9.)

104 0 0
                                    

Schneller als gewohnt hatte sich Jasper umgezogen, Mädchen auf dem Hof abgewümmelt und auf dem Weg nach Hause gemacht. Völlig perplex entdeckte er Emilie auf der Mauerpfalsäule. Viel zu schnell trat er in die Bremse, so dass er kurz nur auf seinem Vorderrad fuhr. Elegant huschte sie von der Mauerpfalsäule zu der Vordertür. Auffordernd wartete sie. Viel zu lange stand Jasper nur still. Doch dann schob er sein Fahrrad durch die Pforte. Emilie strahlte so breit wie seit langem nicht mehr.

In ihrem Zimmer setzte er sich auf das Sofa unterm Fenster. ,,Wollen wir Game of thrones weiter schauen?", fragte sie, während sie ihre DVDs unterm Fernseher durchsuchte.
,,Ja. Sind wir immer noch in der dritten Staffel?"
,,Ja, sofern du nicht heimlich weiter geschaut hast?", fragte sie mit spaßigen skeptischen Unterton.
,,Das würde mir nicht mal in meinen schlimmsten Albträumen einfallem", scherzte er. Sie kicherte und startete die Folge.
Über den Rücken schaute er durch Fenster nach untern zu Charlies Haus. Emilie krabbelte auf dem Sofa über ihn hinweg und zog die Vorhänge vorm Fenster zu.

,,Ist beim Basketball irgendetwas vorgefallen?" Fragte Emilie.
,,Nein, ich komme immer noch nicht mit Markus klar", erklärte Jasper.
Sie zögerte, dann sagte sie übertrieben. ,,Wir sollten Hamilton schauen und nicht Game of thrones."
,,Wie kommst du denn darauf?", fragte er irritiert.
Sie kniete sich aufs Sofa und sah ihm direkt in die blauen Augen. ,,Weil du ein Hamilton gewesen bist, der sich gerade in einen Aron Burr verwandelt."
,,Das soll mir was sagen?", fragte Jasper, der mit all den Namen gar nichts anfangen konnte.
,,Das du dich von einem mutigen, direkte, zielstrebigen und ungeduldige Person in einer Person verwandelt hat, die lieber warte sich mit negativen als positiven Gefühlen füllt und sich die falschen Feinde sucht. Burr ist aber ein Verlierer. Das heißt, du musst zu deinem alten mutigen Ich zurückfinden", erklärte sie lächelnd.
,,Du brauchst bessere Vergleiche, wenn keiner die Chrakter kennt", erwiderte Jasper noch verwirrt.
,,Du musst doch nur Markus verzeihen. Den willst du nicht als Feind haben. Und vergiss nicht: Keiner weiß von deinem Patzer, weil wir dich alle mögen und soetwas nicht weiter erzählen können", fuhr sie fort.
,,Markus war allerdings ziemlich sauer auf mich heute. Das war mehr als stillschweigendes Warten. Für eine Entschuldigung ist es zu spät."
,,Du darfst nicht warten! Markus ist klug. Er wird eine ehrliche Entschuldigung akzeptieren."
,,Weshalb sollte ich mich entschuldigen? Er hat einen fataleren Fehler begangen als ich", fuhr Jasper beleidigt fort und blickte weg.
Emilie seufzte. Sie tippte sein Bein an, um seine Aufmerksamkeit bei sich zu behalten. ,,Willst du ihm wirklich nicht verzeihen?", fragte sie enttäuscht.
,,Doch", sagte Jasper so energisch, dass er sich so selber überraschte. Leiser sagte er: ,,Ich sehe nur nicht ein mich zu entschuldigen."
,,Musst du doch gar nicht. Rede einfach mit ihm. Du hast ihn doch zur Strafe ignoriert. Wenn du mit ihm sprichts, löst du die Regel auf und musst dich nicht mal für dein Verhalten entschuldigen", erläuterte sie ihre Sicht.
Er überdachte ihren Vorschlag. ,,Warum bist du so besessen, mich zu einer Aktion zu treiben?"
Ihr Dauerlächeln verschwand kurz, dann sagte sie grinsend, während sie ihn von Sofa stieß: ,,Dich kann man so traurig wie in den letzten Tagen nicht ertragen. Die Stimmung überträgt sich dann." Den letzten Satz sagte sie ernst und mit einer gewissen Trauer. ,,Außerdem hat Markus gute Ratschläge für dich." Ihr Blick wanderte nach rechts zum Fenster.
Jasper rappelte sich vom Boden auf. ,,Ich werde gleich zu ihm gehen!", sagte er entschlossen.
,,Diese pulmpe Art an dir mag ich", meinte sie zufrieden.
,,Warum denn plump?", fragte er zurück.
,,Ach nur, weil es seltsam käme, wenn du jetzt zu ihn fährst, obwohl du da auch so selten gewesen bist", sagte sie beiläufig.
,,Das hast du wohl nicht ganz so unrecht", sagte er verlegen.
Sie setzte sich ordentlich aufs Sofa und deutete neben sich. ,,Dann lass uns die Folge zuende schauen und du sprichst morgen mit Markus."
Er nickte und setzte sich zu ihr die Folgen genießend.

Die JungstoiletteWhere stories live. Discover now