AllanaHogwarts brodelte.
Jaimes Verhaftung hatte das Fass zum Überlaufen gebracht und das Schloss ins Chaos gestürzt.
Das Ministerium hatte im Propheten quasi bestätigt, dass Jaime der besagte "Sohn" war und somit die schwehlende Gerüchteküche neu angeheitzt. Natürlich glaubten jetzt unzählige Schüler, dass mein Bruder außerdem einer von Voldemorts Spionen war - oder Schlimmeres. Die Vermutungen, angefangen von einem Spitzel, der Hogwarts infiltriert hatte bis hin zu einem Anwerber für nachfolgende Todesser war nahezu alles möglich.
,,Vielleicht ist er ein geheimer Attentäter, dessen Aufgabe es ist, Harry Potter zu töten - schließlich ist Harry bereits jedes Jahr irgendetwas Gruseliges geschehen!", wisperte ein kleiner Zweitklässler im Gemeinschaftsraum der Gryffindors aufgeregt.
Dann hat Jaime aber entweder einen verdammt schlechten Job geleistet oder Harry hat einfach nur das zweifelhafte Talent, sich Jahr für Jahr in Schwierigkeiten zu begeben!
Natürlich standen die Slytherins geschlossen hinter Jaime, wobei sich auch hier ein Spalt zwischen den Angehörigen des Schlangenhauses auftat. Einige schienen es durchaus zu genießen, dass sich ihr Haus wieder einmal im Mittelpunkt befand, egal warum. Andere verteidigten Jaime strikt und beharrten darauf, dass die Anschuldigungen gegen meinen Bruder bloße Lügen von Ministerium waren, mit der Absicht einen geeigneten Sündenbock zu finden. Und wieder Andere ... vor allem ein paar der älteren Schüler schienen durchaus stolz zu sein, dass Voldemorts Sohn einer der ihren war.
Mir lief es eiskalt den Rücken herunter.
Wie scheint Draco wohl darüber zu denken?
Nach Jaimes Verhaftung war er quasi wie vom Erdboden verschwunden gewesen. Zwar besuchte er noch regelmäßig den Unterricht, doch zu den Mahlzeiten war er kein einziges Mal in der großen Halle gewesen und in den Fluren hatte ich stets nur flüchtige Blicke auf ihn erhascht. Ich befürchtete, dass er sich im Raum der Wünsche weiter seinem geheimen Projekt widmete.
Ich seufzte und betrat meinen Schlafsaal. Wie mochten wohl Jaimes Gespräche mit Dumbledore und Hermine verlaufen sein? Hatte er ihnen weitere Informationen gegeben? War er womöglich schon auf dem Weg nach Askaban?
Ich biss mir auf die Lippe.
Normalerweise war Jaime stets bei mir gewesen, wenn mich Ängste und Befürchtungen heimgesucht hatten. Er war nunmal die Person, die mir seit Jahren am nächsten stand, der genau dasselbe Geheimnis mit sich trug und dem ich somit all meine Sorgen und Gedanken anvertrauen konnte. Doch jetzt ... Jaime befand sich vollkommen isoliert in einer Gefängniszelle mit mehreren ausgebilderen Auroren als Wache und ich ... Ich war nun mindestens genauso isoliert wie Jaime. Ich kann mit niemanden darüber sprechen, welche Ängste mich plagen.
Die einzige Person, der ich mich vollends anvertrauen konnte, mich nicht zurückhalten musste, ich vollends ich selbst sein konnte, war unerreichbar für mich.
Ich vergrub das Gesicht in den Armen.
,,Allana?"
Ich zuckte zusammen und fuhr mir eilig mit der Hand über die vermutlich verdächtig schimmernden Augen. ,,Ja?" Meine Stimme klang etwas höher als sonst.
Ich vernahm zögerliche Schritte, die sich mir näherten und hob den Kopf.
Hermine schlürfte zu mir. Ihre Schultern hingen schlaff herab und in ihrer Haltung fehlte die Spannung. Sie vermied es mir in die Augen zu sehen.
Sie sah somit genauso aus, wie ich mich gerade fühlte. Müde. Verletzlich. Ratlos. Allein ...
,,Ich- ich war gerade bei ... bei Jaime", murmelte sie und stockte kurz vor der Erwähnung von dem Namen meines Bruders. Es schien ihr Anstrengung zu bereiten ihn auch nur auszusprechen.
Eine Weile schwieg sie. Fuhr sich sichtlich nervös durch die Haare und befeuchtete die Unterlippe mit der Zunge. Ich vernahm ihre unregelmäßigen Atemzüge.
Endlich schien sie die Kraft gefunden zu haben um weiterzusprechen. ,,Al, ich-" Sie unterbrach sich. ,,Du ... du warst auch bei Jaime, oder? Denn ich muss wissen ... hat er dir auch die Wahrheit erzählt über- über den F-friedhof und V-voldemort?"
Es fiel mir nur schwer meine Überraschung zu verbergen. Jaime hatte Hermine tatsächlich alles erzählt? Die ganze Wahrheit? Aber offenbar nichts über mich, sonst hätte Hermine garantiert anders reagiert ... Oder benutzte Hermine nur eine Strategie um die Wahrheit über Jaime aus mir herauszuködern?
Ich blickte in ihr bleiches Gesicht und nur einen Moment später fühlte ich mich schuldig, dass ich tatsächlich die Aussage meiner besten Freundin angezweifelt hatte; So kraftlos und resigniert wie sie gerade aussah, konnte mein Bruder ihr nur die Wahrheit gesagt haben.
Hoffentlich irrte ich mich nun nicht.
Aber die Wahrheit schmerzt nunmal mehr als jede Lüge. Und Hermine litt unter höllischen Schmerzen, das war ihr anzusehen.
,,Ja, hat er".
Ich hörte Hermine zischend aufatmen, doch die Qual in ihrem Blick verschwand nicht. Stattdessen mischte sich jetzt Ratlosigkeit mit in ihre Augen. ,,A-aber warum- warum bist du so ruhig, w-weißt du denn nicht, was das bedeutet ... wer er ist- ... V-voldemort ist sein V-vater ... d-das kann ich einfach noch nicht fassen ..." Ihre Lippe bebte und Tränen bildeten sich in ihren Augen. ,,Sein- sein Vater hat Harrys Eltern auf dem Gewissen ... und Nevilles ... Cedric-" Hermines Augen weiteten sich und sie schlug sich die Hände vor dem Mund. ,,Bei Merlin, Allana, es tut mir so leid, ich- ich hätte dich nicht daran erinnern sollen, ich-"
,,Schon gut", meinte ich nur. Aber sie hatte Recht: Eigentlich sollte ich panisch sein. Ängstlich. Geschockt und vielleicht sogar zornig. Oder zumindest so wirken. Aber diese ganze Schauspielerei schien plötzlich so sinnlos. Mir fehlte einfach die Kraft dazu.
,,Aber das alles war Voldemort", war deshalb alles, was ich sagte. ,,Nicht Jaime."
Hermine knabberte an ihrer Lippe und schenkte mir einen verzweifelten Blick. ,,Das weiß ich doch!"
Ich starrte sie an. Wie sie das einfach so sagte ... aus völliger Überzeugung heraus und ohne Nachzudenken.
Obwohl sie soeben Ungeheuerliches erfahren hatte, vertraute sie Jaime trotzdem noch ... sah ihn nicht als Monster an ... das war irgendwie ... inspirierend. Befreiend sogar.
Ich musste schlucken.
,, ... Aber Jaime hat so viel vor mir verborgen ... und ich bin mir sicher, da ist noch mehr ... und ich habe Angst, wirklich Angst noch mehr zu erfahren!"
Ich lehnte mich auf dem Sofa zurück und rieb mir den Kopf. Was waren andere Taten, die wir bisher verschwiegen hatten und deren Ursache Voldemort war? Nein, deren Grund war, dass Voldemort unser Vater war?
Wir haben Crouch Jr dem Dementorkuss ausgeliefert und Slughorn angegriffen und sein Gedächtnis manipuliert, wir sind bereit Dumbledore zu töten ...
Verzweifelte Versuche um die Wahrheit zu verstecken und unsere Identität zu verbergen. Und all dies bringt uns näher zu Voldemort. Macht uns mehr zu ihm. Denn immer wenn wir einen Plan ausarbeiteten um andere von unserer Spur abzubringen, waren wir nicht mehr Jaime Gaunt, der intelligente Waisenjunge aus Slytherin und Allana Diggory, die stolze Gryffindor und Schwester von Cedric Diggory. Nein, wir waren die noch namenlosen Riddle-Kinder von Voldemort.
Weil wir alles tun würden, um unser Geheimnis zu bewahren.
Doch nun war es ans Licht gekommen.
,,Hermine, bitte versprich mir, dass du nichts davon Harry und Ron erzählen wirst", meinte ich eindringlich. Erst recht nicht Harry.
Sie nickte schniefend.
Was hatte Jaime dazu gebracht, es Hermine zu erzählen? Wir hatten es nicht einmal Draco erzählt, nicht einmal Sirius ...
Irgendwann werden wir ihnen die ganze Wahrheit sagen müssen. Nicht nur die dunkle Wahrheit über Jaime, sondern auch über mich.Am Tag darauf durfte ich erneut meinen Bruder im Kerker besuchen. Wie schon zuvor wurde mein Erscheinen genau protokolliert, bevor mich zwei Auroren zu Jaimes Zelle eskortierten. Einer von ihnen öffnete mit einem Wink seines Zauberstabes die schwere Stahltür und bedeutete mir dann knapp einzutreten. Kaum hatten meine Füße den unebenen Steinboden der Zelle berührt, wurde die Tür wieder geschlossen und hüllte die Zelle erneut in schummrige Dunkelheit.
Ich wartete eine Weile, bis sich meine Augen ein wenig an das fehlende Licht gewöhnt hatten und heftete dann meinen Blick auf Jaime.
Er blickte blinzelnd zu mir auf. Seine Pupillen waren geweitet, sodass die graue Farbe seiner Iris nur noch kaum wahrnehmbar war. Seine Haltung war sichtlich angespannt.
,,Ich bin's nur", erklärte ich beruhigend und sofort entspannten sich Jaimes Schultern etwas. ,,Achso ... Ich dachte- ich dachte schon-" Er unterbrach sich und räusperte sich kurz. ,,Nun denn ... ich hoffe, du hast nicht noch mehr beunruhigende Neuigkeiten."
Ich ließ mich im Schneidersitz neben ihm auf dem Boden nieder. Er lehnte seinen Rücken leicht an meine Schulter.
,,Nein, glücklicherweise nicht. Aber Hermine meinte, du hättest ihr die Wahrheit erzählt."
Jaime seufzte leise. ,,Ja ... War sie sehr aufgewühlt?"
,,Ziemlich."
,,Was hast du ihr gesagt?"
,,Ich meinte, du hättest mir ebenfalls die Wahrheit über deine Herkunft erzählt. Ich hoffe, ich habe damit nicht irgendeinen genialen Plan von dir durchkreuzt."
Mein Bruder gluckste leise. ,,Ne, hast du nicht." Er schwieg für einen Moment. ,,Ich- Al, ich habe es auch Dumbledore gesagt."
Ich zuckte zusammen, was seinerseits ein ,,Aua" auslöste, denn meine Schulter bohrte sich kurz in seinen Rücken.
,,Du hast was?!"
,,Ich habe ihm alles gesagt. Selbst über die Horkruxe. Ich habe abgemacht, dass ich ihm zu einem von ihnen führen würde und er hat zugestimmt ... Er hat zugestimmt mich vor dem Ministerium zu schützen, Al! Ich habe also zumindest eine winzige Chance, dann werde ich einfach das Land verlassen und eine andere Schule besuchen, i-ich wäre sicher, ich- Hey, was ist denn?"
Ich hatte hilflos den Kopf geschüttelt, denn ich hatte es erkannt, Jaime hatte nicht nachgedacht, er passte einfach nicht auf, da war ein Fehler in seinem Plan ...
,,Du bist nicht sicher, Jaime", sagte ich tonlos und sah wie das hoffnungsvolle Lächeln im Gesicht meines Bruders erlosch.
,,Ich- nein, i-ich habe mich nicht vertan, es passt alles", stotterte er und sein Blick wurde mit einem Mal panisch. ,,D-da darf kein Fehler sein, ich darf keinen Fehler gemacht haben ..."
,,Jaime, Draco muss Dumbledore vor Ende des Schuljahres umbringen! Wie kann Dumbledore dir helfen, wenn er bereits tot ist?!"
Jaime blinzelte. ,,Verdammt", meinte er tonlos. ,,Verdammt, verdammt, verdammt!"
Er rappelte sich auf und begann durch die enge Zelle zu tigern. Sein Gang war unsicher. Seine Beine zitterten. Er ballte die rechte Hand zur Faust, doch auch sie bebte merklich. ,,I-ich muss hier raus ... wenn Dumbledore tot ist, schicken sie mich nach Askaban, ich darf nicht-, ich-"
Seine Stimme brach und er presste sich die Hand vor den Mund. Seine Atmung war keuchend und seine Brust hob und senkte sich unregelmäßig. Seine Augen waren weit aufgerissen. Er schien einer Panikattacke nahe zu sein.
Ich packte rasch seine Handgelenke und drückte sie an seine Seite. ,,Ruhige Atemzüge, Jaime, ganz ruhig, ganz ruhig ..."
Ich ließ seine Arme los und legte meine zitternden Handflächen an sein Gesicht. ,,Schhhht, Jaime, sieh mich an ... sieh mich einfach nur an ..."
Langsam wurde seine Atmung wieder regelmäßiger.
Er seufzte leise und berührte meine Stirn mit der seinen. Seine Augen waren geschlossen.
Ich verhakte unsere Finger miteinander. ,,Jaime, ich hole dich hier raus", meinte ich eindringlich. ,,Was immer auch geschieht, ich werde dich retten. Versprochen."Ja, da bin ich wieder, reichlich spät, ich weiß.
Das ist also die Auflösung von Jaimes verheerender Kalkulation, was sogar auch eine Person herausgefunden hat (hundert Punkte für dein Lieblingshaus)!
Nun liegt es also an Allana ihrem Bruder zu retten und das Finale rückt immer näher ...
Apropros: Bei dem Ende von diesem Teil (Harry Potter und der Halbblutprinz) muss ich mich sogar noch zwischen zwei möglichen Varianten entscheiden. Oder ich mach einfach was komplett Anderes. Mal sehen.
Tschö mit ö!

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