Wurf war noch ein Stück heller. Der zweite Kater sah zu Kirschglanz Trauer wie Kristallsplitter aus. Sie stupste die Nase in das gefleckte Fell des Kleinen.

"Otterjunges."

Bucheckernsaat nickte und legte das dunkle Weibchen wieder ins Nest, da sie davonkrabbeln wollte.

"Seejunges.", wie zur Bestätigung schnurrte das kleine Kätzchen.

Eine graue Pfote tatschte Kirschglanz auf die Nase. Sie gehörte dem zweiten Weibchen.

"Fischjunges."

Offenbar gefiel Fischjunges ihr Name, denn sie quiekte vergnügt.

"Und Eisjunges.", der hellgraue Kater rührte sich kaum, wenn seine Geschwister ihn anstießen während sie sich im Nest wanden. Besorgt zog seine Mutter ihn näher, damit er trinken konnte. Schwach tat Eisjunges Milchtritte an ihrem Bauch und saugte ein paar Schlucke, ließ dann aber von der Zitze ab und drückte sein winziges Gesichtchen in Bucheckernsaats Schweif.

Die Trauer stieg wieder in Kirschglanz hoch.

"Sie haben keinen Vater mehr. Zumindest keinen der sie liebt."

Verlegen knetete Bucheckernsaat mit den Pfoten den Boden.

"Wenn du willst...kann ich...ein Vater für sie sein...", die Unsicherheit in seiner Stimme äußerte sich durch ein Zittern und er blickte zu Boden.

Kirschglanz dachte nach. Bucheckernsaat schien perfekt zu sein, er liebte die Jungen jetzt schon mehr als Kristallsplitter sie jemals lieben konnte. Vorsichtig nahm sie eines der Jungen hoch, es war Seejunges, und legte es dem gesprenkelten Kater auf die Flanke. Fröhlich quietschend machte sich die kleine Kätzin eine Kuhle in das lange Fell und kuschelte sich hinein. Die Antwort war eindeutig. Kirschglanz schnurrte zum ersten Mal seit Stunden und berührte Bucheckernsaat dankbar mit der Schnauze an der Wange. Ihre Jungen würden einen Vater haben, der immer für sie da war. Selbst wenn durch ihre Adern nicht das gleiche Blut floss, so war in dieser Nacht ein inniges, starkes Band zwischen dem Kater und den vier Kätzchen entstanden, das niemals reißen würde.

(Bild: Otterjunges(gefleckt), Seejunges(dunkelgrau), Eisjunges(hellgrau), Fischjunges(mittelgrau))

Kirschpfotes LebenWhere stories live. Discover now