_poisons and weapons

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"Wie lange laufen wir eigentlich schon durch diesen grässlichen Wald?", fragte ich unter schwerem Atem und wischte mir den kalten Schweiß von der Stirn, der mir langsam die Schläfen hinunterrann. Noch immer hatte sich nichts verändert und ich befürchtete mittlerweile, dass es sich noch eine Ewigkeit hinzog, bis wir endlich das gefunden hatten, was wir suchten. Allerdings rann mir auch langsam die Zeit davon, denn die feinen Äderchen hatten sich noch weiter ausgebreitet und meine Kehle war so zugeschnürt, dass ich bloß flach Atmen konnte. Gerades Laufen war schon lange nicht mehr drin und immer mal wieder verschwamm mein Umfeld um mich herum und ich war manchmal nahe dran das Bewusstsein zu verlieren.
"Das kann ich dir nicht genau sagen. Die Zeit hier ist nicht einschätzbar. Ich weiß nicht einmal, ob sie mit unserer eigentlichen Zeit übereinstimmt, denn unsere Träume verlaufen ebenfalls nach einem ganz anderen Maßstab."

Den bissigen Ton, den die Eiskalte Frau anschlug ignorierte ich, weil ich zugegebenermaßen bereits zum zehnten Mal fragte und ich langsam das Gefühl hatte, dass es einfach ihre Art war und man sich das einfach nicht zu Herzen nehmen sollte. Ich wusste noch immer nicht mehr über sie, aber die Fragerei hatte ich längst aufgegeben. Vor allem, weil es mich einfach zu viel Kraft kostete, mich auch noch darüber zu Informieren, was für eine Person mich überhaupt durch das Grau und Schwarz leitete.
"Okay, ich hoffe nur, wir kommen bald an. Ich wünsche mir so sehr, dass wir die Stelle mit dem Traumschattenkraut einfach endlich finden und ich dann nach Jimin suchen kann", sagte ich und war kurz davor in Tränen auszubrechen, weil mich die Schmerzen immer weiter verlangsamten und ich Jimin so sehr vermisste und nicht wusste, wie ich ihn finden sollte, wenn ich endlich das Heilmittel erhalten hatte, doch der Kloß in meinem Hals schnürte mir nur noch mehr die Kehle zu.

Wie durch ein Wunder aber, stoppte die Eiskalte Frau und verkündete ernst: "Hier blüht es. Scheinbar hast du ziemlich viel Glück. Jetzt muss ich das Traumschattenkraut nur noch ausfindig machen und das Heilmittel herstellen. Warte hier auf mich, du solltest dich ausruhen."
Sie deutete auf die schwarze Wurzel eines großen Baumes, die breit und wuchtig aus dem Boden hervortrat und ich ließ mich kraftlos darauf fallen. Ich beobachtete, wie meine Helferin etwas hinter ihrem pechschwarzen Umhang hervorholte, das einem Degen ähnelte und damit über den Boden streifte, als suchte sie mit einem Metalldetektor nach alten Münzen.
Mit der Zeit wurden meine Augenlider immer schwerer und mein Rücken immer krummer und auch wenn es ein Stechen in meiner Seite auslöste, konnte ich dem Sog, der mich immer weiter von der Realität wegzog, nicht widerstehen und schloss einfach die Augen.
Immer wieder versuchte ich, meine Lider zu öffnen, doch beim dritten Mal gelang es mir nicht mehr und ich sank gegen den Baum, der sich neben mir aufbaute und verlor den letzten Rest meiner Körperspannung, wenn ohnehin noch etwas davon übrig geblieben war.

Ich befand mich in einem halbschlafähnlichen Zustand und sah Jimin vor mir, wie er völlig verloren durch den Wald irrte, während ich noch immer hier saß. Er sah ruhelos aus, verwirrt, wo er sich befand, nicht wissend, wo er jetzt langlaufen musste, um diesem Albtraum zu entkommen. Es brach mir das Herz, ihn so zu sehen, doch noch schlimmer war es, als ich ihn nicht mehr vor mir sah, sondern eine beinahe komplett in Schwarz versinkende Frau mit einem stahlgrauen Auge, das seltsam strahlend aufblitzte.
"Bleib wach!", befahl sie und ihre Stimme klang, als hörte ich sie weit hinten in meinem Kopf, einer Einbildung zuzuschreiben, die mich eingenommen hatte.
"Wer bist du?", brachte ich durch kaum geöffnete Lippen heraus. Sie waren einfach zu schwer, um sie richtig zu bewegen. "Wo ist Jimin?"
Ich schloss wieder die Augen und etwas packte mich bei den Schultern, ehe es mich gegen etwas hartes hinter mir schlug und ich vor Schmerz aufschrie. Sofort war ich wieder im Hier und Jetzt. Ich hatte phantasiert und wäre beinahe wieder weggedämmert.

Mit einem ernst dreinblickenden Auge betrachtete mich die Eiskalt Frau und half mir, mich wieder aufrecht hinzusetzen. Ich spürte noch immer ein schmerzendes Pochen durch den harten Aufprall, doch ich hatte für den Moment einen relativ klaren Kopf.
"Du kannst von Glück sagen, dass ich gesehen habe, wie du eingeschlafen bist. Bleib wach! Wenn das Gift im Schlaf seine Wirkung entfaltet, sehe ich es nicht. Du wirst einfach ersticken, ohne einen Laut von dir zu geben, weil dein Organismus bereits zu schwach ist."
Ich nickte, was sich anfühlte, als würde ich meinen Kopf kreisen lassen. Dann ließ sie wieder von mir ab und setzte ihre Suche fort.
"Nur noch zwei Blüten, dann habe ich alles zusammen und stelle das Heilmittel her. Hältst du solange noch durch?"
Zur Antwort stand ich auf, wenn auch etwas wackelig und stemmte meinen linken Arm gegen den riesigen Baum, damit ich meinen Halt behielt.
"Ja", sagte ich entschlossen und die Eiskalte Frau nickte bestätigend, ehe sie wieder ihrer Suche nachging.

Dreamland Prisoners || park jiminحيث تعيش القصص. اكتشف الآن